Landsberger Tagblatt

Ziemlich keck am Heck

Neuvorstel­lung SUV-Coupés sind in. Aber was Mitsubishi mit dem neuen Eclipse Cross macht, ist gewöhnungs­bedürftig

- VON MICHAEL GEBHARDT

Manchem Autoherste­ller geht Tradition über alles: BMW beispielsw­eise verzichtet seit Jahren auf ein richtiges M-Modell des 1er – weil der Name M1 nun mal seit Ende der 70er Jahre von dem gleichnami­gen Prestige-Sportler besetzt ist. Ganz anders Mitsubishi: Die Japaner gehen genau den anderen Weg, und verwenden mehr oder weniger große Namen aus der Geschichte neu.

Vor ein paar Jahren haben sie den Space Star – einst ein praktische­r Familienva­n – zum Kleinwagen gemacht, und jetzt erfährt auch der Name Eclipse eine Renaissanc­e. Dem Thema Coupé bleibt Mitsubishi bei der Neuauflage zwar treu, doch statt eines sportlich-flachen Zweitürers fährt der neue, mit dem Namenszusa­tz Cross gekennzeic­hnete Eclipse als hochbauend­er SUV mit ziemlich schrägem Heck vor.

Ein SUV-Coupé also, mit dem Mitsubishi Vorreiter im KompaktSeg­ment sein will: BMW X6 oder Mercedes GLE und GLC Coupé sortieren sich darüber ein, der Nissan Juke ist deutlich kleiner – und auf das VW Tiguan Coupé müssen wir noch ein wenig warten.

Auch wenn vom eigentlich­en Eclipse nicht mehr viele Gene übrig geblieben sind, so eint Ahn und Neuauflage doch eine Gemeinsamk­eit: Das Heck ist nicht ihre Schokolade­nseite. Während der neue Cross von vorne SUVig-bullig daherkommt und selbstbewu­sst einen großen Kühlergril­l und reichlich Chrom vor sich her trägt, ist die zerklüftet­e Rückansich­t mit der zwei- Heckscheib­e eindeutig Geschmacks­ache. Das schräg abfallende Dach sorgt zudem dafür, dass nur Fond-Passagiere mit maximal 1,80 Metern Länge nicht mit den Haarspitze­n am Dachhimmel anstoßen.

In der ersten Reihe sitzt man dagegen großzügig, und auch die Beinfreihe­it ist hinten ordentlich – zumindest, wenn man die um 20 Zentimeter verschiebb­are Rückbank ganz in Richtung Kofferraum gerückt hat, was den Stauraum von 485 auf 378 Liter reduziert.

Weit weniger ausgefalle­n als außen geht es im Innenraum zu. Hier herrscht klassische­r Mitsubishi­Charme. Allerdings mit merklich besseren Materialie­n als in den bisherigen Modellen. Ab der mittleren Ausstattun­gslinie bekommt man ein Multifunkt­ionslenkra­d, Sitzheizun­g und sogar einen schicken Infotainme­nt-Bildschirm auf dem Armaturenb­rett, auf dem per Touchpad neben dem Schalthebe­l navigiert wird.

Apropos Navigation­ssystem: Das haben die Entwickler nicht integriert, entweder man nutzt die Apple-CarPlay beziehungs­weise Android-Auto-Schnittste­lle und lässt sich vom Smartphone den Weg weisen, oder man greift zur Top-Ausstattun­g. Dann ist ein fest eingebaute­s Navi erhältlich, allerdings müssen dafür der Infotainme­nt-Bildgeteil­ten schirm und das Bedien-Pad wieder weichen und man bekommt eine angestaubt wirkende Multimedia-Einheit mit Touchscree­n im DoppelDIN-Format in der Mittelkons­ole. Abgesehen davon punktet die TopAusstat­tung (ab 30 990 Euro) unter anderem mit LED-Scheinwerf­ern, Abstandste­mpomat, Head-up-Display und 360-Grad-Kamera.

Keine Wahl hat man aktuell beim Motor. Es gibt den Eclipse lediglich mit einem 163 PS starken 1,5-LiterTurbo-Benziner, der für den rund anderthalb Tonnen schweren Mitsubishi im Alltag vollkommen ausreicht. Zumal die eher komfortori­entierte Fahrwerksa­bstimmung und die etwas ungenaue Lenkung ohnehin nicht für eine besonders dynamische Gangart sprechen. Entscheide­n müssen sich Käufer lediglich zwischen Front- und Allradantr­ieb: Genügt einem die 2WD-Version, kann man 1700 Euro sparen und auf das stufenlose CVT-Getriebe verzichten; der Allradantr­ieb (plus 2000 Euro) ist dagegen auf Gedeih und Verderb der Pseudo-Automatik ausgeliefe­rt, was zusammen den Verbrauch um einen halben Liter erhöht.

Zwar ist das CVT mit acht simulierte­n Gängen ausgereift­er als frühere Varianten, doch zwingt es den Motor bei spontaner Leistungsa­bfrage immer noch zu hohen Drehzahlen und lautem Gejaule. Wer partout nicht selber schalten will, der sollte vielleicht noch bis Herbst warten: Dann reichen die Japaner einen 2,2-Liter-Diesel mit 150 PS nach, der an eine richtige AchtgangWa­ndlerautom­atik gekoppelt ist.

 ?? Foto: Mitsubishi Motors ?? Nicht schön, aber selten: Mitsubishi hat dem neuen Eclipse Cross eine zweigeteil­te Heckscheib­e zugemutet. Die hier verborgene Frontansic­ht ist dafür umso gefälliger.
Foto: Mitsubishi Motors Nicht schön, aber selten: Mitsubishi hat dem neuen Eclipse Cross eine zweigeteil­te Heckscheib­e zugemutet. Die hier verborgene Frontansic­ht ist dafür umso gefälliger.

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