Eine „Ureinwohnerin“will ins Rathaus
Porträt Dagmar Kramer hat vor allem die Themen Verkehr und Lärmschutz auf der Agenda. Die gebürtige Kauferingerin hat sich vor Kurzem den Freien Wählern angeschlossen
Am 4. März wird in Kaufering ein neuer Bürgermeister gewählt. Erstmals in der Geschichte der zweitgrößten Landkreiskommune könnte auch eine Frau Gemeindechefin werden. Denn unter den fünf Kandidaten sind drei Damen. Wir stellen die fünf Bewerber diese Woche vor. Heute: Dagmar Kramer (Freie Wähler).
Kaufering Sie ist gebürtige Kauferingerin und auch schon ihr Großvater war politisch im Ort aktiv. „Ich bin mit dem ganzen Herzen dabei und will Bürgermeister werden“, sagt Dagmar Kramer. Im Herbst 2016 legte sie quasi den Grundstein für ihr politisches Engagement. Als Wortführerin der Gruppierung „Bürger in Bewegung“setzte sie sich gegen die neu eingeführte Tempo-30-Zone mit Rechts-vor-LinksRegelung im Bereich Iglinger Straße ein und organisierte auch eine groß angelegte Unterschriftenaktion. „Damals schon hat mich ein Bürger angesprochen: ’Wenn du dich so einsetzt, mach du doch Bürgermeisterin.’“
Kurz vor Weihnachten reichte Dagmar Kramer ihre Bewerbungsunterlagen ein. Allerdings war die 56-Jährige kein Mitglied einer im Marktgemeinderat vertretenen Partei. Als Kandidatin der „Bürger in Bewegung“war sie auf 180 Unterstützerunterschriften angewiesen. „Das war eine Riesenhürde“, so Kramer, und sie glaubt nicht, dass sie die Anzahl bis zum Stichtag 22. Januar aufgebracht hätte. Anfang Januar wurde sie schließlich offiziell Bürgermeisterkandidatin der Freien Wähler und ist somit nicht mehr auf die Unterschriften angewiesen.
Das Thema Verkehr, das Impulsgeber für ihre Bürgermeisterkandidatur war, hat sie auf ihrer Themenliste auch ganz oben. „Wir müssen unbedingt schauen, dass die Vorfahrtsstraßen, zum Beispiel in der Iglinger Straße, zurückkommen. Tempo 30 kann trotzdem gelten. Denn gesetzlich hat sich einiges getan.“Ein anderes Thema, dem sie sich zuwendet, hat ebenfalls mit Verkehr zu tun – jedoch mit dem auf der Schiene. Genauer gesagt mit „Lärm macht krank“, so Kramer. Die Elektrifizierung der Bahnlinie München-Lindau sei genehmigt. Das bringe einen Zuwachs beim nächtlichen Güterverkehr, und man müsse noch schauen, ob nicht doch noch zusätzliche Lärmschutzmaßnahmen realisiert werden könnten. Hierzu will sich die Kandidatin der Freien Wähler beim bayerischen Bahnchef einsetzen. „Wir müssen da alle Hebel in Bewegung setzen. Wir bekommen schon über genügend andere Kanäle genügend Lärm, zum Beispiel über ein Holzwerk in Landsberg. Das hört man bis ins Dorf.“
Ein besonderes Projekt schwebt der gebürtigen Kauferingerin hin- sichtlich der Wohnraumnot vor. Es ist „Wohnen für Hilfe“betitelt. „Wir haben wenige Wohnungen für Studenten und Auszubildende. Dafür viele alte Leute, die ein großes Haus haben und jemanden brauchen, der ihnen im Alltag hilft.“Ansonsten plant Kramer mit einer Erweiterung des Baugebiets nördlich von Lechfeldwiesen IV. „Wohnraum ist bei uns sehr begehrt, wir sind an der Grenze. Ich bin für maßvolles Nachverdichten“, so Kramer. Noch nicht festlegen lassen will sie sich auf den Standort für das neue Feuerwehrhaus. Allerdings sieht sie die Brandschützer vor einem „Riesenproblem“durch die Rechts-vorLinks-Regelung rund um das besteZuglärm. hende Feuerwehrhaus. „Wir müssen persönlich diskutieren, wo die Feuerwehr hin will.“
Verstärkt einsetzen will sich Dagmar Kramer für das Ehrenamt. „Das muss gestärkt werden. Es hat einige Kürzungen gegeben und wir dürfen die Leute nicht vergessen“, meint die Kandidatin. Hinsichtlich der schwierigen Finanzlage der Marktgemeinde kündigt sie für den Fall ihrer Wahl an: „Wir können nur Projekte machen, die wirklich benötigt werden. Zum Beispiel den Kindergarten Don Bosco. Hier würde ein Neubau mehr Fördergelder bringen.“Generell will Kramer mehr staatliche Förderungen in Anspruch nehmen, wenn es um verschiedene Maßnahmen geht. Fachliche Unterstützung, wie juristische Beratung, will sie künftig nicht mehr von externen Experten einholen lassen, sondern über das Landratsamt. „In unserer Verwaltung liegt einiges im Argen. Da muss man fragen: Sind die Leute alle richtig positioniert?“
Als politische Neueinsteigerin kann sie ihre Wahlchancen derzeit nicht konkret einschätzen, wie sie selbst sagt. „Aber dadurch, dass ich quasi Ureinwohnerin bin, erhoffe ich mir gute Chancen“, sagt Dagmar Kramer, deren Mädchenname Lindner ist. Sollte es mit der Wahl nicht klappen, will sie sich bei den Freien Wählern weiterhin politisch engagieren.
Jetzt ist sie nicht mehr auf Unterschriften angewiesen