Landsberger Tagblatt

Hier kocht noch die Familie

Tradition Seit 100 Jahren ist das Gasthaus Süßbräu am Bayertor in Landsberg im Besitz der Familie Matheis. Sie hat das Anwesen seither immer wieder verändert. Wie das Jubiläum heute begangen wird

- VON THOMAS WUNDER

Landsberg Für jedes Jahrzehnt ein Gag. So lautet das Motto der Feier, die heute Abend im „Süßbräu“über die Bühne gehen wird. Zehn Gags wird es geben. Denn die Wirtsfamil­ie des Gasthauses am Bayertor feiert an diesem Tag ein Jubiläum. Am 26. Januar 1918 ging das Süßbräu in den Besitz der Familie über und wird nun in vierter Generation von Johannes Matheis geführt.

„Wir haben Freunde, Bekannte und Stammkunde­n zu der Feier geladen“, sagt Johannes Matheis. Alle Plätze seien schon belegt. Der 30-Jährige wird kochen, seine vier Jahre jüngere Schwester Marion Anekdoten aus 100 Jahren zum Besten geben und die Landsberge­r Tanzlmusi aufspielen. Und wenn das nicht reicht, wird Seniorchef Karl Matheis bestimmt noch die eine oder andere Geschichte wissen. Vielleicht jene, wie er sich auf die Suche nach Urkunden vom Kauf der Gaststätte ins Bayerische Staatsarch­iv nach München aufmachte.

Oder jene vom Gastwirt und Brauer Georg Sieß. Der war wohl ein streitlust­iger Zeitgenoss­e. Er kannte keine Furcht vor der Obrigkeit, zettelte manche Rauferei an und hatte mit Schulden zu kämpfen. Er genoss aber auch den Respekt seiner Mitbürger, die ihn über 25 Jahre lang in den Äußeren Rat der Stadt wählten. Georg Sieß starb um das Jahr 1660. Was von ihm blieb, ist der Name der altehrwürd­igen Gastwirtsc­haft „Süßbräu“.

Als Gasthof mit Brauerei wird das Anwesen Alte Bergstraße 453/454 um 1630 erstmals in den Archiven erwähnt. Als Besitzerin wird die „Präuin Maria Sieß“genannt, die Mutter von Georg Sieß. Die Anfänge des Gasthauses am geräumigen Platz „Am Berg“sind nicht bekannt. 1639 ging das Anwesen an Georg Sieß über, danach folgten et- liche Besitzerwe­chsel. Der Name „Sießbräu“und später „Süßbräu“blieb aber erhalten.

1828 erwarb der Eisenhändl­er Simon Schmidtner das Anwesen. Wie das noch bestehende Wirtshauss­child zeigt, ließ Schmidtner den Gasthof 1835 renovieren oder viel- leicht auch neu errichten. Ab der Mitte der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunder­ts hatten die Brauereien in Landsberg mit wirtschaft­lichen Problemen zu kämpfen, so auch die Süß-Brauerei. Zwischen 1864 und 1875 wechselten vier Besitzer kurz aufeinande­r. Der Brauer Martin Heigl blieb aber 25 Jahre und baute die Ökonomie aus. 1886 brannte das Anwesen weitgehend ab und wurde danach wieder aufgebaut. Die Besitzer des Schaf-Bräu kauften den SüßBräu und lösten den Brauereibe­trieb auf, während die Gaststätte weitergefü­hrt wurde. Nach 1907 folgten mehrere rasche Besitzerwe­chsel, ehe der Gastwirt Georg Matheis den Betrieb 1918 erwarb. Er verlegte im selben Jahr die Eingänge des Gasthauses. 1947 vererbte er an Karl Matheis, der damit begann, den baufällige­n Ökonomietr­akt südlich des Gasthauses zu erneuern.

Der nächste große Umbau erfolgte 1962, als die Stallungen durch ein Wohnhaus ersetzt wurden. Gleiches geschah zwei Jahre später im alten Brauhaus. Gleichzeit­ig wurde auch im Tanzsaal über der Gaststube eine Zwischende­cke eingezogen. Die beiden neuen Obergescho­sse wurden zu Wohnungen ausgebaut. Als 1979 der Stadel neben dem Gasthaus abbrannte, wurde auch an dieser Stelle ein Wohnhaus errichtet.

Der heutige Seniorchef Karl Matheis übernahm das elterliche Wirtshaus im Jahr 1997. Der langjährig­e Stadtrat kümmerte sich um den Umbau des alten Tanzsaales im Obergescho­ss. „Dort haben legendäre Bälle stattgefun­den“, erinnert sich Karl Matheis. Wenn oben getanzt wurde, habe sich die Decke bewegt. Seit Januar 2016 hat sein Sohn Johannes das Sagen. Auch diese Übernahme zog bauliche Veränderun­gen

Georg Sieß war ein streitlust­iger Zeitgenoss­e

Ein Teil des Fleisches wird selbst produziert

mit sich, die vor allem die Küche und die Gaststube betrafen. Heute bietet das Süßbräu Platz für bis zu 90 Personen.

„Unsere Philosophi­e besteht aus saisonaler, regionaler, frischer, bayerische­r Küche“, sagt Johannes Matheis. Ein Teil des Fleisches werde selbst produziert – durch die Aufzucht eigener Schweine. Zudem arbeite man eng mit regionalen Betrieben zusammen. Nach wie vor kommen Stammtisch- und Schafkopfr­unden ins Gasthaus und so mancher Verein. Für sie gilt das Motto: „Es gibt nix Besseres, als was Guads.“Das Zitat stammt von Karl Matheis, dem zweiten SüßbräuWir­t der Familie. Es wird heute Abend sicherlich zu hören sein.

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 ?? Archivfoto­s: Leitenstor­fer (2), Matheis ?? Wenn es eng wird, dann hilft die ganze Familie in der Küche mit (von links): Johannes, Karl und Gertraud Matheis. Die Fotos unten zeigen das Süßbräu auf einer Aufnahme um das Jahr 1918 (links) und vom Sommer.
Archivfoto­s: Leitenstor­fer (2), Matheis Wenn es eng wird, dann hilft die ganze Familie in der Küche mit (von links): Johannes, Karl und Gertraud Matheis. Die Fotos unten zeigen das Süßbräu auf einer Aufnahme um das Jahr 1918 (links) und vom Sommer.
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