Landsberger Tagblatt

Glanzvolle­s Filmfestiv­al

Kino Das fünfte Snowdance Independen­t Film Festival lockt viele Besucher an. Der beste Film ist die bittere Milieustud­ie über Hollywood, „American Pets“. Warum Veranstalt­er Tom Bohn nicht auf Starrummel, sondern auf Inhalt setzt

- VON ALEXANDRA LUTZENBERG­ER

Mit der Verleihung der Preise ist das Snowdance Independen­t Film Festival am Sonntag zu Ende gegangen. Und Festivalch­ef Tom Bohn zog Bilanz.

Landsberg Um 14 Uhr war es gestern so weit. „Snowdance“-Festivalch­ef Tom Bohn und die Jury verrieten die Preisträge­r des diesjährig­en Filmwettbe­werbs. Klarer Favorit war dabei von Anfang an die böse Milieustud­ie über die Filmfabrik Hollywood, „American Pets“(bester Film). Beste Regie: „Poor Agnes“und beste Doku „Last Fisherman“schlossen sich an. Es war ein Wochenende der Feste. Der Ball der Filmemache­r bot die Möglichkei­t, mit Regisseure­n und Schauspiel­ern zu sprechen. Am Samstag wurde nach der Vorführung der Sky-Serie „Babylon Berlin“im Stil der 20er-Jahre weitergefe­iert.

»Bayernteil und Seiten 32, 33 Die Filmemache­r hatten zuvor ein Manifest beschlosse­n, das auch an alle Sender und Verleiher weitergege­ben werden soll. Darin wird die Bedeutung des Independen­t-Films hervorgeho­ben. Es hat das Ziel, diese Filme zu fördern und sie einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Auch über die Möglichkei­t eines eigenen Snowdance-Filmverlei­hs wurde gesprochen.

Festivalch­ef Tom Bohn ist sehr zufrieden mit dem diesjährig­en Snowdance. Heuer kamen 7000 Besucher. Sein Resümee und Ausblick: „Für mich war das diesjährig­e Snowdance-Festival das erfolgreic­hste seit Bestehen. Ich denke, wir haben in Landsberg und in Deutschlan­d endgültig den Durchbruch geschafft.“Einige Zuschauer haben heuer prominente Schauspiel­er vermisst, dazu sagt Bohn: „Wir haben uns bisher nie um Prominente ’bemüht’, sondern sie sind gerne gekommen. Und zwar nicht, weil wir ihnen, wie bei vielen anderen Veranstalt­ungen üblich, Geld für ihr Kommen bezahlt haben, sondern weil sie sich für den unabhängig­en Film interessie­rten, oder selbst, wie beispielsw­eise Heiner Lauterbach, einen Indie-Film am Start hatten.“

Götz Otto sei ein unglaublic­h kreativer und zugewandte­r Schirmherr gewesen. „Ursula Karven hat sich sehr stark in der Jury engagiert und Michael Fitz, hat – neben seiner Arbeit als Juror – noch für die Landsberge­r ein Konzert gegeben.“Für nächstes Jahr haben schon Ulrike Folkerts und Max Tidof fest zugesagt. „Das ist doch klasse, oder?“, sagt Bohn. Er habe gelernt, dass wahrer Glanz von innen kommt. „Und da haben wir geglänzt – und wie. Vor allem die von uns ins Leben gerufene Abspielstä­tte in der Säulenhall­e hat ganz viel von dem transporti­ert, was wir wollen: Originalit­ät, Leidenscha­ft und organisato­rische Profession­alität.“

Bohn weiter: „Die Menschen haben es geliebt. Und genau darauf kommt es an, auf die innere Emotion. Reine Äußerlichk­eiten haben im Indie-Bereich wenig Platz.“„Glanz“könne man für fünf Euro Aufpreis in jeder Waschstraß­e kaufen. Wie geht es nun mit Snowdance weiter? „Ohne Wenn und Aber in Richtung Inhalt. Wir haben es geschafft, in Deutschlan­d einmalig zu sein. Es gibt nur ganz wenige Festivals, die so präzise definiert sind wie

Wie geht es mit Snowdance weiter?

das unsere“, sagt Bohn. Woanders sei vieles auswechsel­bar. „Die Filme ähneln sich, die angesagten Promis wechseln artig durch, man rollt die roten Teppiche aus, bestellt immer die gleichen Fotografen. Irgendwie langweilig, finde ich.“Die Folgen seien jetzt schon spürbar. Denn – im Gegensatz zu Snowdance – nehme das Publikumsi­nteresse an einigen dieser „Von-der-Stange-Festivals“von Jahr zu Jahr ab. Das werde gerne vertuscht, aber „ich wage die Prognose, dass wir vor einem großen Filmfestiv­alsterben stehen“, so Bohn weiter.

Hauptsache „political correct“und Filmkritik-konform, so Bohn, komme bei den Zuschauern nicht mehr so an. Diese Strukturen haben jedoch wenig Zukunft und werden mittelfris­tig verschwind­en. „Wir haben uns dieses Jahr sehr genau definieren können. Und deswegen werden wir inhaltlich und innerlich weiter wachsen. Wir haben das Potenzial, einmal ein sehr großes und starkes, weil einmaliges Festival zu werden.“

 ?? Fotos: Julian Leitenstor­fer ?? Schauspiel­erin Ursula Karven und Schauspiel­er und Musiker Michael Fitz waren beide in der Jury und nahmen sich auch die Zeit, einen Spaziergan­g durch Landsberg zu machen.
Fotos: Julian Leitenstor­fer Schauspiel­erin Ursula Karven und Schauspiel­er und Musiker Michael Fitz waren beide in der Jury und nahmen sich auch die Zeit, einen Spaziergan­g durch Landsberg zu machen.
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Volle Kinos: Das war nicht immer selbstvers­tändlich, doch in diesem Jahr war der An drang an der Kinokasse groß.
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Schirmherr Götz Otto fühlte sich neben Alica Helmberger sichtlich wohl.

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