Glanzvolles Filmfestival
Kino Das fünfte Snowdance Independent Film Festival lockt viele Besucher an. Der beste Film ist die bittere Milieustudie über Hollywood, „American Pets“. Warum Veranstalter Tom Bohn nicht auf Starrummel, sondern auf Inhalt setzt
Mit der Verleihung der Preise ist das Snowdance Independent Film Festival am Sonntag zu Ende gegangen. Und Festivalchef Tom Bohn zog Bilanz.
Landsberg Um 14 Uhr war es gestern so weit. „Snowdance“-Festivalchef Tom Bohn und die Jury verrieten die Preisträger des diesjährigen Filmwettbewerbs. Klarer Favorit war dabei von Anfang an die böse Milieustudie über die Filmfabrik Hollywood, „American Pets“(bester Film). Beste Regie: „Poor Agnes“und beste Doku „Last Fisherman“schlossen sich an. Es war ein Wochenende der Feste. Der Ball der Filmemacher bot die Möglichkeit, mit Regisseuren und Schauspielern zu sprechen. Am Samstag wurde nach der Vorführung der Sky-Serie „Babylon Berlin“im Stil der 20er-Jahre weitergefeiert.
»Bayernteil und Seiten 32, 33 Die Filmemacher hatten zuvor ein Manifest beschlossen, das auch an alle Sender und Verleiher weitergegeben werden soll. Darin wird die Bedeutung des Independent-Films hervorgehoben. Es hat das Ziel, diese Filme zu fördern und sie einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Auch über die Möglichkeit eines eigenen Snowdance-Filmverleihs wurde gesprochen.
Festivalchef Tom Bohn ist sehr zufrieden mit dem diesjährigen Snowdance. Heuer kamen 7000 Besucher. Sein Resümee und Ausblick: „Für mich war das diesjährige Snowdance-Festival das erfolgreichste seit Bestehen. Ich denke, wir haben in Landsberg und in Deutschland endgültig den Durchbruch geschafft.“Einige Zuschauer haben heuer prominente Schauspieler vermisst, dazu sagt Bohn: „Wir haben uns bisher nie um Prominente ’bemüht’, sondern sie sind gerne gekommen. Und zwar nicht, weil wir ihnen, wie bei vielen anderen Veranstaltungen üblich, Geld für ihr Kommen bezahlt haben, sondern weil sie sich für den unabhängigen Film interessierten, oder selbst, wie beispielsweise Heiner Lauterbach, einen Indie-Film am Start hatten.“
Götz Otto sei ein unglaublich kreativer und zugewandter Schirmherr gewesen. „Ursula Karven hat sich sehr stark in der Jury engagiert und Michael Fitz, hat – neben seiner Arbeit als Juror – noch für die Landsberger ein Konzert gegeben.“Für nächstes Jahr haben schon Ulrike Folkerts und Max Tidof fest zugesagt. „Das ist doch klasse, oder?“, sagt Bohn. Er habe gelernt, dass wahrer Glanz von innen kommt. „Und da haben wir geglänzt – und wie. Vor allem die von uns ins Leben gerufene Abspielstätte in der Säulenhalle hat ganz viel von dem transportiert, was wir wollen: Originalität, Leidenschaft und organisatorische Professionalität.“
Bohn weiter: „Die Menschen haben es geliebt. Und genau darauf kommt es an, auf die innere Emotion. Reine Äußerlichkeiten haben im Indie-Bereich wenig Platz.“„Glanz“könne man für fünf Euro Aufpreis in jeder Waschstraße kaufen. Wie geht es nun mit Snowdance weiter? „Ohne Wenn und Aber in Richtung Inhalt. Wir haben es geschafft, in Deutschland einmalig zu sein. Es gibt nur ganz wenige Festivals, die so präzise definiert sind wie
Wie geht es mit Snowdance weiter?
das unsere“, sagt Bohn. Woanders sei vieles auswechselbar. „Die Filme ähneln sich, die angesagten Promis wechseln artig durch, man rollt die roten Teppiche aus, bestellt immer die gleichen Fotografen. Irgendwie langweilig, finde ich.“Die Folgen seien jetzt schon spürbar. Denn – im Gegensatz zu Snowdance – nehme das Publikumsinteresse an einigen dieser „Von-der-Stange-Festivals“von Jahr zu Jahr ab. Das werde gerne vertuscht, aber „ich wage die Prognose, dass wir vor einem großen Filmfestivalsterben stehen“, so Bohn weiter.
Hauptsache „political correct“und Filmkritik-konform, so Bohn, komme bei den Zuschauern nicht mehr so an. Diese Strukturen haben jedoch wenig Zukunft und werden mittelfristig verschwinden. „Wir haben uns dieses Jahr sehr genau definieren können. Und deswegen werden wir inhaltlich und innerlich weiter wachsen. Wir haben das Potenzial, einmal ein sehr großes und starkes, weil einmaliges Festival zu werden.“