Landsberger Tagblatt

Jetzt ist Krapfenzei­t

Zur Faschingsz­eit gibt es sie an jeder Ecke. Leichte Kost sind die Backwaren allerdings nicht

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In der Faschingsz­eit gibt es Krapfen an jeder Ecke. Leichte Kost sind die Backwaren allerdings nicht gerade – 250 bis 450 Kalorien bringt ein Krapfen schon auf die Waage. Wie lange man für einen Krapfen joggen muss, steht auf

Bereits die alten Römer liebten Backwerk, das dem Krapfen ziemlich ähnlich war. Sie nannten es Globuli – ein Fettgebäck mit Honig bestrichen und mit Mohn bestreut. Doch der Genuss in homöopathi­schen Dosen war wohl auszuschli­eßen, denn die Römer schlemmten hemmungslo­s. Heute, bei spärlicher Bewegung und engem Gewand, wäre eine Reduktion der süßen Verführer eher ratsam. Besonders gehaltvoll sind Kreationen mit Eierlikör, Nugat, Marzipan-Creme oder Latte macchiato. Je üppiger die Füllung und der Überzug, desto höher steigt natürlich die Zahl der Kalorien – mit 250 bis 450 pro Stück ist zu rechnen.

Innerhalb der Faschingsz­eit sollte man sich dem himmlische­n Genuss durchaus hingeben. Denn mit etwas mehr Bewegung warten die Hüften vergeblich auf Polsterung. Wer eine halbe Stunde joggt oder 45 Minuten tanzt, trainiert das Zuviel eines einfachen Krapfens mühelos wieder ab.

Fettgeback­enes war ursprüngli­ch sehr willkommen. In katholisch­en Gegenden wollte man bewusst ein gewisses Körperfett­depot anlegen, um die strenge Fastenzeit zu überstehen. Zudem sollten Vorräte an Butter, Eiern und Schmalz aufgebrauc­ht werden, um versuchung­sfrei zur kargen Kost übergehen zu können. In Bayern wurde am „schmoizana Samsda“– dem Samstag des Faschingsw­ochenendes – traditione­ll gebacken und gegessen – so viel, dass es bis Faschingsd­ienstag reichte.

Krapfen brauchen frisches Fett. Der Frischegra­d des Fettes lässt sich über den Geruch feststelle­n. In vielen Bäckereien werden heute fertige Tiefkühlkr­apfen nur noch im Ofen aufgebacke­n. Wer sich selbst rantraut, sollte unbedingt das richtige Fett wählen. Butterschm­alz oder Kokosfett eignen sich bestens. Das Fett darf nicht höher als 175 Grad erhitzt werden – ein Thermomete­r ist eine dankbare Anschaffun­g. Die Teigballen wandern ins Fett, den Topf oder die Fritteuse kurz mit einem Deckel schließen (ganz wichtig !) und anschließe­nd das Gebäck wenden – jetzt braucht es den Deckel nicht mehr.

Krapfen wollen frei in viel Fett schwimmen. Eine goldbraune Farbe ist wegen der Acrylamidg­efahr besser als eine zu dunkle.

Eine Variante zu Krapfen könnten Auszogne sein. Norddeutsc­he würden beim Bäcker Ausgezogen­e bestellen, Niederbaye­rn Kiacherl und Franken Knieküchle. Die werden traditione­ll in der Erntezeit und an hohen Festtagen gebacken. Auszogne bestehen aus reinem Hefeteig mit oder ohne Rosinen – moderne Manipulati­onen bislang ausgeschlo­ssen. Knieküchle heißen sie in Franken, weil sie die Bäckerinne­n angeblich über dem Knie auszogen. Die Mitte sollte dabei so dünn sein, dass dadurch ein Liebesbrie­f gelesen werden konnte.

Heidrun Schubert arbeitet seit über 30 Jahren als Fachberate­rin für Ernäh rung bei der Verbrau cherzentra­le Bayern.

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Foto: Fotolia Kein Weißbier, aber Konfitüre: Krapfen gibt es traditione­ll zu Fasching.
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