Der beste Flugzeugverkäufer aller Zeiten
Tausende Luftfahrtbeschäftigte in der Region haben dem Amerikaner John Leahy viel zu verdanken. Jetzt ist der Airbus-Chefverkäufer mit 67 abgetreten
Über den 2016 gestorbenen FDP-Politiker Hans-Dietrich Genscher existiert der bekannte Witz: Begegnen sich zwei Flugzeuge über dem Atlantik und in jedem sitzt „Genschman“, eben der ununterbrochen reisende Außenminister. Ähnlich anerkennender Spott wurde immer wieder einem New Yorker mit irischen Wurzeln zuteil, der sich den Namen „Airbusman“mit unglaublich vielen Flugkilometern hart ersessen hat.
Dieser John Leahy, 67, reiste um die Welt und verhandelte oft nächtelang mit Scheichs, Amerikanern und Chinesen, bis wieder ein Großauftrag für den europäischen Flugzeughersteller gesichert war. Mit Hartnäckigkeit und enormem Trickreichtum schaffte es der füllige Mann mit der Vorliebe für Nadelstreifenanzüge auch in verfahrenen Verhandlungsnächten mit dem ein oder anderen Rabatt selbst hartleibige Airline-Chefs zu knacken. Mit seinem Humor, seiner sonoren Stimme und besonders seinem mit unzähligen technischen Details gespickten Wissen über Airbus-Flugzeuge, die natürlich besser als Boeing-Modelle seien, wusste er Kunden zu überzeugen.
Der Amerikaner hat unermüdlich für den von Franzosen und Deutschen dominierten Airbus-Konzern derart viele Maschinen erfolgreich angepriesen, dass ihm nun wirklich der Titel „Bester Flugzeugverkäufer aller Zeiten“gebührt: Denn unter seiner Führung als Airbus-Chefverkäufer wurden in fast 33 Jahren mehr als 16 000 Flieger veräußert – und damit 90 Prozent aller Flugzeuge, für die der Konzern jemals Kunden gefunden hat. Insofern ist die Tatsache, dass Leahy auch aus Rücksicht auf seine Gesundheit (er hatte mal eine Herz-OP) in Rente geht, eine schlechte Nachricht für Airbus. Denn der Spruch, jeder sei ersetzbar, stimmt nicht immer, wie sich in diesem Fall erweisen könnte. Der Nachfolger des Managers muss sich an einer Legende messen lassen. Ein undankbarer Job für den vom britischen Triebwerkshersteller Rolls-Royce geholten Eric Schulz, 54.
Auch in der Region werden tausende Airbus-Mitarbeiter das Wirken des Neuen genau verfolgen. Denn der Alte hat Flugzeuge im Wert von gut 1,7 Billionen Dollar verkauft und damit unter anderem Jobs in Augsburg, Donauwörth und Lindenberg im Allgäu abgesichert. So mögen nicht nur sie Leahy wünschen, er könne seine Rente genießen und mehr Zeit für das Segeln finden. Vielleicht schafft er es auch, sein lausiges Französisch zu verbessern. Wenn zu Hause ein Klempner zu rufen war, musste seine Frau ran.
Interessant wird, ob Leahy im Ruhestand nicht noch die AirbusKorruptionsaffäre voll einholt und er beweisen muss, nicht mit allerlei finanziellen Gaben sein Verkaufstalent gefördert zu haben. Stefan Stahl