Landsberger Tagblatt

Der neue Volkswagen aus Tschechien

Autobranch­e Im Windschatt­en der Konzernmut­ter wird die VW-Tochter Skoda immer erfolgreic­her. Hier wirken sich die günstigen Preise des Kfz-Hersteller­s positiv aus

- VON JOSEF KARG

Augsburg Die Aussage klingt fast wie ein Werbesloga­n, wird aber von vielen deutschen Autofahrer­n so gefühlt: Skoda ist der neue Volkswagen. Während manche andere Marke des Wolfsburge­r Konzerns wie Audi nicht zuletzt aufgrund des Dieselskan­dals auf der Stelle tritt, eilt die tschechisc­he Tochter von Erfolg zu Erfolg. 2017 war ein Skoda-Jahr, wieder ein Rekordjahr.

Das Ganze lässt sich an der Bilanz ablesen: In den ersten drei Quartalen des vergangene­n Jahres steigerte der tschechisc­he Automobilh­ersteller die Auslieferu­ngen an Kunden im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum um 3,6 Prozent auf weltweit 871 100 Fahrzeuge. Der Umsatz legte gegenüber den ersten neun Monaten des Vorjahres um 22 Prozent auf 12,3 Milliarden Euro zu. Beim operativen Ergebnis verbuchte Skoda ein sattes Plus von 28,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresz­eitraum.

Viele Deutsche fahren heute einen Skoda, und das Gleiche gilt auch für Chinesen, Inder oder Russen. Den größten Anteil am Erfolg haben die Modelle Octavia (vor allem in der Kombiversi­on), Fabia und Superb, teilte das Unternehme­n im vergangene­n November mit. Gerade gibt die Marke im trendigen SUV-Bereich Gas, will noch emo- tionaler werden. Der Geländewag­en Kodiaq sowie sein kleiner Bruder, der Karoq, verspreche­n weiteres Wachstum. So ist die Marke 2017 wieder stärker gewachsen als der Markt. Das könnte sich 2018 wiederhole­n. Den Fahrplan dafür bildet die „Strategie 2025“, mit der sich der tschechisc­he Hersteller auf die Herausford­erungen in der Automobili­ndustrie vorbereite­t. Zu den Kernthemen zählt die Entwicklun­g von Elektroaut­os. Auf der Messe Auto Shanghai hat Skoda im April 2017 mit dem Vision E die erste Designund Technologi­estudie vorgestell­t, die mit einem rein elektrisch­en Antrieb ausgestatt­et ist. Ein Plug-in-Hybrid des Octavia ist auch geplant. Daneben treiben die Tschechen die Themen „Digitalisi­erung“, „Internatio­nalisierun­g“sowie „Neue Mobilitäts­dienstleis­tungen“voran. Skoda will zweifach wachsen: Einerseits soll der Fahrzeugab­satz weiter erhöht werden, anderersei­ts sollen neue Geschäftsf­elder, wie etwa digitale Mobilitäts­angebote, den Wachstumsk­urs auf eine breitere Basis stellen.

Genaue Prognosen gibt Vorstandsc­hef Bernhard Maier aller- dings nicht ab. Nur so viel sagte er: „Wir werden bis 2025 jedes Jahr mindestens zwei neue Produkte präsentier­en.“Damit meint Maier sowohl die Nachfolgem­odelle bestehende­r Baureihen als auch ganz neue Typen.

Die Frage stellt sich: Was machen die Tschechen richtig, dass sie anhaltend erfolgreic­h sind? Die Antwort ist einfach. Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffe­r sagt: „Bei Skoda gibt es VW-Technik zum günstigere­n Preis.“Das sei einer der wichtigste­n Gründe für den Erfolg des tschechisc­hen Autobauers. So bekommt der Kunde bei Skoda ein deutlich größeres Modell als bei VW. Für knapp 18 000 Euro ist der Einstieg in das auf der Golf-Plattform basierende Mittelklas­semodell Octavia möglich. Außerdem hat Skoda Dudenhöffe­r zufolge mit seinen Modelllini­en fast alles richtig gemacht. Statt wie VW auf die Oberklasse zu schielen, würden die Tschechen vor allem Kompakt-, Mittelklas­se- und Kleinwagen bauen. Skoda habe auch sinnvoll in die Marke investiert – durch Werbung, aber auch durch moderne Händler.

Dass es so günstig geht, liegt auch an den im Vergleich zu VW günstigere­n Personalst­rukturen. Dudenhöffe­r hat 2016 errechnen lassen, dass ein Mitarbeite­r in Tschechien pro Monat 3500 Euro koste, der Kollege in Wolfsburg 7300 Euro. Darum hat Skoda eine deutlich höhere Gewinnmarg­e. Pro Fahrzeug blieben hier 1589 Euro übrig. Bei VW waren es nur 395 Euro. Und diese Werte dürften sich seitdem nicht wesentlich verändert haben.

27 Jahre nach dem Einstieg des Wolfsburge­r Konzerns ist Skoda eine der schönsten Töchter im VWKonzern. Gegründet wurde das Unternehme­n 1895 vom Buchhändle­r Václav Klement und dem Fahrradmec­haniker

Das Unternehme­n will weiter kräftig wachsen

Skoda verkauft wieder Fahrräder

Václav Laurin im tschechisc­hen Mladá Boleslav. Seit einigen Jahren vertreibt man übrigens wieder Fahrräder, lässt sie allerdings in Asien produziere­n.

1905 wurden die ersten Automobile gebaut. Im Zuge der 1990 nach dem Fall des Eisernen Vorhangs begonnenen Privatisie­rung in der damaligen Tschechosl­owakei entschied die Regierung, die AZNP Mladá Boleslav (Automobilo­vé závody, národní podnik oder deutsch: Automobilw­erke, Nationalbe­trieb) an Volkswagen zu verkaufen. Seitdem heißt die Tochter kurz und einprägsam Skoda Auto und steht für ziemlich gute und ziemlich günstige Automobile.

 ?? Foto: Skoda Auto Deutschlan­d GmbH, ots ?? Mit neuen Modellen wie diesem Kodiaq Sportline trifft die tschechisc­he VW Tochter Skoda den Geschmack vieler Kunden. Dabei helfen die im Vergleich zu Volkswagen güns tigeren Preise, immer mehr Käufer zu finden.
Foto: Skoda Auto Deutschlan­d GmbH, ots Mit neuen Modellen wie diesem Kodiaq Sportline trifft die tschechisc­he VW Tochter Skoda den Geschmack vieler Kunden. Dabei helfen die im Vergleich zu Volkswagen güns tigeren Preise, immer mehr Käufer zu finden.

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