Landsberger Tagblatt

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Kino Beim Snowdance Festival in Landsberg laufen Filme und Serien neun Tage am Stück. Auch die Partys locken viele Besucher an. Wie die Streifen ankommen und was der Veranstalt­er sagt

- VON FABIAN KLUGE

Landsberg In Zeiten von Streamingd­iensten wie Netflix oder Amazon Prime haben Kinos große Konkurrenz bekommen. Das Snowdance Festival in Landsberg zeigt aber: Es müssen keine aufwendig produziert­en Hollywoods­treifen sein, um Menschen in die Kinos zu locken.

Ein Bild, das sich am Samstagnac­hmittag in der Filmstadt bestätigt: Mehrere Aufsteller machen in Landsberg auf das letzte Wochenende des Festes aufmerksam. Insgesamt 23 Independen­t-Filme wurden auf dem Festival gezeigt. Vor dem Olympiakin­o tummeln sich viele junge Menschen, sind gut gelaunt, kaufen sich Karten. Das kleine Theater ist trotz der unbekannte­n Filme und der Tageszeit gut besucht.

90 Minuten später ist der Film „Poor Agnes“– ausgezeich­net für die beste Regie – zu Ende. Er beschreibt die Geschichte einer Serienkill­erin, die mit ihrem nächsten Opfer eine unerwartet­e Verbindung hat. In den Gesichtern der Gäste ist jedoch weniger Schrecken als vielmehr Freude zu sehen. Ein junges Paar, das zum ersten Mal auf dem Fest zu Gast ist, spricht von einem „super Streifen“. Vor dem KinoGebäud­e steht auch Rita Huber. Bereits im dritten Jahr besucht sie das Festival: „Die Filme haben Authentizi­tät, man merkt ihnen die Leidenscha­ft an, mit der sie gedreht worden sind. Es sind keine abgedrehte­n Actionfilm­e.“Eine Meinung, die in Landsberg oft vertreten ist – die wissen es zu schätzen, dass sich die alternativ­en Streifen von den Mainstream-Filmen aus Hollywood abheben.

Das Landsberge­r Filmfestiv­al umfasst noch mehr als klassische­s Kino: Es gibt ein sogenannte­s Speed Casting, bei dem Jungschaus­pieler mit Regisseure­n und Agenturen in Kontakt treten können, einen Serienmara­thon oder eine Podiumsdis­kussion. Und natürlich gehören zu Filmfestsp­ielen auch die Partys. In Cannes oder Venedig präsentier­en sich Frauen in schönen Abendkleid­ern und Männer im Anzug. Sehen und gesehen werden – auch das spielt auf solchen Veranstalt­ungen eine wichtige Rolle. Da verwundert es kaum, dass in Landsberg während des Festivals ebenfalls große Partys steigen. Am Samstagabe­nd lautet das Motto beispielsw­eise: das Berlin der 1920er Jahre.

Schon von Weitem begrüßt das in blaues Licht gehüllte Stadttheat­er in der Schlosserg­asse die Gäste. Im Gebäude hängt Lametta von den Treppengel­ändern, statt Blumen schmücken Federn und Perlenkett­en die Stehtische. Während im OlympiaKin­osaal im Film „Maybe, Baby“eine selbstbest­immte Frau das Leben zwischen Männern, Kinderwuns­ch und unerfüllte­n Träumen meistern muss, füllt sich im StadtGäste theater das Foyer: Männer im Anzug mit Hut und Fliege. Frauen in eleganten Charleston­kleidern, mit Federn als Haarschmuc­k, Netzstrump­fhosen und Pumps. Aus den mit Lametta behangenen Lautsprech­ern ertönen Saxofone. Der Hauptspons­or – Fernsehsen­der Sky – zeigt als Einstimmun­g auf die Feier drei Serien, darunter unter anderem zwei Folgen eines der Aushängesc­hilder des Senders: Babylon Berlin. Die Serie spielt – passend zum Motto des Abends – im Berlin der 1920er Jahre.

Die Party zieht viele Regisseure und Gäste an. Sie tanzen zu Klängen der Goldenen Zwanziger, trinken Wein und unterhalte­n sich über Filme und Serien. Dass Partys in den neun Tagen einen großen Raum einnehmen, gefällt Klaus Berghofer aus dem Olympiakin­o aber nicht: „Die Partys werden immer wichtiger. Zum Teil laufen noch Filme, während dort schon gefeiert wird – da wissen die Leute letztlich nicht, wo sie hingehen sollen.“Veranstalt­er Tom Bohn, der schon bei mehreren Tatort-Krimis Regie geführt hat, weist die Kritik zurück. „Das Herzstück des Festivals sind die Filme. Die Partys dienen lediglich der Auflockeru­ng“, sagt er. Mit dem Verlauf des neuntägige­n Festivals, das nun zu Ende gegangen ist, zeigt er sich sehr zufrieden. Für eine Ausweitung des Festes nach Augsburg gebe es jedoch keine konkreten Pläne. „Es gab zwar die Idee, zunächst müssen wir aber erst einmal sehen, dass wir in Landsberg ordentlich präsent sind.“

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Foto: Julian Leitenstor­fer 7000 Menschen besuchten das diesjährig­e Snowdance Filmfestiv­al. Die Kinosäle – wie hier im Olympia Filmtheate­r – waren voll.

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