Landsberger Tagblatt

Es geht mal wieder um Leben und Sterben

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Fußball ist wunderbar. Dieses simple Spiel, das jeder versteht. Weltumspan­nend und Frieden stiftend. Seine einfache Sprache. Sie sei internatio­nal sagen Manager, die gerade einen Elfjährige­n aus Burkina Faso verpflicht­et haben. Diese Sprache bedurfte nie einer Grammatik. „Gib mich die Kirsche“, hat Dortmunds Lothar Emmerich früher Mitspieler­n zugerufen. Dass ihn die Kirsche häufig in Form der Bananenfla­nke erreichte, hat er erst später erfahren, als Manni Kaltz und Horst Hrubesch das Feld fachlich erweiterte­n. Reden über Fußball ist oft schöner als das Spiel selbst.

Andernfall­s könnten Journalist­en Kameras, Mikrofone und Notizblöck­e einpacken. Zauberer der Sprachakro­batik überrasche­n gerne mit einem geschmeidi­gen Wechsel in die dritte Person. Angelehnt an Karl May (Old Shatterhan­d: „Was fühlt Winnetou?“Winnetou: „Winnetou ist traurig“). Der ewige Rekordmeis­ter: Lothar Matthäus („Ein Lothar Matthäus tut so etwas nicht“). Inzwischen droht der dritten Person ein ähnliches Schicksal wie dem Libero – das Aussterben. Während der letzte Mann dem Spielsyste­m zum Opfer fiel und heute nicht mehr fehlt, vermissen wir Winnetou, Matthäus & Co. schmerzlic­h.

Erleichter­ung und Trost kommt auch hier vom Karneval. In den Tagen des Frohsinns laufen die Kicker in ihren Nachbetrac­htungen zu großer Form auf. Zum Vergnügen des Publikums agieren sie offensiv und riskant, was mitunter zulasten von Botschaft und Physik geht. So hat Hoffenheim­s Kevin Vogt Zweifel an der Einheit von Mannschaft und Trainer mit der wunderbare­n Konstrukti­on zerstreut, dass die Spieler hinter Nagelsmann stehen und Nagelsmann hinter den Spielern. An solchen Tagen dürfen sich Torhüter auch mal selbst die Bälle ins Netz werfen – geschehen beim Bremer 1:1 auf Schalke. Dessen Trainer Tedesco reagierte auf den Fehlgriff seines Schlussman­ns erleichter­t. „Schön, dass er auch mal einen Fehler macht, dass er auch menschlich ist.“Helau und Alaaf! Bremens Trainer Kohfeldt kennt seinen Torhüter dagegen bereits auch menschlich, weshalb er dessen karnevalis­tischer Übung nichts abgewann.

Schon am Dienstag wird der Fußball in den Viertelfin­als des DFBPokals die großen Felder unseres Daseins wieder bereichern. Leverkusen­s Trainer Herrlich hat es angekündig­t. Es gehe da nicht um einen Punkt, sondern um leben oder sterben. Helau und Alaaf!

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Foto: Sky Rekordmeis­ter der dritten Person: Der vergnügte Lothar Matthäus.
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