Der Lechrain, ein Fall fürs Museum?
Bauernbruderschaft Beim Jahrtag sind nachdenkliche Töne zur regionalen Kultur zu hören
Die Bauernbruderschaft Landsberg, die erstmals 1452 urkundlich genannt wurde, und damit heuer ihr 566-jähriges Bestehen feiern kann, wird traditionell jedes Jahr von einem anderen Mitglied angeführt. Heuer ist es Dr. Gerhard Strobl, der die Amtsgeschäfte von Luise Schmid übernommen hat. Zum Zweiten Vorsitzenden haben die Mitglieder Stefan Pupeter gewählt, der nach den Gepflogenheiten der Bruderschaft nächstes Jahr zum Vorsitzenden aufrücken wird.
Bevor jedoch die scheidende Vorsitzende Luise Schmid die Tagesordnung (Begrüßung, Gedenken der verstorbenen Mitglieder sowie den Jahres- und Kassenbericht) vollzog, bedankte sich Oberbürgermeister Mathias Neuner bei den Anwesenden dafür, dass sie die Tradition der Bauernbruderschaft (Sebastiansprozession, Wallfahrt nach An- Flurumgang, Fronleichnamsprozession) mit großem Engagement weiterpflegen. Angesichts der öffentlichen Diskussion um das Insektensterben berichtete OB Neuner, dass der Stadtrat in seiner aktuellen Sitzung den Einsatz des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat auf den landwirtschaftlichen Flächen der Stadt einstimmig verboten hat „und dies auch in den neuen Pachtverträgen zur Bedingung machen wird“.
Vor der Neuwahl von Stefan Pupeter zum Zweiten Vorsitzenden schlug Luise Schmid der Versammlung vor, die obligatorische Bruderschaftsspende in Höhe von 1200 Euro heuer der Stadtpfarrei Zu den Heiligen Engeln für neue Sitzbänke im Innenhof zur Verfügung zu stellen. Weitere Vorschläge, wie zum Beispiel die Ehrung verdienter Stadtpfarrer auf Gedenktafeln im Alten Friedhof, wurden zurückgestellt.
Für einen lehrreichen „Gang durch die Geschichte des Lechrains“sorgte Dr. Albert Thurner: Dieser geriet zu einer Standortbestimmung über die historische und vor allem sprachliche Entwicklung, die bei den Zuhörern für eine rege Diskussion sorgte. In seinen Ausführungen verwies Thurner auf den Mitbegründer der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Johann Georg von Lori (1723-1786) sowie auf den Pöringer Schlossherren Karl Freiherr von Leoprechting (1818-1864) und nannte in seinem Vortrag beim Thema „Schwäbisch-LechrainischBairisch“auch die Unterschiede im Wortschatz. Thurner zu den Mitgliedern der Landsberger Bauernbruderschaft: „Wir sind also keine Schwaben, sondern Lechrainer“.
Bezogen auf die Zukunftsperdechs, spektiven für den Lechrainer Dialekt bedauert er jedoch: „Wir verlieren mit dem Dialekt das Eigenartige, das uns prägt.“Sein Vorschlag deshalb: „Wir sollten die Geltung des Lechrains mit seinen Dialekten in einem Landsberger Museum erhalten.“