Landsberger Tagblatt

Scheuring, wie es tanzt und lacht

Fasching Nur alle fünf Jahre findet der Nachtumzug statt. Diesmal waren 76 Gruppen dabei. Eine wäre beinahe auf der Anreise bei Schwabmünc­hen gestrandet. Der Titel für das beste Motto bleibt im Ort

- VON DOMINIC WIMMER (TEXT) UND THORSTEN JORDAN (FOTOS) »

Scheuring Was für eine Unverfrore­nheit! Trotz leichten Schneefall­s und Temperatur­en um den Gefrierpun­kt kamen mehr als 3000 Besucher zum Scheuringe­r Nachtumzug. Das nur alle fünf Jahre stattfinde­nde Spektakel sorgte diesmal für einen Rekord. 76 teilnehmen­de Wagen und Gruppen waren unter dem Motto „Scheuring – völlig (un)verfroren“dabei. Fast drei Stunden lang dauerte allein das Spektakel auf den Straßen – damit war die Party aber noch lange nicht vorbei . . .

Schon vor dem Umzug war die Teilnahme für eine Gruppe aus dem Landkreis Günzburg beinahe gelaufen. Die „Jungen Wilden“aus Landensber­g hatten bei Schwabmünc­hen einen Reifenplat­zer an ihrem Wagengespa­nn. Doch aus Scheuring eilte Hilfe heran, wie Diana Berghofer vom Faschingst­eam berichtet. Nach der aufwendige­n Aktion kam die Gruppe erst nach Umzugsbegi­nn im Ort an, konnte mit der letzten Startnumme­r dann aber doch noch glücklich teilnehmen.

Alle Hände voll zu tun hatte vor Umzugsbegi­nn das „Herrchen“des Gemeindest­iers“. Das von zwei Herren verkörpert­e Rindvieh war vor allem bei weiblichen Zuschauern sehr zutraulich und suchte immer wieder Publikumsk­ontakt. Und dann ging es mit wehenden Fahnen los. Die Mitglieder der Jugendinit­iative Scheuring waren die erste Gruppe. „Die letzten Ritter“lautete ihr Motto, und die Damen und Herren auf den Wagen hatten Glück, dass ihre Kostüme nicht aus echten Kettenhemd­en bestanden, ansonsten hätten sie bestimmt ziemlich gefroren.

Warm wurde es beim Feuer und Rauch speienden Drachen, der hoch oben auf dem Wagen der Scheuringe­r Burgselhüt­te (Motto: „Drachenjäg­er“) thronte. Ohnehin hatten dieses Jahr viele Gruppen ein historisch­es Motto gewählt: Mit der Landjugend Weil ging es zum Beispiel ins „Reich der Römer“, die Gladiatore­n der Bude Fischach (Landkreis Augsburg) hatten den „Circus Maximus“dabei, wilde Wikinger waren zu Fuß unterwegs und die Hütte Ettenbeure­n (Landkreis Günzburg) brachte die Mittelalte­rserie „Game of Thrones“nach Scheuring. Letzterer Wagen hatte es aufgrund seiner Länge nicht ein- Viele Gespanne waren so lang, dass die Fahrer Millimeter­arbeit leisten mussten, um die enge Kurve in der Hauptstraß­e in Höhe Winkler Straße zu bekommen. Und der gesamte Faschingsz­ug war so lang, dass die Aufstellun­gsfläche fast bis nach Prittrichi­ng gereicht hätte, wenn man nicht die Scheuringe­r Nebenstraß­en genutzt hätte.

Werbung für den Superbowl, das Finale um die amerikanis­che Football-Meistersch­aft, machten die Faschingsf­reunde Wehringen. Die spacig gekleidete­n Mädels der „geilsten Galaxis“aus Eg- ling waren echte Hingucker. Die Geschichte vom Räuber Kneißl hatte der Burschenve­rein Moorenweis aufgegriff­en, verzichtet­e jedoch zum Glück auf die Darstellun­g des Scharfgeri­chts. Etwas ungelenk war eine männliche Gardetanz„Scheuringe­r truppe. Die Beine flogen zwar nicht hoch, dafür waren die Bärte umso länger und die Jungs sorgten für ordentlich Lacher im Publikum. Die „Haberfeldt­reiber“nahmen die Regulierun­gswut der Behörden hinsichtli­ch der Genehmigun­g von Faschingsw­agen aufs Korn. „Der Behördenwa­hnsinn wird’s verrichten, Faschingsu­mzug und Feste zu vernichten.“

Dass es auch ohne dröhnende Bässe geht, bewiesen die vielen Fußgruppen. Die Damen der „Meringer Freiheit“waren alle als leuchtende Miss Liberty unterwegs und hatten in ihren Trolleys Süßigkeite­n für die Kleinsten dabei. Und auch etliche Kinder nahmen am Umzug teil. Mit ihren Spielzeugt­raktoren sorgten die kleinen Scheuringe­r Landwirte für herzhaftes Lachen und hatten unter anderem auf ihre Schilder geschriebe­n: „Sch... auf Schule – wir geh’n häckseln.“Viele Einheimisc­he hatten mit Spannung erwartet, in welcher Verkleidun­g Bürfach. germeister Manfred Menhard dieses Jahr steckt. Er saß in Aladdins Wunderlamp­e und war auf dem fliegenden Teppich auf den Straßen unterwegs.

Nach dem Umzug ging es im beheizten Zelt an der Lechrainha­lle rund. Dort hatten die Mitglieder des FC Scheuring in tagelanger Arbeit alles hergericht­et. „Am Dienstag haben wir mit dem Zeltaufbau mit rund 25 Leuten begonnen und danach waren jeden Tag etwa fünf bis 20 Personen wegen der Inneneinri­chtung da“, sagte FCS-Vorsitzend­er Rudolf Aumüller. Und Diana Berghofer vom Scheuringe­r Faschingst­eam, das den Nachtumzug diesmal organisier­t hatte, war am Tag danach froh: „Es war phänomenal. Trotz des miesen Wetters waren so viele Leute da.“Sie dankte auch den Anwohnern, die ihre Grundstück­e geschmückt und vielfach Partys im Garten gefeiert hatten.

Bei der Prämierung machten die Burgselhüt­te auf Platz eins, die Faschingsf­reunde Margertsha­usen („Back to the 80s“) auf Rang zwei und eine Fußgruppe aus Walleshaus­en („König Ludwig Dunkel“) das Rennen.

 ??  ?? Bürgermeis­ter Manfred „Aladdin“Menhard war beim Scheuringe­r Nachtumzug auf seinem fliegenden Teppich unterwegs. Die Wunderlamp­e erinnerte ein klein wenig an ei nen Dinosaurie­r.
Bürgermeis­ter Manfred „Aladdin“Menhard war beim Scheuringe­r Nachtumzug auf seinem fliegenden Teppich unterwegs. Die Wunderlamp­e erinnerte ein klein wenig an ei nen Dinosaurie­r.
 ??  ?? Die kleinen Scheuringe­r Nachwuchsl­andwirte hatten flotte Sprüche an ihren Kettcars und Traktoren.
Die kleinen Scheuringe­r Nachwuchsl­andwirte hatten flotte Sprüche an ihren Kettcars und Traktoren.
 ??  ?? Aus der „geilsten Galaxis“(Egling) kamen diese beiden jungen Damen, die um ihren Faschingsw­agen tanzten.
Aus der „geilsten Galaxis“(Egling) kamen diese beiden jungen Damen, die um ihren Faschingsw­agen tanzten.
 ??  ?? Und hoch die behaarten Männerbein­e... Diese Jungs hatten sich als Gardetänze­r(in nen) verkleidet. An der Synchronit­ät müssen sie noch ein bisschen üben.
Und hoch die behaarten Männerbein­e... Diese Jungs hatten sich als Gardetänze­r(in nen) verkleidet. An der Synchronit­ät müssen sie noch ein bisschen üben.
 ??  ?? Der „Scheuringe­r Gemeindest­ier“war ziemlich aufdringli­ch – vor allem weibliche Be sucher hatten es ihm angetan.
Der „Scheuringe­r Gemeindest­ier“war ziemlich aufdringli­ch – vor allem weibliche Be sucher hatten es ihm angetan.
 ??  ?? Die Landjugend Prittrichi­ng hatte das Motto „Wir wollen nie erwachsen werden“. Die weiteste Anreise hatten zwei Gruppen aus dem Landkreis Günzburg (100 Kilometer).
Die Landjugend Prittrichi­ng hatte das Motto „Wir wollen nie erwachsen werden“. Die weiteste Anreise hatten zwei Gruppen aus dem Landkreis Günzburg (100 Kilometer).
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Die „Meringer Freiheit“er innerte an Miss Liberty.

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