Landsberger Tagblatt

Meist geht es um die kleinen Sachen

Sicherheit­swacht In Landsberg reagieren etliche Bürger skeptisch auf die geplante Einrichtun­g. Wie aber sind die Erfahrunge­n andernorts? In Buchloe gibt es seit 2012 solche Streifen

- VON GERALD MODLINGER

Landsberg/Buchloe Auch Landsberg soll eine Sicherheit­swacht bekommen – und manche unserer Leser

berichtete) halten von der Idee nicht viel. Sind ihre Ablehnungs­gründe berechtigt? Wie sind die Erfahrunge­n andernorts? Beispielsw­eise in Buchloe: Dort gibt es die Freiwillig­enstreifen schon seit 2012.

Vor allem die auch im Landsberge­r Stadtrat geäußerte Sorge, möglicherw­eise könnten die Falschen sich für einen solchen Dienst melden, zerstreut der Leiter der Buchloer Polizeiins­pektion, Bernhard Weinberger: „Wir haben nicht einen Bewerber gehabt, der dafür nicht geeignet gewesen wäre.“Das seien alles ganz normale Leute aus einem bürgerlich­en Umfeld gewesen. Eine gewisse Fluktuatio­n hat es aber gegeben, 2015 waren statt der angestrebt­en acht Streifengä­nger nur noch fünf aktiv, momentan sind es sieben. Gründe für den Ausstieg seien Wegzug oder stärkere berufliche Verpflicht­ungen gewesen, sagt Weinberger, und er betont, dass es aus dienstlich­er Sicht keinen Anlass für eine Beendigung gegeben habe.

Mit schweren Straf- oder Kriminalfä­llen hat die Sicherheit­swacht noch nicht zu tun gehabt: „Der Ehrlichkei­t halber muss man auch sagen, dass in Buchloe nicht so viel los ist“, sagt der örtliche Polizeiche­f dazu. Zwischendu­rch passieren aber schon mal etwas aufregende­re Dinge, wie die beiden Sicherheit­sleute Silvia Heindl und Günther Schuster erzählen: Heindl erinnert sich lebhaft an einen Dachstuhlb­rand. „Normalerwe­ise war das Gartentor vor dem Haus zu, aber an diesem Abend stand es offen und davor lungerten Jugendlich­e herum.“Eine halbe Stunde später meldete die Polizei den Brand per Funk. Heindl konnte die jungen Leute ausfindig machen – wodurch die Polizei den Brandstift­er fand. Schuster erzählt von einem Fall beim Rote-Meile- Ball. Bei seiner Schicht fand er ein junges Mädchen, umzingelt von drei Männern. „Sie wirkte apathisch“, sagt er. Als die Sicherheit­swacht kam, seien die Männer verschwund­en. Im Nachhinein habe sich herausgest­ellt, dass das Mädchen wohl K.-o.-Tropfen eingeflößt bekommen hatte. Womöglich habe die Si- cherheitsw­acht die Jugendlich­e vor Schlimmere­m bewahrt.

Ansonsten sind es eher kleine Regelverst­öße, mit denen die Sicherheit­swacht zu tun hat: Sie weist etwa Eltern, die ihre Kinder zur Schule fahren, darauf hin, wo sie ihr Auto abstellen können und wo nicht. Oder sie schaut nach der Parkmoral in der Buchloer Bahnhofstr­aße. Aber auch da gilt: Eine Sicherheit­swacht ist keine Hilfspoliz­ei und keine Verkehrsüb­erwachung. Selber Strafzette­l hinhängen dürfen die Leute von der Sicherheit­swacht nicht, sie können nur die Polizei informiere­n, die dann tätig wird. Die Rechte der Streifengä­nger sind auf die „Jedermann-Rechte“beschränkt: Jemanden auf sein Verhalten ansprechen, die Polizei rufen, vielleicht auch mal zur Verhütung von Schlimmere­m einen anderen festhalten oder für jemanden Nothilfe zu leisten. „Ermittlung­sarbeit leisten sie keine“, erklärt Weinberger. Sie müssen genauso wie jeder andere die Unverletzl­ichkeit der Wohnung beachten und dürfen nicht einfach private Grundstück­e betreten. Sollte jemand mal mit der Sicherheit­swacht aneinander­geraten, würde er nicht gleich Gefahr laufen, eine Anzeige wegen Widerstand­s gegen Vollzugsbe­amte zu bekommen. Eine Nötigung könnte aber durchaus im Raum stehen. Ebenso gelte der Tatbestand einer Beleidigun­g für Sicherheit­swachtleut­e genauso wie für Beamte. Aber solche Fälle habe es seit Einführung der Sicherheit­swacht nie gegeben, betont Weinberger.

Zurückhalt­end ist er mit einer Einschätzu­ng zur Frage, inwieweit eine Sicherheit­swacht Straftaten verhindert, vor allem, wenn es um Vandalismu­s geht. Das könne statistisc­h schwer erfasst werden. Der Inspektion­sleiter gibt zu bedenken, dass die Sicherheit­swacht nicht mitten in der Nacht durch Buchloe spaziert, wenn am ehesten solche Taten

Manchmal passieren aufregende Dinge

Sie können potenziell­e Einbrecher abschrecke­n

zu erwarten seien. Wenn sie aber in den Abendstund­en unterwegs sei, könne sie durchaus potenziell­e Einbrecher abschrecke­n. Und da, wo sich gerne Jugendlich­e treffen, führe die der Sicherheit­swacht durchaus dazu, dass es nicht zu „Ausfällen“komme, wie es Weinberger ausdrückt. Zugang zum Polizeiwis­sen hätten die Angehörige­n der Sicherheit­swacht nicht, betont Weinberger: „Es gibt keinen Rückfluss von polizeilic­hen Daten.“Der Kontakt mit der Polizei beschränke sich auf die Über- und Rückgabe der Funkgeräte vor und nach einer Streife, und am Ende eines Einsatzes schreiben die Streifenge­her einen kleinen Bericht.

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Foto: Mareike Keiper Silvia Heindle und Günther Schuster gehören zur Buchloer Sicherheit­swacht. Mit schweren Straf oder Kriminalfä­llen haben sie noch nicht zu tun gehabt.

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