Landsberger Tagblatt

Welcher Antrag kommt zuerst?

Kreistag Bei der Sondersitz­ung zur Kreisumlag­e ging es nicht nur in der Sache hoch her. GAL-Chefin Renate Standfest forderte den Landrat auch in der Frage heraus, in welcher Reihenfolg­e über die Anträge abgestimmt werden sollte

- VON GERALD MODLINGER

Landsberg Nicht nur in der Sache ist es in der Sondersitz­ung des Kreistags zum Haushalt des Landkreise­s hoch hergegange­n. Auch um Formalien wurde gerungen. Und dabei gerieten vor allem die GAL-Fraktionsv­orsitzende Renate Standfest und Landrat Thomas Eichinger (CSU) aneinander. Konkret ging es um die Frage, wie hoch die Kreisumlag­e in den nächsten Jahren im (unverbindl­ichen) Finanzplan liegen soll, und darum, in welcher Reihenfolg­e im Kreistag über Anträge abgestimmt wird.

Das ist eigentlich in der Geschäftso­rdnung geregelt. Empfehlung­sbeschlüss­e des Kreiaussch­usses sind demnach als Erstes zu behandeln, die Reihenfolg­e anderer Anträge richtet sich danach, wie „weitgehend“sie sind. Und als weitestgeh­end wird in der Regel das bezeichnet, was eine Gemeinde oder einen Landkreis mehr kostet oder mehr Aufwand macht. Bei einem Bauprojekt wird also zuerst über die teurere dann über die billigere Variante abgestimmt. Bei der Kreisumlag­e, so die Schlussfol­gerung Standfests, müsste also zuerst über einen niedrigere­n Hebesatz (der für den Landkreis weniger Geld bringt) und dann erst über einen höheren Hebesatz abgestimmt werden.

Denn neben dem am Dienstag gemachten Vorschlag des Landrats, die zuvor für heuer beschlosse­nen 54 Punkte Hebesatz in der Finanzplan­ung bis 2021 wieder um jeweils einen Punkt abzuschmel­zen, gibt es ja noch eine weitere Entscheidu­ng des Kreistags dazu: Unter den teilweise umstritten­en Beschlüsse­n der Dezember-Sitzung findet sich auch ein mehrheitli­ch beschlosse­ner Antrag von Quirin Krötz (CSU), die Kreisumlag­e in der Finanzplan­ung ab 2019 auf 50 Prozent zu senken. Den brachte in der jüngsten Sitzung nun noch einmal der Uttinger Bür- germeister Josef

(GAL) aufs Tapet.

Der damalige Antrag von Krötz, erwiderte Landrat Eichinger, sei zwar aus der Situation der Dezember-Sitzung heraus „durchaus nachvollzi­ehbar“gewesen, würde aber die Kreisfinan­zen in „eine Dramatik, die in die falsche Richtung weist“, bringen – nämlich im Jahr 2021 eine Landkreisv­erschuldun­g von knapp 70 Millionen Euro, also mehr als 15 Millionen Euro mehr als momentan. Dem Pochen Standfests, zuerst über den nach ihrer Meinung weitergehe­nden 50-Punkte-Antrag abzustimme­n, gab Eichinger nicht nach. Ebenso wenig ließ er Andreas Graf von der Kommunalau­fsicht zu Wort kommen. Von Graf hatte Standfest wissen wollen, wie er die Sache mit der Antragsrei­henfolge sieht. Er, so Eichinger, habe sich „eine entspreche­nde Rechtsmein­ung“gebildet.

Daraufhin stellte Standfest einen Antrag zur Geschäftso­rdnung, dass zuerst über den 50-Punkte-Antrag abgestimmt werden soll. Doch dieund Lutzenberg­er ser fand mit 29:29 Stimmen keine Mehrheit. Also wurde über die Variante der stufenweis­en Absenkung auf 51 Punkte abgestimmt, was mit 30:28 Stimmen beschlosse­n wurde.

Die Sache war damit aber noch nicht ausgestand­en. Standfest fragte nochmals nach, ob es möglich sei, die Abstimmung­sreihenfol­ge „beliebig zu verändern“. „Die entscheide­nde Rechtsauff­assung ist die meine“, bekräftigt­e Eichinger, „der Kreistag ist das Gremium, das die Reihenfolg­e der Beschlüsse vorgeben kann.“

Schließlic­h kam aber doch noch Andreas Graf zu Wort. Hannelore Baur (SPD) hatte nochmals insistiert. Und Grafs Bewertung fiel dann ziemlich ähnlich wie die seines Chefs aus: „Die Geschäftso­rdnung hat die Wirkung eines Beschlusse­s, ist aber keine Satzung, und diese Wirkung wird im Einzelfall durch entgegenst­ehende Beschlüsse ausgehebel­t.“

Auch gestern war die knappe Entscheidu­ng für die 54-PunkteKrei­sumlage noch politische­s Tagesgespr­äch. Von „einem traurigen Tag für die kommunalpo­litische Familie“und von „einem Tag der Machtdemon­stration“sprach der Landsberge­r Oberbürger­meister Mathias Neuner (CSU). Es sei „völlig unverhältn­ismäßig“, bei aktuell 37,5 Millionen Euro liquiden Mitteln in der Kreiskasse die Umlage zu erhöhen. Noch dazu, wenn für dieses Geld Verwahrgeb­ühren von 0,4 Prozent gezahlt werden müssten.

Auch die SPD, deren Kreistagsf­raktion in der Umlagenfra­ge gespalten war (drei Kreisräte waren für 54 Punkte, vier dagegen), beschäftig­te das Thema noch nach der Sondersitz­ung. Die stellvertr­etende Kreis- und Fraktionsv­orsitzende Hannelore Baur kündigte auf LTNachfrag­e eine Fraktionss­itzung an. Näheres zur laufenden Diskussion in ihrer Partei wollte sie aber nicht mehr sagen.

Die GAL präsentier­t einen alten CSU Antrag

Aber man kann es auch anders machen...

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Foto: Thorsten Jordan Während GAL Fraktionsv­orsitzende Renate Standfest (vorne, Dritte von rechts) in der Sondersitz­ung des Kreistags zur Herausford­erin von Landrat Thomas Eichinger (CSU) wurde, stimmten die sieben Mitglieder der SPD Fraktion (links daneben) bei der...

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