Der „Schus“sucht einen Platz für die Störche
Wohnungssuche Am Dießener Marktplatz wurde das Nest entfernt. Franz Sanktjohanser kümmert sich um einen neuen Standort und will in der Fischerei bald einen Mast aufstellen. Wer sein Hausdach anbieten will, kann sich melden
Dießen „SH 177“ist seit einigen Tagen wieder da. Auf dem Foto des Dießeners Franz Sanktjohanser ist der Ring der Störchin gut zu erkennen. Sanktjohanser hat sich erkundigt, es handelt sich um einen Vogel, der 2014 in der Schweiz beringt wurde. „Es ist das Weibchen, das vergangenes Jahr hier gebrütet hat.“Sie wurde auch schon mit einem zweiten Vogel gesehen, Sanktjohanser geht davon aus, dass es sich um den Partner von 2017 handelt, doch er ist nicht beringt und damit schwer identifizierbar. Die Störche wurden die vergangenen Tage schon auf den südlich von Dießen gelegenen Wiesen bei der Futtersuche beobachtet. Die Tiere sind da, aber ihre Wohnung auf einem Kamin am Dießener Marktplatz ist weg.
Wie berichtet, bekamen die Hauseigentümer von der Unteren Naturschutzbehörde die Erlaubnis, das von den Tieren wild gebaute Storchennest zu entfernen. Problematisch war vor allem, dass die Dachfenster sehr verschmutzt wurden. „Ich finde es sehr schade, dass der Horst in der Ortsmitte von Dießen entfernt wurde“, so Wolfgang Bechtel vom Landesbund für Vogelschutz
Beim Eisessen die Flugübungen beobachten
(LBV). Er dokumentiert für den LBV in der Region die Aktivitäten der Störche. Im vergangenen Jahr konnte man in Dießen beim Eisessen die Störche beim Füttern oder den Flugübungen beobachten. „So soll es sein in Bayern“, ist die Auffassung von Wolfgang Bechtel. Es sei schon „etwas Besonderes“gewesen, dass sich 2017 ein Storchenpaar mitten in Dießen angesiedelt und gleich drei Junge durchgebracht hat. Und das, obwohl das Gebiet für Störche nicht optimal sei, weil das Futtergebiet nicht in unmittelbarer Nähe zum Horst liege.
Jetzt lautet die spannende Frage, ob sich die Dießener Störche eine neue Wohnung suchen. Bechtel weist darauf hin, dass es seit vergan- genem Jahr auch auf Gut Romenthal eine Nisthilfe gibt. Und Franz Sanktjohanser ist im Ort unterwegs, um einen neuen Platz für den letztjährigen Horst, der derzeit beim Dießener Bauhof lagert, zu finden. Im Gespräch war auch die ehemalige Gaststätte Drei Rosen, die jetzt der Gemeinde gehört, doch die bisherigen Eigentümer haben noch ein Nutzungsrecht bis 2020. Und „Schus“, wie die Dießener Franz Sanktjohanser nennen, will auch vor dem eigenen Haus wieder ein Storchennest aufbauen. Denn im vergangenen Jahr waren die Schweize- rin und ihr Partner durchaus auch an dem Platz in der Moosstraße in Dießen interessiert, bevor sie auf das Gebäude am Marktplatz wechselten. Da der Baumstamm, auf dem der Horst befestigt war, aber faul wurde, musste Sanktjohanser ihn umsägen. „Ich will jetzt einen Mast aufstellen, so ähnlich wie in Raisting“, erzählt er. Da es sich damit aber um ein kleines Bauwerk mit
In Raisting waren die Störche die ganze Zeit da
Betonfundament handle, müsse er sogar einen Bauantrag einreichen. Und er wird auch eine vierstellige Summe in die Hand nehmen müssen, bis die Storchenwohnung steht.
Das Storchendorf Raisting hatte übrigens das ganze Jahr über Storchenbesuch. Auf dem Masten im Gewerbegebiet überwinterte ein Paar. Zwei weitere Störche auf dem Horst gegenüber der Pfarrkirche, so Bechtel. Seit zwei Wochen beobachtet er dort ein weiteres Tier und eines im Horst auf dem Gebäude der Schreinerei Dreer. Bei Letzterem handelt es sich um einen Storch, der sich bereits 2017 dort niederließ. Der Storchenexperte stellt klar, dass alle Störche, die so früh kommen, keine Zugvögel sind. Sie überwintern lediglich im Bodenseeraum oder in der Schweiz. Sehr milde Winter würden das Überwintern hierzulande begünstigen, erklärt Bechtel. Die Störche fänden hier ausreichend Nahrung, ohne dass man sie zufüttern müsse.
Standort Dießener, die ihr Hausdach als Standort für einen Storchenhorst anbieten wollen, können sich bei Franz Sanktjohanser, 08807/1071 melden.