Trotz Kritik: Beim „Hirsch“könnte es losgehen
Neubau Der Bauausschuss genehmigt Abweichungen vom Bebauungsplan in Pitzling. Das Konzept für das ehemalige Wirtshaus sorgte noch immer für Unruhe im Landsberger Ortsteil
Landsberg/Pitzling Jetzt könnte es eigentlich losgehen. Der Bauausschuss hat den Eigentümern des ehemaligen Gasthauses „Hirsch“in Pitzling sein Einverständnis für Befreiungen vom Bebauungsplan gegeben. Damit steht zumindest dem Neubau eines Einfamilienhauses und dem Ersatzbau für den ehemaligen Stadel eigentlich nichts mehr entgegen.
Oberbürgermeister Mathias Neuner ist von dem Konzept der Eigentümer überzeugt. Er kündigt nach dem Beschluss an: „Wir können nun die Baugenehmigung erteilen.“Nicht ganz so erfreut sind dagegen einige Pitzlinger, die sich zum Ortstermin des Bauausschusses am ehemaligen Gasthof einfanden. Per Postwurfsendung war in einer „Info an alle interessierten Pitzlinger Bürger“dazu aufgerufen worden. Der Pitzlinger Konrad Schmid steht offen zu seinen Forderungen bezüglich einiger Nachbesserungen, die
Ein Begegnungsort im Dorf kommt gut an
sich auf einen Schwerpunkt konzentrieren, wie er gegenüber dem LT erklärte: „Es sind jeweils die Südund die West-Fronten des Hauptgebäudes und des neuen Stadels, die sich unserer Meinung nach nicht in das identitätsstiftende Ensemble um die Dorfkirche einfügen.“Sonst findet das Konzept der Eigentümer mit Wohnen, einem Dorfladen und der Wiederbelebung eines Biergartens als Begegnungsort im Dorf, wie Schmid sagt, durchaus seine Zustimmung. In seinem Schreiben an den OB und die Stadträte hatte er aber zuvor noch die großen Fenster und den geplanten Laubengang im Innenhof kritisiert („widersprechen dem Bebauungsplan“).
Kritik kam beim Ortstermin auch von einem Anlieger bezüglich der zur Seestraße grenzenden Westseite mit Balkonen. Ihm sei einst bei seinem Haus ein Balkon verwehrt worden, daher solle das jetzt auch für die künftigen Bauherren gelten. Laut UBV-Stadtrat Franz Daschner werde, durch die Ausführung der Westseite als vorgesehene Holz-Glas- und nicht wie gefordert mit Sprossenfenstern bestückt, der dorfähnlichen Charakter nicht erreicht: „Die Front gefällt nicht.“
Thomas Reicherzer erklärte, weshalb es zu dieser Ausführung kam. Er und sein Bruder Bernhard hätten das Projekt vor dreieinhalb Jahren begonnen und seien vom ersten Tag an Anfeindungen, ja sogar persönlichen Beleidigungen ausgesetzt gewesen. Bernhard Reicherzer: „Unterstützung aus dem Ort haben wir bis heute keine bekommen.“Dabei beinhaltet das Konzept eigentlich Punkte, die von den Pitzlingern eingefordert werden: ein sozialer Treffpunkt, Wohnraum und Einkaufsmöglichkeiten. So beabsichtigen die Brüder Reicherzer zu den acht Wohnungen im Stadel auch noch einen Dorfladen zu integrieren. Später, in einem weiteren Schritt, soll der alte Biergarten wieder in Betrieb genommen werden – „wenn Bedarf dafür besteht“, was auch Geburtstags- oder Familienfeiern bedeuten kann. Von Anfang an sei zudem eine reguläre Gastronomie angedacht gewesen. Das Konzept müsse noch verfeinert werden.
In erster Linie soll aber ein sozialer Treffpunkt für Pitzlinger entstehen. Reicherzer möchte, dass man sich wieder „unter Bäumen trifft und zusammensetzt“. Von Ängsten vor einem „Partybunker“oder „Remmidemmi-Bunker“habe er gehört, was ihn ärgert. „Davon sind wir weit entfernt.“Ihn wundert eher, dass Dinge, die im Ort seit 2008 gefordert werden, plötzlich zur Gefahr hochstilisiert werden.
Die immer wieder nachgebesserten Planungen hat er inzwischen auf eigene Kosten mit einem ArchitekFassade tenwettbewerb hinterlegt und den Stadtplaner und Regierungsbaumeister Alfred Sunder-Plassmann ausgewählt. Inzwischen haben die Pläne die Zustimmung der Bauverwaltung und des Gestaltungsbeirates – und des Bauausschusses. Der gestattet, dass das Einfamilienhaus, das den Gasthof ersetzt, um zwei Meter weiter nach Westen gerückt wird. Die Dachneigung des Wohnhauses darf nun 45 Grad betragen (bislang 43 Grad). In einem Fazit lobte OB Neuner: „Hier entsteht etwas, was ein Dorf braucht.“Dieter Völkel (SPD) hält das Projekt für „gut gelungen“und Jonas Pioch (Landsberger Mitte) ist „glücklich,
Ein Fehler werde damit geheilt
die Bauherren zu kennen und nicht nur einen Investor zu haben“. „Damit wird ein Fehler im Bebauungsplan geheilt“, befand Berthold Lesch für die CSU, denn durch das Heranrücken würden Wohnhaus und Stadel wie einst vorgesehen die ursprüngliche Ecksituation an dieser Stelle wiederherstellen.
Gegen drei Stimmen genehmigte der Bauausschuss auch noch die dritte Befreiung, die Breite der Dachgaube (drei statt zwei Meter).
Nun müssten noch weitere Schritte absolviert werden, gibt Bernhard Reicherzer Einblick in den Zeitplan. So müsse zum Beispiel noch der dritte Bauantrag zu Gastronomie, Kegelbahn und Biergarten gestellt werden. Das werde einige Zeit in Anspruch nehmen. Bernhard Reicherzer: „2018 wird jedenfalls nichts mehr passieren.“