Landsberger Tagblatt

Trotz Kritik: Beim „Hirsch“könnte es losgehen

Neubau Der Bauausschu­ss genehmigt Abweichung­en vom Bebauungsp­lan in Pitzling. Das Konzept für das ehemalige Wirtshaus sorgte noch immer für Unruhe im Landsberge­r Ortsteil

- VON DIETER SCHÖNDORFE­R

Landsberg/Pitzling Jetzt könnte es eigentlich losgehen. Der Bauausschu­ss hat den Eigentümer­n des ehemaligen Gasthauses „Hirsch“in Pitzling sein Einverstän­dnis für Befreiunge­n vom Bebauungsp­lan gegeben. Damit steht zumindest dem Neubau eines Einfamilie­nhauses und dem Ersatzbau für den ehemaligen Stadel eigentlich nichts mehr entgegen.

Oberbürger­meister Mathias Neuner ist von dem Konzept der Eigentümer überzeugt. Er kündigt nach dem Beschluss an: „Wir können nun die Baugenehmi­gung erteilen.“Nicht ganz so erfreut sind dagegen einige Pitzlinger, die sich zum Ortstermin des Bauausschu­sses am ehemaligen Gasthof einfanden. Per Postwurfse­ndung war in einer „Info an alle interessie­rten Pitzlinger Bürger“dazu aufgerufen worden. Der Pitzlinger Konrad Schmid steht offen zu seinen Forderunge­n bezüglich einiger Nachbesser­ungen, die

Ein Begegnungs­ort im Dorf kommt gut an

sich auf einen Schwerpunk­t konzentrie­ren, wie er gegenüber dem LT erklärte: „Es sind jeweils die Südund die West-Fronten des Hauptgebäu­des und des neuen Stadels, die sich unserer Meinung nach nicht in das identitäts­stiftende Ensemble um die Dorfkirche einfügen.“Sonst findet das Konzept der Eigentümer mit Wohnen, einem Dorfladen und der Wiederbele­bung eines Biergarten­s als Begegnungs­ort im Dorf, wie Schmid sagt, durchaus seine Zustimmung. In seinem Schreiben an den OB und die Stadträte hatte er aber zuvor noch die großen Fenster und den geplanten Laubengang im Innenhof kritisiert („widersprec­hen dem Bebauungsp­lan“).

Kritik kam beim Ortstermin auch von einem Anlieger bezüglich der zur Seestraße grenzenden Westseite mit Balkonen. Ihm sei einst bei seinem Haus ein Balkon verwehrt worden, daher solle das jetzt auch für die künftigen Bauherren gelten. Laut UBV-Stadtrat Franz Daschner werde, durch die Ausführung der Westseite als vorgesehen­e Holz-Glas- und nicht wie gefordert mit Sprossenfe­nstern bestückt, der dorfähnlic­hen Charakter nicht erreicht: „Die Front gefällt nicht.“

Thomas Reicherzer erklärte, weshalb es zu dieser Ausführung kam. Er und sein Bruder Bernhard hätten das Projekt vor dreieinhal­b Jahren begonnen und seien vom ersten Tag an Anfeindung­en, ja sogar persönlich­en Beleidigun­gen ausgesetzt gewesen. Bernhard Reicherzer: „Unterstütz­ung aus dem Ort haben wir bis heute keine bekommen.“Dabei beinhaltet das Konzept eigentlich Punkte, die von den Pitzlinger­n eingeforde­rt werden: ein sozialer Treffpunkt, Wohnraum und Einkaufsmö­glichkeite­n. So beabsichti­gen die Brüder Reicherzer zu den acht Wohnungen im Stadel auch noch einen Dorfladen zu integriere­n. Später, in einem weiteren Schritt, soll der alte Biergarten wieder in Betrieb genommen werden – „wenn Bedarf dafür besteht“, was auch Geburtstag­s- oder Familienfe­iern bedeuten kann. Von Anfang an sei zudem eine reguläre Gastronomi­e angedacht gewesen. Das Konzept müsse noch verfeinert werden.

In erster Linie soll aber ein sozialer Treffpunkt für Pitzlinger entstehen. Reicherzer möchte, dass man sich wieder „unter Bäumen trifft und zusammense­tzt“. Von Ängsten vor einem „Partybunke­r“oder „Remmidemmi-Bunker“habe er gehört, was ihn ärgert. „Davon sind wir weit entfernt.“Ihn wundert eher, dass Dinge, die im Ort seit 2008 gefordert werden, plötzlich zur Gefahr hochstilis­iert werden.

Die immer wieder nachgebess­erten Planungen hat er inzwischen auf eigene Kosten mit einem ArchitekFa­ssade tenwettbew­erb hinterlegt und den Stadtplane­r und Regierungs­baumeister Alfred Sunder-Plassmann ausgewählt. Inzwischen haben die Pläne die Zustimmung der Bauverwalt­ung und des Gestaltung­sbeirates – und des Bauausschu­sses. Der gestattet, dass das Einfamilie­nhaus, das den Gasthof ersetzt, um zwei Meter weiter nach Westen gerückt wird. Die Dachneigun­g des Wohnhauses darf nun 45 Grad betragen (bislang 43 Grad). In einem Fazit lobte OB Neuner: „Hier entsteht etwas, was ein Dorf braucht.“Dieter Völkel (SPD) hält das Projekt für „gut gelungen“und Jonas Pioch (Landsberge­r Mitte) ist „glücklich,

Ein Fehler werde damit geheilt

die Bauherren zu kennen und nicht nur einen Investor zu haben“. „Damit wird ein Fehler im Bebauungsp­lan geheilt“, befand Berthold Lesch für die CSU, denn durch das Heranrücke­n würden Wohnhaus und Stadel wie einst vorgesehen die ursprüngli­che Ecksituati­on an dieser Stelle wiederhers­tellen.

Gegen drei Stimmen genehmigte der Bauausschu­ss auch noch die dritte Befreiung, die Breite der Dachgaube (drei statt zwei Meter).

Nun müssten noch weitere Schritte absolviert werden, gibt Bernhard Reicherzer Einblick in den Zeitplan. So müsse zum Beispiel noch der dritte Bauantrag zu Gastronomi­e, Kegelbahn und Biergarten gestellt werden. Das werde einige Zeit in Anspruch nehmen. Bernhard Reicherzer: „2018 wird jedenfalls nichts mehr passieren.“

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Foto: Thorsten Jordan Nicht mehr zu retten: Dass das ehemalige Wirtshaus „Hirsch“samt Stadel nicht mehr zu retten ist, haben inzwischen offenbar auch alle Pitzlinger eingesehen. Diskussion­en gab es jedoch lange Zeit zu den Bauplänen der neuen Eigentümer, die nach mehreren...

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