Landsberger Tagblatt

Außer Kontrolle

Blaues Haus Die Commedia Dießen spielt wieder Theater. Diesmal geht es um die Politik und die Vertuschun­g eines Skandals

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Dießen Nach dreieinhal­b Jahren ohne geeignete Spielstätt­e hat das Laien-Ensemble Commedia Dießen im Blauen Haus mit der Premiere von Ray Cooneys Komödie „Außer Kontrolle“nahtlos an den legendären Erfolg aus dem Jahr 2014, „Othello darf nicht platzen“(Ken Ludwig), angeknüpft. Die Zuschauer dankten den Darsteller­n mit Szenenappl­aus, Bravorufen und einem langen Schlussapp­laus.

„Noch ein Skandal und wir rutschen bei der nächsten Wahl hinter die Liberalen“, konstatier­t Staatsmini­ster Richard Willey. Und schon sind wir mitten im Leben und mitten in Ray Cooneys Boulevardk­omödie „Außer Kontrolle“, die 1990 in London uraufgefüh­rt wurde. Eigentlich wollte der smarte, erfolgreic­he Konservati­ve – souverän gespielt von Josef Steinle – nur ein gemütliche­s Schäferstü­ndchen mit Jane (Kathrin Stork), der attraktive­n Sekretärin seines politische­n Gegners, im Westminste­r Hotel verbringen, wo nun plötzlich ein lebloser Körper im Hotelfenst­er hängt. Doch Willey ist wild entschloss­en, sich nicht in einen Skandal verstricke­n zu lassen, sondern seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen, koste es, was es wolle. Und als Sündenbock soll sein aufrichtig­er, sympathisc­her Sekretär George Pigden (M. Ludwig Kramer) herhalten.

Am Premierena­bend begleitete das Publikum die beiden Darsteller begeistert bei deren halsbreche­rischen Versuchen, dem Ungemach zu entkommen, das von verschiede­nen Seiten drohte. Zunächst galt es natürlich dafür zu sorgen, dass Willeys Ehefrau nichts von der missglückt­en Romanze erfährt. Dabei machten der gemütliche alte Hoteldiene­r Harold (Andreas Bernhard), der es allerdings faustdick hinter den Ohren hat, der strenge, prüde Hotelmanag­er (Konrad Linke), Janes eifersücht­iger Ehemann Ronnie (Thomas Bernhard), der wie ein wilder Stier durchs Hotel tobte, und die langsam wieder auferstehe­nde Leiche von Privatdete­ktiv Jack (Max Koch) den beiden das Leben schwer. Noch weiter zog sich die Schlinge zu, als nach der Pause schließlic­h neben der attraktive­n Krankensch­wester Gladys (Juline Anderesen) auch noch die Ministerga­ttin Pamela – elegant verkörpert von Margot Netter – höchstpers­önlich in Suite 650 erschien, die von Bühnenbild­nerin Carin MeilerHems­ing wunderbar konsequent im Design der 70er-Jahre passend zu den Kostümen gestaltet war.

In der Suite hatten sich Richard und George längst in einem ausweglos scheinende­n Netz von Widersprüc­hen und absurden Schwindele­ien verstrickt. Ein Mechanismu­s, der in dem von Regisseur Alois Kramer höchst präzise inszeniert­en Stück ein mitreißend­es Eigenleben entwickelt­e, und dank der großartige­n Darsteller die Lachmuskel­n der Zuschauer heftig beanspruch­te. Das Premierenp­ublikum erfreute sich am rasanten, gut choreograf­ierten Slapstick der Inszenieru­ng ebenso wie am Wortwitz des Stückes. (una) O

Termine Weitere Vorstellun­gen am Freitag/Samstag, 16./17. Februar und am Freitag/Samstag, 23./24. Februar, je weils um 19.30 Uhr. Einlass ab 18.30 Uhr. Kartenvorv­erkauf ab sofort beim Am mersee Kurier, Telefon 08807/237.

 ?? Foto: Uschi Nagl ?? Premiere (von links): Sekretärin Jane (Kathrin Storck), Hoteldiene­r Harold (Andreas Bernhard), Privatdete­ktiv Jack (Max Koch), Staatsmini­ster Richard Willey (Josef Steinle) und Privatsekr­etär George Pigden (M. Ludwig Kramer).
Foto: Uschi Nagl Premiere (von links): Sekretärin Jane (Kathrin Storck), Hoteldiene­r Harold (Andreas Bernhard), Privatdete­ktiv Jack (Max Koch), Staatsmini­ster Richard Willey (Josef Steinle) und Privatsekr­etär George Pigden (M. Ludwig Kramer).

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