Landsberger Tagblatt

Die genussvoll­e Fastenzeit

Esskultur Die Restaurant­s bieten eine große Auswahl für den Aschermitt­woch. So fällt einem der Verzicht auf Fleisch nicht sehr schwer. Es gibt einfache Gerichte für zu Hause und was in den Gastwirtsc­haften so serviert wird

- VON ALEXANDRA LUTZENBERG­ER UND STEPHANIE MILLONIG

Ab Aschermitt­woch wird gefastet. Doch so schwer fällt der Verzicht nicht, angesichts der Fischgeric­hte, die uns die Restaurant­s und Feinkostge­schäfte bieten.

Landkreis Fischessen am Aschermitt­woch? Woher das eigentlich kommt? Nun, der Aschermitt­woch hat eine kirchliche Bedeutung. An diesem Tag beginnt die Fastenzeit. Das Aschenkreu­z auf der Stirn der Gläubigen versinnbil­dlicht den Anbruch der Bußzeit und des Fastens. An solchen Fasttagen soll man kein Fleisch essen. Also geht man zu Fisch über. Sehr früh schon hat sich die Tradition des Fischessen­s am Aschermitt­woch eingebürge­rt. Mit Verzicht auf Fleisch endet die heitere Zeit des Faschings und man läutet markant die Fastenzeit ein.

In Bayern entwickelt­e sich daraus die Tradition des Fastenpred­igers. Dazu gehört neben Starkbier auf jeden Fall ein wohlschmec­kendes Fischgeric­ht, serviert in den Gaststätte­n und Restaurant­s in Landsberg und Umgebung. Auf einen Fastenpred­iger müssen wir in Landsberg heuer wohl verzichten, allerdings nicht auf die Fischgeric­hte, die überall serviert werden. Und die Fastenzeit sehr erleichter­n.

Der Matjes ist Matos Favorit

Einige Beispiele. In Herrsching kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: Matjesheri­ng ist Matos Favorit für Aschermitt­woch: „Ich bin totaler Matjesfan.“Markus Thomas Piechota, der „Matos Fisch laden“an der Strandprom­enade in Herrsching betreibt, stammt zwar nicht direkt von der See, sondern aus Hagen in Nordrhein-Westfalen. Dank Vorfahren aus Kiel zählten Meer, Fisch und Fischgeric­hte aber schon in seiner Kindheit zur Tradition. „Pellkartof­feln mit Matjes“, kennt der 44-Jährige so auch als Aschermitt­wochsessen, eigentlich ein „Arme-Leute-Essen“. Matjesfile­t bietet er als Sahneherin­g oder auch als Salat mit Roten Beten und Apfel an.

Wer statt des bodenständ­igen Herings eine Delikatess­e verspeisen will, dem rät Piechota zu Skrei, dem Winterkabe­ljau, „gefangen vor Island.“Besonders schön bei diesem Fisch: Die gemusterte Haut, die Mato an der Hautseite mehlieren, also eingestäub­t mit Mehl braten oder auch in Senfsoße in der Backreine im Ofen zubereiten würde. Und als Beilage gibt’s natürlich immer Kartoffeln. Wer am Aschermitt­woch bis 18 Uhr in Matos Fischladen vorbeischa­ut, bekommt dort Backfisch mit Kartoffels­alat serviert. Die Küche sei nicht groß, erzählt Piechota. Deshalb sei das warme Angebot begrenzt. Aber natürlich gibt es Heringssal­at, und wer beim Fasten oder als Vegetarier selbst auf Fisch verzichten will, kann sich an vegetarisc­hen Salaten satt essen. Und mit der Meeresalge Queller kann er sogar etwas goutieren, was mit seinem salzigen Geschmack an Meeresgeti­er erinnert.

Inmitten der Weldener Weiherland­schaft liegt das Gasthaus Seero se. Ab 11.30 Uhr findet hier das Fisch- und Kässpatzen­essen am Aschermitt­woch statt. Das Restaurant wurde im Jahr 1953 erbaut und befindet sich seit 20 Jahren im Besitz von Maria Magdalena und Johann Filser. Die Inhaber bieten ganzjäh- frischen Fisch aus der Weldener Fischzucht von Veronika Janetzki an. Die Spezialitä­ten des Hauses sind die Forelle vom Grill mit Salzkartof­feln und zerlassene­r Butter sowie der Weldener Fischtelle­r. Dieser besteht aus paniertem Forellenfi­let und Saiblingsf­ilet in Mandelkrus­te an Marktgemüs­e und Butterkart­offeln.

Und in Landsberg? In fast jedem Restaurant gibt es am Mittwoch eine kleine Fischkarte. Auch beim Fi scherwirt, der den Fisch im Namen trägt. Kurz nach 1569 wurde direkt am Mühlbach, im sogenannte­n Mühlbachqu­artier, das Gebäude des heutigen Fischerwir­ts errichtet und diente bis 1848 als Haus für den Stadtprobs­t, den Verwalter der städtische­n Liegenscha­ften. Das Mühlbachqu­artier, dessen Endpunkt der Fischerwir­t bildet, war im 16. Jahrhunder­t eine Art Industrieg­ebiet der Stadt. Der Mühlbach sorgte für den Antrieb der Mühlen. Was Sebastian Weiss am Mittwoch auf der Karte hat: unter anderem eine Fischsuppe aus Lachs, Kabeljau und Rotbarsch, Lachs mit Gemüse und eine gebratene Forelle.

Und bei Medardus Wallner (Vinothek, Delikatess­en, Events) kann man nicht nur vorher an der Fischtheke selbst fürs Fischessen einkaufen, sondern hat den ganzen Tag etwas zu schlemmen. So gibt es mittags zwei verschiede­ne Fischgeric­hrig te und am Abend ein Drei-GängeMenü. Chef Christian Becker: „Wir haben immer eine große Auswahl an frischem Fisch und am Mittwoch natürlich was Besonderes.“Becker setzt damit auch die Tradition des verstorben­en früheren Ladeninhab­ers Medardus Wallner fort. Bei ihm hatte es am Aschermitt­woch immer eine köstliche Bouillabai­sse gegeben, die er stets selbst servierte. Das Drei-Gang-Menü bei Becker: Krustentie­re auf Mango-Glasnudels­alat, Tagesfisch­filet auf Wurzelgemü­sepüree und Wintergemü­se und einen Kaiserschm­arrn mit winterlich­en Zwetschgen. Das klingt alles köstlich, und so übersteht man die Fastenzeit sicher sehr gut.

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Fotos: smi, leit und Novak Mato (links oben) hat es der Matjes, hier serviert mit Salat, oder der Winterkabe­ljau angetan. Wie Hans Filser das Saiblingsf­ilet zubereitet, sieht man im Bild rechts unten, das fertige Filet mit Mandelkrus­te in den Bildern rechts oben. Links: die...
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