Die Rotter Straße ist gesperrt
Forstarbeiten Die Staatsstraße Dießen-Rott ist bis Freitag für den Verkehr tabu, da auf der ganzen Strecke Bäume gefällt werden. Unvernünftige Autofahrer fahren trotzdem. Der Förster warnt eindringlich davor
Dettenschwang Gerade noch waren Motorsägen zu hören, jetzt ist es still im Wald an der Rotter Straße zwischen der Abzweigung Dettenschwang und Abtsried. Ein Ruf, plötzlich bewegt sich in einiger Entfernung eine mächtige alte Buche, bricht sich während des Falls ihren Weg durch den Nachwuchs und schlägt dumpf auf. „Hier wurde mit einem ’Hubmandl’ gearbeitet“, erläutert Förster Stefan Bauernfeind, der beim Betrieb Landsberg der Bayerischen Staatsforsten für den Bayerdießener Forst zuständig ist.
Eine Woche lang ist die Staatsstraße Dießen-Rott gesperrt, um Bäume, die auf die Straße stürzen könnten, zu fällen. Eine Sperrung, die nicht jeder Autofahrer beachtet. „Das kann lebensgefährlich sein“, sagt Bauernfeind, der Fälle kennt, bei denen es gerade noch mal so glimpflich verlaufen ist. Beispielsweise bei der Autofahrerin, der ein herabstürzender Baum die Heckklappe abgeschlagen hat. Viele unterschätzten die Wucht und Schwere eines Stammes.
Selbst ein Ast könne schon gefährlich sein, wie Bauernfeind selbst leidvoll erleben musste, als er von einem getroffen wurde und kurz ohnmächtig wurde – trotz eines Helmes, der ihn schützte.
Hier an einem kleinen Hang nördlich der Straße sind es vier kranke Buchen, die gefällt werden. Beim Näherkommen beeindruckt der 40 bis 50 Zentimeter große Stammdurchmesser, aber Bauernfeind zeigt die deutlich erkennbaren Faulstellen und in die Nase steigt einem ein säuerlicher Geruch. Mitten im Wald würden die Staatsförster einen solchen Baum stehen lassen. Doch hier nahe der Straße muss er wegen der Verkehrsicherheit gefällt wie Bauernfeind erläutert. Das Holz soll aber im Wald bleiben.
Doch nicht die einzelne faulige Buche oder vom Käfer befallene Fichten sind der Grund, warum diese Maßnahme nötig ist, wie auch der stellvertretende Forstbetriebsleiter Peter Graser dem Landsberger Tagblatt erläutert: „Das Problem ist das Eschentriebsterben.“Die Pilzkrankheit befällt immer mehr Eschen. Diese werden krank und in- Eine Entwicklung, die Bauernfeind mit Sorge sieht, denn gerade auf den Böden hier war die Esche, die es braucht, wenn Hangwasser an ihren Wurzeln vorbeizieht, eine an die Örtlichkeiten angepasste Baumart, die auch wertvolles Holz lieferte. „Erle verträgt es noch feuchter, aber es ist Weichholz und nicht so wertvoll.“
Bauernfeind ist die Waldstrecke zwischen Bischofsried und Rott tawerden, gelang abgegangen, um die Exemplare zu kennzeichnen, die entfernt werden müssen. Der Sicherheitsstreifen, in dem kranke Bäume ausgemustert werden, beträgt laut Bauernfeind rund 25 Meter auf beiden Seiten der Straße. Nur die Bäume direkt am Straßendamm liegen in der Zuständigkeit des Staatlichen Bauamts in Weilheim.
„Die Bäume sollen von der Straße weg gefällt werden, wenn dies mögstabil. lich ist.“Denn Bauernfeind will nicht, dass die Baumkronen auf der Fahrbahn landen und viel Dreck entsteht, der wieder entfernt werden muss. Da die Straße durch den feuchten Waldbereich auf einem Damm gebaut ist, müssen die Förster und Waldarbeiter hier besonders sauber arbeiten: „Die Böschung darf nicht verletzt werden.“Zwei Leute sind damit beschäftigt, Stämme mit der Hand zu fällen, außerdem arbeitet das Lohnunternehmen Schneider mit einem Harvester, der
Sturm und Käfer sind Gefahren, die immer drohen
sich die Bäume greift, entastet und die Stämme dann an der gewünschten Stelle ablegt, sowie einem Rückeschlepper. Im Gespräch mit Philipp Schneider meint Bauernfeind, dass man bis Freitag fertig sein werde, je nach Wetter käme vielleicht der Samstag noch dazu.
Bei den meisten Baumfällaktionen gehe es mit kurzzeitigen Sperrungen, so Bauernfeind. Dass die Rotter Straße über einen längeren Zeitraum gesperrt wird, kennt Bauernfeind nur noch von Sturm Niklas, der vor einigen Jahren auch im Landkreis für große Schäden sorgte. Bauernfeind geht davon aus, dass mit dieser großen Aktion jetzt auch mal für einige Zeit dort Ruhe einkehren wird. „Aber wissen kann man’s nicht.“Windwurf und Käfer sind Gefahren, die immer drohen. Und mit einem Problem muss die moderne Waldbewirtschaftung dauerhaft umgehen lernen: Da es keine ausreichenden Frostperioden mehr gibt, an denen der Boden durchgefriert, entstehen auf dem weichen Boden Schäden – egal ob nun bei einer Holzernte oder Arbeiten zur Verkehrsicherung.