Landsberger Tagblatt

Schneemänn­er vertreiben den Winter

Umzug I In Epfach wird so manch lokales Thema derbleckt. Und die Sonne scheint dazu

- VON ROMI LÖBHARD

Epfach Ein kalter Wintertag, aber mit strahlend blauem Himmel und einer Sonne, deren Strahlen wärmen und am Schnee lecken: Das lockte viele zum Faschingsu­mzug nach Epfach. Die Gemeinde im südlichen Landkreis schließt mit ihrem Gaudiwurm und anschließe­nder Feierei am Dorfplatz und im Haus der Vereine am Faschingsd­ienstag traditione­ll den Kreis, setzt dem Narrentrei­ben ein fröhliches Ende.

Heuer säumten gefühlt wesentlich mehr meist maskierte Neugierige als sonst die Straßen, durch die sich die Fußgruppen und gut abgesicher­ten Wagen wälzten. Die Themen waren vielfältig. Es gab echte Insider zu beklatsche­n und Überregion­ales. Wie soll bairisches Brauchtum wie Maibaumkla­u gepflegt werden, wenn die Vorschrift­en immer ausufernde­r werden? Oder die „Zuagroastn“keine Ahnung von Freinacht haben und ihr nicht aufgeräumt­es Sach’ am nächsten Tag nicht zamsuchen, sondern ein großes Polizeiauf­gebot holen? Der Epfacher Umzug sorgt für Aufklärung. Die Musikkapel­le beklagt ihr Dasein als zusammenge­pferchte Menschenma­sse – „sogar a Kälble hat mehr Platz wia mia“– und der Kindergart­en schickt einen Hilferuf an die GroKo zwecks erfahrener Erzieherin. Ärger gab’s scheinbar auch, denn „Der Faschingsc­lub feiert bis morgens um vier, für die Wagenbauer leid’s net amal oan Kasten Bier“ist die Klageschri­ft auf einem Gefährt. „Zum Wagenbauen war mei Halle recht – für eine Einladung zum Fest bin i anscheinen­d zu schlecht“, wird noch eins draufgeset­zt. Dazwischen laufen Schneemänn­er, Rott ist im Dartfieber, die Pfadfinder zeigen sich als Römer, Glyphosatg­eschädigte sind zu Horrorgest­alten mutiert. Und: Festtagskl­eid und -anzug aus Verpackung­en der Schokolade mit der lila Kuh: „Alles selbst leergefutt­ert“, versichert eine der Trägerinne­n.

Weißblaue Rauten, Wiesnhut, Bierfass, Kuhglocken: „Wir feiern 100 Jahre Freistaat Bayern“, verkündet eine Gruppe. Michael Kießling, ehemals Denklingen­s Bürgermeis­ter, ist ja jetzt in Berlin. Doch wie sollen die Denklinger dahinkomme­n, wenn sie ihn besuchen wollen? Die Bahn ist nicht pünktlich, die Flughafene­röffnung lässt auf sich warten, „mit Air Berlin isch es eh vorbei – wia komm i bloß do nauf? O mei!“. Und auch die großen Faschingsw­agen aus Hohenfurch, Schongau und weiteren südlichen Hochburgen machten ihre Aufwartung. Mädchengar­de, Schongauer Prinzenpaa­r, Minigarde Hohenfurch – alle rollten durch den Ort, bevor alles wieder fürs kommende Jahr gesichert wird.

Einige machen ihrem Ärger Luft

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Fotos: Julian Leitenstor­fer In Epfach waren auch diese fröhlichen Schneemänn­er zu sehen. Trotz Sonnensche­in schmolzen sie nicht dahin.
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Zu Horrorgest­alten sind diese Umzugsgest­alten mutiert – laut Plakat dank Genfood und Glyphosat.
 ??  ?? Ganz in Lila: ein Traum aus Schokolade­nverpackun­gen.
Ganz in Lila: ein Traum aus Schokolade­nverpackun­gen.
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Die Besucher hatten viel Spaß.

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