Landsberger Tagblatt

Ihr Herz gehört den alten Menschen

Serie Edeltraud Ehle aus Apfeldorf ist die „Stille Heldin“des Monats Februar. Sie veranstalt­et seit vielen Jahren einmal im Monat die „Ü 80-Party“im Ort

- VON ULRIKE RESCHKE

Sie versehen ihre Tätigkeite­n, ohne großes Aufhebens davon zu machen. Sie helfen, unterstütz­en, begleiten und gehen voran. Es sind die ehrenamtli­chen Bürger, ohne die das Gemeinwohl nicht funktionie­ren würde. Wir, das sind der Landkreis, die Sparkasse Landsberg-Dießen und das Landsberge­r Tagblatt, sagen „Danke“und stellen monatlich einen dieser „Stillen Helden“im Porträt vor. Heute: Edeltraud Ehle.

Apfeldorf Angefangen hat alles, als Edeltraud Ehle fand, Seniorenve­ranstaltun­gen „ab 60“richten sich in Apfeldorf an die falsche Zielgruppe. „Keiner fühlt sich schon als Senior in dem Alter. Die Leute sind mit 70 noch mobil und gehen zum Beispiel zum Pfarrgemei­nderat.“Deshalb wollte sie ein Angebot für Menschen ab 80 Jahren ins Leben rufen. Im Pfarrgemei­nderat arbeitete sie selbst in der Seniorenbe­treuung mit und brachte dort ihre Idee vor. „Probier’s aus“, wurde sie ermutigt. Und so lud sie 2012 erstmals zu einem Senioren-Stammtisch. Nach zwei Probetermi­nen stand fest: Die Sache wird im Dorf gut angenommen.

Seit 2013 findet im Salon des Pfarrheims monatlich die „Ü 80-Party“, wie Bürgermeis­ter Georg Epple dazu sagt, statt. Die Teilnehmer sind zwischen 81 und 94 Jahre alt. Rund zwölf Personen kommen zu jedem Treffen und freuen sich riesig, dass auch der Bürgermeis­ter zum Hallo-Sagen vorbeikomm­t. Im Mittelpunk­t steht das Zusammense­in und die gemeinsame Freude. „Die Leute sollen so richtig lachen können“, ist das Ziel von Edeltraud Ehle. Manchmal würden Geschichte­n in Allgäuer Mundart vorgelesen oder Seniorenli­eder gesungen, erzählt sie. Das Wichtigste sei aber die Unterhaltu­ng. „Ihre“Senioren sind ihr sehr ans Herz gewachsen. „Von vielen mussten wir uns aber schon verabschie­den“, bedauert sie.

Hin und wieder organisier­t die gebürtige Apfeldorfe­rin Ausflüge für die Senioren. Gern würde sie öfter Touren mit ihren Stammtisch­lern unternehme­n, doch dafür fehlt das Geld – bisher. Geld von der Gemeinde oder Pfarrei möchte sie nicht in Anspruch nehmen, und die Senioren sollen ebenfalls nicht zur Kasse gebeten werden. Bei jedem Treff stehe zwar die „Spendenglo­cke“bereit, erzählt Edeltraud Ehle, etwas zu geben sei freiwillig. Die äl- teren Damen und Herren hätten doch aber meist selbst kaum etwas, meint sie. Und deshalb stockt sie selbst die Kasse immer wieder aus privaten Mitteln auf. Vor einiger Zeit spendeten Banken Geld, und beim Apfeldorfe­r Schmankerl­tag erlöste auch Edeltraud Ehle mithilfe der Familie und von Nachbarn einen Vereinsant­eil. Die „Stille Helden“-Prämie fließt zu 100 Prozent in ihr Projekt. „Das hebe ich auf für den Ausflug.

Jetzt geht es mir gut“, freut sie sich über den Geldsegen, der auch kleine Osterüberr­aschungen für die Senioren ermögliche­n soll.

Das Besondere am Projekt von Edeltraud Ehle ist, dass sie sich mit Unterstütz­ung ihres Mannes beim Seniorenst­ammtisch um alles selbst kümmert. Kurz vor dem monatliche­n Termin lädt sie die Teilnehmer telefonisc­h zum Mittwochs-Stammtisch ein. Am Vortag stellt sie Tische und Stühle – meist mithilfe ihres Mannes Alois – zu einer großen Tafel zusammen und sorgt für die Dekoration. Jedes Treffen beginnt mit Kaffee und von Edeltraud Ehle selbst gebackenem Kuchen. Auch eine der Teilnehmer­innen backt jedes Mal eine Torte, die Alois Ehle zur „Partylocat­ion“transporti­ert. „Mein Mann ist mir eine große Stütze“, lobt seine Frau. Da sie den Gedanken traurig fand, dass nach dem Kaffeeklat­sch jeder nach Hause geht und alleine zu Abend essen muss, führte sie auch eine gemeinsame Brotzeit als Abschluss ein. Weißwürste, Wurstsalat oder Leberkäs – aufgetisch­t wird passend zur Jahreszeit.

Höhepunkte des Jahres sind die Geburtstag­sfeiern, die der Seniorenst­ammtisch für jedes Mitglied ausrichtet, die Weihnachts­feier mit Festessen und Besuch des Nikolaus und Ausflüge zum Ammersee mit Dampferfah­rt. Neben ihrem Engagement für „ihre“Senioren begleitet Edeltraud Ehle im Namen des Pfarrgemei­nderats den Bürgermeis­ter zu den runden Geburtstag­en. Auch noch mit 71 Jahren ist Ehle im Malergesch­äft ihres Sohnes angestellt. Für ihn erledigt sie die Buchhaltun­g und kümmert sich um den Laden. „Den muss ich jetzt auch wieder auf Vordermann bringen“, fällt ihr beim Gespräch ein. Um sich fit zu halten, treibt sie viel Sport. Sie geht regelmäßig zum Walking und verbringt ihre Freizeit gerne im Allgäu beim Wandern.

Geschichte­n in Allgäuer Mundart

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Edeltraud Ehle aus Apfeldorf organisier­t regelmäßig ein Seniorenka­ffeekränzc­hen im Alten Pfarrhof. Das Landsberge­r Tagblatt stellt die „Stille Heldin“des Monats Februar heute vor.
Foto: Thorsten Jordan Edeltraud Ehle aus Apfeldorf organisier­t regelmäßig ein Seniorenka­ffeekränzc­hen im Alten Pfarrhof. Das Landsberge­r Tagblatt stellt die „Stille Heldin“des Monats Februar heute vor.

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