Landsberger Tagblatt

14 Jahre lang war „Conny“für die Kinder da

Abschied Die SOS-Kinderdorf-Mutter Cornelia Horn verlässt die Dießener Einrichtun­g. Im Vorruhesta­nd hat sie ebenfalls viel zu tun

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Dießen Eine treue Wegbegleit­erin wollte sie ihren Schützling­en stets sein. Und das ist ihr gelungen, wie es in einer Pressemitt­eilung heißt: Die SOS-Kinderdorf­mutter Cornelia Horn verlässt nach 14 Jahren das SOS-Kinderdorf in Dießen, um in den Vorruhesta­nd zu treten.

Fünf Mädchen und fünf Jungs hat sie betreut, die meisten von ihnen über viele Jahre hinweg. „Ich habe hier keinen gehen lassen ohne Ausbildung­svertrag, Schulbildu­ng oder sonstige Perspektiv­e“, sagt Cornelia Horn. Die Mama wollte sie den Kindern nicht ersetzen. „Jedes Kind hat nur eine Mutter und die Kinder sollen ja, soweit möglich, Kontakt zu ihren Familien pflegen.“

Die aus Sachsen-Anhalt stammende staatlich anerkannte Kinderkran­kenschwest­er und Erzieherin suchte nach der Wende nach einer neuen Herausford­erung. So entschied sie sich, staatlich anerkannte Erzieherin zu werden. Im Jahr 2000 nahm Horn im Caritas Kinder- und Jugenddorf in Leipzig eine Stelle als Erzieherin an. „Kurz vor Ostern 2004 fand meine Tochter im Internet die Anzeige, dass das SOS-Kinderdorf in Dießen eine Kinderdorf­mutter sucht.“Kurze Zeit später trat sie ihre Arbeitsste­lle in Dießen an, zunächst als Unterstütz­ung für eine andere SOS-Kinderdorf­mutter. Schnell bekam Horn ihr eigenes Reich und ihre eigenen Schützling­e zugeteilt. Zunächst ein fünfjährig­es Mädchen, dann eine Sechsjähri­ge und einen zehnjährig­en Jungen. Später kamen weitere hinzu. Bis zu sieben Kinder habe sie zeitweilig betreut. Zweimal zog sie innerhalb des Dorfes um, bis sie 2006 in die ehemalige Kinderkrip­pe einzog. Ihr Mann war immer mit von der Partie und übernahm Aufgaben im Haus und im Dorf. „Ich hätte es nicht geschafft, wenn er nicht hinter mir gestanden hätte“, so Horn.

Auch weitere Hilfe stand der Kinderdorf­mutter zur Verfügung: eine Haushaltsh­ilfe und zwei pädagogisc­he Fachkräfte. „Damals habe ich mir eine junge Kollegin aus Leipzig hergeholt“, so Horn. Und diese wurde eines Tages ihre Schwiegert­ochter, Beate Horn. Sie wohnt mit ihrer Familie in der Nähe und arbeitet in der Kita des SOS-Kinderdorf­es. Der Job als Kinderdorf­mutter ist mehr als ein Beruf, es ist eine Berufung, eine Herausford­erung mit großer Verantwort­ung für kleine Menschenle­ben, sagt Cornelia Horn. „Man darf von den Kindern nicht zu viel erwarten, denn sie kommen aus nicht intakten Familien.“Horns ‚Rezept’ war, das Vertrauen der Kinder durch Verlässlic­hkeit, Präsenz und Rituale zu gewinnen. „Die Conny ist für uns da“, darauf konnten sich die Kinder verlassen. Wichtig war ihr, dass ihre Schützling­e ein gutes Frühstück, ein Schulbrot und mittags ein vernünftig­es Essen bekamen, einen guten Haarschnit­t und ordentlich­e Kleidung trugen. „Ich bin in all den Jahren auf Hermann Gmeiners Pfaden gewandelt“, so Horn. Die Grundidee des Gründervat­ers der SOSKinderd­örfer war, dass jedes Kind eine Mutter, eine Familie, ein Haus und ein Dorf braucht.

Jetzt geht Horns Reise nach Sachsen-Anhalt. Viel mehr Zeit hat sie nicht – die Enkelkinde­r kommen in den Ferien. Außerdem muss sie ihren 60. Geburtstag vorbereite­n.

Auf den Spuren des Gründervat­ers gewandelt

 ?? Foto: Mareike Spielhofen ?? Cornelia Horn (im Bild mit ihrem Mann Peter) war 14 Jahre lang SOS Kinderdorf­mut ter in Dießen. Jetzt geht sie in den Vorruhesta­nd.
Foto: Mareike Spielhofen Cornelia Horn (im Bild mit ihrem Mann Peter) war 14 Jahre lang SOS Kinderdorf­mut ter in Dießen. Jetzt geht sie in den Vorruhesta­nd.

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