Landsberger Tagblatt

Ein bisschen Gold

Olympische Spiele Viele saßen gestern Früh vor dem Fernseher, um das Eishockey-Finale zwischen Deutschlan­d und den Olympische­n Athleten von Russland zu verfolgen. Dabei sahen sie auch zwei ehemalige EVL-Spieler

- VON MARGIT MESSELHÄUS­ER

Beim Eishockey-Finale bei den Olympische­n Spielen waren auch zwei ehemalige Landsberge­r Spieler mit von der Partie: Oleg Znarok und Dennis Endras.

Landsberg „Wer kann sich noch erinnern? Zu Zeiten, als Oleg Znarok mit dem EVL so tolle Siege erzielte, kam dieses Lied (Ich schick’ Dir eine weiße Rose“von Julio Iglesias) als Abschluss, wenn es mega faire, tolle Spiele waren ...und in diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsc­h nach Russland! Doch ich bin heute so mega stolz auf unsere Deutschen Jungs! Ihr habt mit diesem tollen Turnier Eishockey-Geschichte geschriebe­n!“Nicht nur Edelgard Dörre ließ via Facebook ihrer Freude über das packende Eishockey-Finale bei den Olympische­n Spielen freien Lauf.

Schließlic­h hatte man in Landsberg gleich mehrere Gründe zur Freude: Nicht nur die Silbermeda­ille der Deutschen – bei denen mit Dennis Endras ein Torhüter in der Mannschaft war, den man auch in Landsberg noch sehr gut kennt – Gold hat ein Trainer gewonnen, der hier noch in aller Munde ist: Oleg Znarok.

Von 1992 bis 94 spielte Znarok in Landsberg und bildete zusammen mit Igor Pavlov das Traumduo beim damaligen EV Landsberg. „Oleg war schon immer ein Leader-Typ“, erinnert sich Markus Weiss, 51, der mit beiden noch zusammen gespielt hat. „Oleg hat zusammen mit Igor und Mandi Korb in einer Reihe gespielt, aber er hatte das Sagen“. Aber bei allem Ehrgeiz, Znarok „hat schon auch die Zeit in Landsberg genossen, und sagen wir mal so: Er kennt den Wodka gut“, verrät Weiss mit einem Schmunzeln.

Nichtsdest­otrotz sei er „mit der beste Ausländer, den Landsberg je hatte“, und stets absolut erfolgsori­entiert gewesen – deshalb, so Weiss, habe er auch „damals einen Anruf von Putin erhalten, dass er die russische Nationalma­nnschaft übernehmen soll, als diese so schlecht spielte“.

Verantwort­lich dafür, dass Oleg Znarok in Landsberg spielte, war der damalige EVL-Vorsitzend­e Kurt Stürmer. Er war nach Riga ge- flogen und hatte Znarok zusammen mit Pavlov engagiert. „Er war nicht nur ein hervorrage­nder Eishockeys­pieler, sondern auch ein sehr guter Kamerad.“Damals, als Znarok nach Deutschlan­d kam, sei seine Frau schwanger gewesen und „seine Tochter ist im Landsberge­r Krankenhau­s zur Welt gekommen. Er war immer sehr fürsorglic­h gegenüber seiner Familie“. Überrascht hat ihn der Erfolg nicht, „ich freue mich für ihn“, sagt Stürmer, der von Znarok in dessen Landsberge­r Zeit immer „Papa“genannt wurde.

Markus Weiss hatte Oleg Znarok auch in den vergangene­n Jahren immer wieder mal getroffen, denn die Verbindung mit den ehemaligen Spielern blieb meist irgendwie erhalten. Damit „hat auch Landsberg ein kleines bisschen Gold gewonnen“, sagt er schmunzeln­d und schiebt aber sofort nach: „Aber in erster Linie hat Deutschlan­d Silber gewonnen. Die Mannschaft hat sich so gut verkauft wie noch nie.“

Dem kann Markus Haschka, Vorsitzend­er des HC Landsberg, nur zustimmen, der natürlich auch früh morgens vor dem Fernseher saß. „Als ich Oleg Znarok gesehen habe, kamen gleich Erinnerung­en hoch“, erzählt er, denn „Die Frisur, der Bart, er hat sich nicht viel verändert.“Als Nachwuchss­pieler durfte er mit der ersten Mannschaft mittrainie­ren und „Oleg war immer super nett und hat sich um uns gekümmert“, erzählt Haschka, der sich etwas ärgerte, als der Fernsehkom­mentator bei Znaroks Stationen in Deutschlan­d ausgerechn­et Landsberg vergessen hatte.

„Für Oleg freue ich mich natürlich auch, aber in erster Linie bin ich begeistert, was für eine Leistung unsere Jungs aufs Eis gebracht haben. Nach den ersten Spielen wurde doch schon wieder kritisiert, dass man gleich den Rückflug buchen könnte – und dann das.“Umso bitterer sei die Niederlage gewesen, denn „eigentlich waren wir die bessere Mannschaft.“

Wie diese Momente sich anfühlen, kann Andreas Geisberger, Kapitän der Landsberge­r Riverkings, gut nachfühlen. „Die Enttäuschu­ng nach so einem Spiel ist ganz natürlich, vor allem, wenn es so knapp ist.“Hätte Russland nach dem zweiten Drittel 6:1 geführt, „dann hätte man schon ein Drittel Zeit gehabt, sich darauf einzustell­en, dass nichts mehr geht“, sagt Geisberger, „aber ich bin mir sicher, ein, zwei Stunden

Ein brillanter Spieler, der auch das Leben genießt

Signalwirk­ung für das Eishockey in Deutschlan­d

nach Spielende ist spätestens die Freude gekommen.“Er würde sich auch eine Signalwirk­ung für das Eishockey in Deutschlan­d wünschen. „Zuletzt war die deutsche Mannschaft ja in allen Medien vertreten, ich hoffe, dass das länger anhält.“

Thomas Berghofer, Stadionspr­echer beim HC Landsberg, hat sich die Partie zusammen mit Freunden angesehen. „Es war natürlich toll, Oleg auf der Leinwand zu sehen, ich kenne ihn noch, als er zusammen mit Igor in Landsberg spielte. Ich bin schon ein bisschen stolz, dass er in Landsberg gespielt hat. Aber wichtiger ist Silber für Deutschlan­d.“

„Fix und fertig“war Olaf Benirschke nach der Partie. Der „Mann für alle Fälle“beim HCL dürfte vielen aus der Seele sprechen: „Für mich war Gold nur eine Sekunde verloren, aber ich hatte Tränen vor Glück in den Augen, da Deutschlan­d Silber gewonnen hat.“

 ?? Fotos: Seidl Cesare, Jordan, Jussi Nukari/dpa, Daniel Karmann/dpa ?? Gold und Silber bei den Olympische­n Spielen geht auch an zwei ehemalige Landsberge­r Spieler: Oleg Znarok (oben) war in den 90er Jahren beim EVL, Dennis Endras (unten) Anfang der 2000er.
Fotos: Seidl Cesare, Jordan, Jussi Nukari/dpa, Daniel Karmann/dpa Gold und Silber bei den Olympische­n Spielen geht auch an zwei ehemalige Landsberge­r Spieler: Oleg Znarok (oben) war in den 90er Jahren beim EVL, Dennis Endras (unten) Anfang der 2000er.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany