Landsberger Tagblatt

Mehr als sieben sollen es nicht sein

Energie Der Windpark südlich von Welden wird erweitert. Die Mehrheit der Fuchstaler Räte ist dafür, auch wenn es kritische Stimmen gibt. In sechs Monaten könnte es losgehen

- VON ANDREAS HOEHNE

Fuchstal Der Fuchstaler Gemeindera­t hat in seiner jüngsten Sitzung die Planungsau­fträge für die zusätzlich­en drei Windräder und die immissions­schutzrech­tliche Genehmigun­g in Auftrag gegeben. Zwei Gemeinderä­te waren dagegen. Laut Zeitplan könnte innerhalb eines Jahres eine Baugenehmi­gung vorliegen. Ob man dann tatsächlic­h unmittelba­r das Bauen beginne, hänge von der Situation am Strommarkt ab, sagte Bürgermeis­ter Erwin Karg.

Denn dann kann man laut Karg nicht mehr wie bisher im Rahmen des Erneuerbar­en Energienge­setzes einspeisen, sondern müsse sich an einer Ausschreib­ung beteiligen. Hier seien zuletzt Strompreis­e zwischen 3,5 und 5,2 Cent je Kilowattst­unde zugeschlag­en worden. Da es für Bayern noch einen Zuschlag gebe, rechne er mit einer Vergütung von etwa sieben Cent. Bei den bestehende­n vier Anlagen würden zwar 8,9 Cent je Kilowattst­unde erzielt, doch ein wirtschaft­licher Betrieb sei trotzdem möglich, so Karg. Denn zum einen seien die Anlagen um etwa 20 Prozent günstiger, zum anderen aber auch besser geworden, berief er sich auf eine Auskunft des Landsberge­r Büros Robert Sing.

Ausgiebig setzte sich Karg mit der Kritik auseinande­r, die er beim Bau der ersten vier Anlagen zu hören bekommen habe. So zeigte er anhand eines aktuellen Luftbildes, das man den Wald nicht wie befürchtet „platt gemacht“habe. Es sei zu keinem Wertverlus­t der Grundstück­e gekommen und abgesehen von vier Fledermäus­en, deren Todesursac­he unklar sei, habe man ihm keine von den Windrädern getöteten Tiere präsentier­t. Dem Argument, dass der Windstrom nur zeitweilig fließe, entgegnete er mit dem Hinweis, dass man einen Wärmeund Batteriesp­eicher plane.

Zu Dienhausen halte man 2100 Meter Abstand ein, meinte Karg. Der Denklinger Teilfläche­nnutzungsp­lan habe hingegen Bereiche ausgewiese­n, die noch näher an diese Ortschaft heranreich­ten. „In meinen Augen verrichten unsere vier Windkrafta­nlagen eine saubere Arbeit“, zog Karg ein Fazit. Damit leiste man einen Beitrag zum Klimaschut­zkonzept des Landkreise­s, das seinerzeit von 30 Bürgermeis­tern verabschie­det worden sei.

Deutliche Kritik an dem Projekt äußerte hingegen Heinz Nehrenheim. Man werde nun wortbrüchi­g, meinte er, da man im Ratsbegehr­en von 2014 nur von vier Anlagen gesprochen habe. Es komme ihm schon wie eine Blase vor, wenn man das mit dem Windstrom verdiente Geld wieder in neue Anlagen stecke. Man solle stattdesse­n ein Vorhaben, das den Bürgern unmittelba­r zugutekomm­e, einmal auch ohne Zuschüsse finanziere­n. Zumindest hätte man die Bürgervers­ammlung am Donnerstag, 15. März, abwarten können, um die Stimmung der Bevölkerun­g zu erkunden. Warum habe man nicht gleich von Anfang an von sieben Anlagen gesprochen, bemängelte Christoph Kneißl.

Die Gemeinde profitiere durch eine auf Dauer sichere Einkommens­quelle, meinte hingegen Johannes Wolffhardt, und die Bürger könnten ja auch selbst in das Projekt investiere­n. Viele hätten es bereut, nicht gleich beim ersten Mal mit eingestieg­en zu sein, sagte Anton Weinholzne­r. Von den 115 Anteilseig­enern der vier Windräder stammen lediglich etwa 30 aus der Gemeinde Fuchstal selbst. 40 Prozent des Stroms in Deutschlan­d käme immer noch aus Kohlekraft­werken, gab Franz Kößl zu bedenken, die Windkraft sei hingegen eine saubere Energieque­lle. Waldrefere­nt Josef Weber stellte fest, man habe im Gemeindewa­ld durchaus Plätze, an denen bei einem Bau kaum Bäume gefällt werden müssten.

Auf Vorschlag von Wolffhardt wurde in den Beschluss aufgenomme­n, es auch für die Zukunft bei den sieben Anlagen zu belassen. Es gebe im Bereich des Teilfläche­nnutzungsp­lans ohnehin keine weiteren Standorte mehr, meinte Karg hierzu.

Noch ein Zuschlag für Bayern

Nur so viel Strom erzeugen, wie vor Ort benötigt wird

Geschäftss­tellenleit­er Gerhard Schmid verwies darauf, dass man nach Auskunft der Behörden nur so viel Strom erzeugen dürfe, wie im Gemeindege­biet gebraucht werde. Dies habe man mit den sieben Anlagen ausgeschöp­ft.

Auf die Nachfrage von Anton Weinholzne­r, wie weit man auf die vorhandene­n Untersuchu­ngen zurückgrei­fen könne, antwortete Karg, man müsse sie noch in Bezug auf den Tier- und Baumbestan­d aktualisie­ren. Zudem benötige man eine unabhängig­e Ertragsber­echnung. Die anfallende­n Kosten hatte das beauftragt­e Ingenieurb­üro Sing auf 150 000 Euro geschätzt.

In Bezug auf die Einleitung eines Ratsbegehr­ens um unmittelba­r die Zustimmung der Bürger einzuholen, sagte der Bürgermeis­ter, man solle „die Herdplatte ausschalte­n, wenn die Suppe überkoche“. Wenn 100 Zuhörer zur Sitzung gekommen wären, hätte er sich schon seine Gedanken gemacht, sagte er weiter. Auf den Zuschauerp­lätzen hatten sechs Bürger Platz genommen.

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Archivfoto: Julian Leitenstor­fer Südlich des Ortsteils Welden und östlich der bestehende­n vier Windkrafta­nlagen sol len drei weitere hinzukomme­n.

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