Ärger an einer Grundschule
Grundschulen Die Personalsituation ist angespannt. Das spüren momentan vor allem die Schüler und Eltern der Klasse 2 c an der Landsberger Platanenschule. Wie die Regierung versucht, dem Lehrermangel abzuhelfen, stößt auf Unmut
Die fünfte Lehrerin in sechs Monaten: Die angespannte Personalsituation an den Schulen spüren momentan Schüler und Eltern einer Klasse in Landsberg.
Landsberg Als die Schülerinnen und Schüler der Klasse 2c der Grundschule an der Platanenstraße in Landsberg gestern ins zweite Halbjahr gestartet sind, taten sie das mit ihrer inzwischen fünften Klassenleiterin in diesem Schuljahr. Das sorgt bei den Eltern für Unmut. Sie fürchten, dass der wiederholte Wechsel der Bezugspersonen ihre Kinder um ihren Lernerfolg bringt.
Die Personalsituation an den Grundschulen ist angespannt. Zum Schuljahr 2017/18 konnte das Schulamt zwar alle Klassenleiterstellen – manchmal auch mit Tandem-Lösungen mit zwei teilzeitbeschäftigten Lehrerinnen – besetzen. Doch die „Mobilen Reserven“, also Pädagogen die bei Krankheitsfällen aushelfen, waren zum Schuljahresbeginn für langfristige Erkrankungen praktisch schon aufgebraucht. Bei der 2c wurde dann noch die Klassenleiterin schwanger und ab 27. November krankgeschrieben. Eine Grund- und Hauptschullehrerin, die Ende Januar in Ruhestand trat, half als Mobile Reserve aus, bis sie selbst krank wurde. Seit Weihnachten teilte sich ein Tandem aus zwei Teilzeit-Lehrerinnen aus der Mobilen Reserve die Klassenleitung. Jetzt folgte der nächste Wechsel: Das Tandem wurde abgezogen, am Montag kam eine neue Lehrerin.
Dabei handelt es sich um eine „Zweitqualifikantin“, eine Gymnasiallehrerin, die auf Grundschullehramt umsattelt, erklärt Schulamtsleiterin Monika Zintel. Sie sollen binnen zwei Jahren nachqualifiziert werden, um die Personallage an den Grund- und Mittelschulen zu entspannen. Deshalb sei zwingend vorgesehen, dass solche Quereinsteiger eine Klasse leiten müssen.
Die Eltern der Schüler aus der 2 c sind davon nicht begeistert: Klassenelternsprecherin Juliane Sobotta fürchtet um den Lernerfolg der Kinder. Denn die Lernmotivation gerade für Erst- und Zweitklässler liege auch darin, etwas für die Lehrerin zu machen. Wechsle eine solche Bezugsperson öfter, sinke auch die Motivation. Außerdem befürchtet Sobotta, dass eine Gymnasiallehrerin nicht alle didaktischen und inhaltlichen Kenntnisse habe, um Zweitklässler zu unterrichten, die gerade die Handhabung des Füllers und die Schreibschrift lernen. Eine weitere Mutter, Alexia Scherer, verweist auf die kürzlich geführten Lernentwicklungsgespräche: Diese seien von den Tandem-Lehrerinnen gehalten worden, die Umsetzung der darin festgehaltenen Ziele sei nun Sache der neuen Lehrerin.
Gab es da im Landkreis keine andere Stelle für die neue Lehrerin, fragen sich Scherer und Sobotta. Laut Schulamtsleiterin Monika Zintel nicht: Pädagogen, die von Realschule oder Gymnasium in die Grundschule wechseln, sollen weder eine erste Klasse (hier gehe es ja erst einmal darum, Schreiben, Lesen und Rechnen zu erlernen) noch eine vierte Klasse (Übertritt) leiten. Außerdem sollte die neue Lehrerin an eine größere Schule gehen, wo sie auch die Unterstützung von Kolleginnen aus den Parallelklassen bekommen kann.
Dass der Lehrerwechsel so kurzfristig kam, erklärt Zintel so: Die neue Kraft sei nach bestandenem Examen in den Faschingsferien von der Regierung zugewiesen worden. Fünf Tage vor dem geplanten Lehrerwechsel wurden die Eltern von Schulleiterin Ruth Wiedemann informiert. Sie bat die Eltern, ihren eventuellen Unmut nicht die neue Lehrerin spüren zu lassen.
An der neuen Lehrkraft werde man den Ärger nicht auslassen, versichern die beiden Mütter. Sie kritisieren vor allem, dass erst einmal niemand im Schulamt für sie zu sprechen gewesen sei. Da sieht auch Erich Bachmaier, der Kreisvorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Handlungsbedarf: Er glaubt, dass solche Lehrerwechsel eher akzeptiert würden, wenn die Regierung dies besser erklären würde. Generell sei das Zweitqualifikanten-Programm aber besser als keine zusätzlichen Lehrkräfte für die Grundund Mittelschulen zu bekommen.
Die angespannte personelle Lage an den Grund- und Mittelschulen habe auch damit zu tun, dass der „Lehrkörper“älter geworden sei: „Wenn jemand über 50 ist, werden Langzeiterkrankungen immer mehr“, erklärt Bachmaier. Und bei den ganz jungen Lehrerinnen seien Schwangerschaften oft eine Herausforderung für die Personalplanung des Schulamts.
In den Faschingsferien ging es ganz schnell