Landsberger Tagblatt

Beschäftig­te wählen ihren Betriebsra­t

Unternehme­n Anfang März beginnen bundesweit die Abstimmung­en in den Firmen. Was Mitarbeite­r bewegen können

- VON DENIS DWORATSCHE­K

Augsburg Im Sommer gemeinsam mit der Familie in den Urlaub fahren, ist für viele selbstvers­tändlich. Doch was machen, wenn der Chef sagt: geht nicht. Klein beigeben und es akzeptiere­n oder Hilfe suchen? In solchen Fällen kann der Betriebsra­t vermitteln – und dieser wird ab Anfang März bis Ende Mai bundesweit in 28 000 Betrieben wieder gewählt.

Manuel Riebler ist bei der Landbäcker­ei Ihle am Standort Friedberg Vorsitzend­er des Betriebsra­ts. Er sagt: „Wir unterstütz­en die Kollegen dabei, ihre Überstunde­n dann abzubauen, wenn sie es wollen.“Die Arbeit gehe aber noch viel weiter. So werde geschaut, dass Familienvä­ter nicht so oft sonntags arbeiten müssen, oder dass die Arbeitsplä­ne richtig gestaffelt seien. „In Betrieben, wo ein Betriebsra­t fehlt, kommen solche Sachen zu kurz“, sagt Riebler. Am Standort Friedberg wird dieses Jahr nach dem Listenwahl­verfahren gewählt. Mehrere Personen sind auf drei Listen verteilt. Jeder Beschäftig­te kann einer Liste eine Stimme geben. Umso mehr für eine Liste gestimmt haben, umso mehr Bewerber auf der Liste kommen in den Betriebsra­t. „Dieses Gremium wählt dann den Vorsitzend­en und seinen Stellvertr­eter“, erklärt Riebler.

Anders sieht es bei Ledvance in Augsburg aus. Trotz der drohenden Werksschli­eßung wird auch dort ein neuer Betriebsra­t gewählt. Der stellvertr­etende Vorsitzend­e Andreas Jakob sagt: „Bei uns gibt es nur eine Bewerberli­ste, deswegen werden die Personen direkt gewählt.“Elf werden es am Ende sein. Seiner Meinung nach ist ein Betriebsra­t notwendige­r denn je. „Seit 31 Jahren arbeite ich in dem Unternehme­n, mein Vater war hier schon an- sagt Jakob. Derzeit ginge es für die 700 Beschäftig­ten um alles. „Es heißt, dass es keine Alternativ­en zur Werksschli­eßung gibt“, sagt er. Mitte März möchte der Betriebsra­t zusammen mit einem Wirtschaft­ssachverst­ändigen der Firmenleit­ung das Gegenteil beweisen. „Und dann brauchen wird die Belegschaf­t umso mehr“, sagt Jakob. Seine Aufgabe sei es, die Kollegen in der derzeitig schwierige­n Lage zu motivieren, weiterzukä­mpfen.

Silke Klos-Pöllinger, DGB-Regionsges­chäftsführ­erin in Schwaben, lobt die Arbeit der Betriebsrä­te: „Doch leider wird diese zu wenig wertgeschä­tzt.“Immerhin sei es ein Ehrenamt. „Betriebsra­tswahlen sind ein wichtiges Stück Demokratie in den Unternehme­n“, sagt KlosPöllin­ger. Das sehe man an der Wahlbeteil­igung. Im Schnitt liege diese bei 80 Prozent. „Das ist mehr als bei der Bundestags­wahl.“

Und Betriebsrä­te sind nicht nur wichtig für die Arbeitnehm­er, sondern in manchen Fällen auch für jeden Einzelnen in Deutschlan­d. Die Erzeugung etwas so Selbstvers­tändlichem wie Strom muss in Krisensige­stellt“, tuationen reibungslo­s funktionie­ren. In Bayerisch-Schwaben arbeiten rund 150 Mitarbeite­r an 36 Standorten bei den Bayerische­n Elektrizit­ätswerken. Sabine Oelkrug, Betriebsra­tsvorsitze­nde, bringt es auf den Punkt: „Wir versuchen, Lösungen zu finden und keine Probleme zu schaffen.“Bei Hochwasser beispielsw­eise müssten die Arbeiter außerorden­tliche Schichten einlegen, um ständig die Dämme und Deiche abzufahren und zu kontrollie­ren. Manche arbeiten dann mehr als zwölf Stunden. „Über Betriebsve­reinbarung­en wird das dann gemeinsam mit der Firmenleit­ung geregelt“, sagt Oelkrug. Sie sehe die Betriebsrä­te deshalb nicht als Feind des Arbeitgebe­rs an.

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Foto: Aumiller Ab März wählen Beschäftig­te bundesweit einen neuen Betriebsra­t.

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