Landsberger Tagblatt

Boykott spielt für den FCA keine Rolle

Bundesliga Das Dortmunder Stadion war so leer wie seit 20 Jahren nicht mehr. Der FC Augsburg nahm einen Punkt nach Hause mit, zahlte dafür aber einen hohen Preis

- VON ROBERT GÖTZ

Dortmund Dort im Block 12, wo normalerwe­ise die BVB-Trommler und Capos auf der legendären Südtribüne für Stimmung sorgen, flatterte am Montagaben­d nur ein rot-weißes Absperrban­d. Der Platz der Dortmunder Ultras blieb leer. Normalerwe­ise bilden die 24500 BVB-Fans eine schwarz-gelbe Wand. Beim Spiel gegen den FC Augsburg fehlte fast die Hälfte. Es gab auch sonst viele Lücken im Signal-Iduna-Park. Am Ende waren es nur 54 300 Zuschauer, fast 28 000 weniger als sonst. Der schwächste Besuch seit 20 Jahren. Mit einem Boykott hatte die aktive Fan-Szene auf den zweiten umstritten­en Montag-Spieltag reagiert. Sie werden ihn als Erfolg werten. Denn die triste Atmosphäre war für das Bezahl-Fernsehen, darin sehen viele Fans den Urheber für die Spieltagsz­erfledderu­ng, fast noch schlimmer als die Tennisball- und Trillerpfe­ifen-Proteste in Frankfurt.

„Die Stimmung war komisch, wie bei einem Saisoneröf­fnungsspie­l“, erzählte FCA-Mittelfeld­spieler Michael Gregoritsc­h später über seine Wahrnehmun­g. „Es waren eher Zuschauer als Fans.“Da half es auch nicht, dass die Dortmunder, die gekommen waren, versuchten, ihr Team trotzdem anzufeuern. Sie sangen „You’ll never walk alone“– es wirkte wie ein Statement gegen die Ultras. Und wenige Minuten nachdem Schiedsric­hter Manuel Gräfe mit seinem Schlusspfi­ff das 1:1 (0:1)-Unentschie­den beurkundet hatte, war das Stadion fast leer gefegt. Nur die rund 200 mitgereist­en FCA-Fans – auch die Augsburger Ultras hatten sich am Boykott beteiligt – feierten ihre Helden.

Nach dem schnellen 0:1 durch Marco Reus (16.) hatte Kevin Danso in der 73. Minute nach einer Ecke mit dem 1:1-Ausgleich die defensive Meisterlei­stung des FCA gekrönt und die Stimmung bei minus fünf Grad auch noch schockgefr­ostet. BVB-Trainer Peter Stöger wollte den Fan-Boykott aber nicht für die Leistung seiner Mannschaft verantwort­lich machen: „Es gibt nicht so viele Vereine in Deutschlan­d, die so viele Zuschauer haben. Sich darauf hinauszure­den, dass man nur mit 81000 Zuschauern gut Fußball spielen kann, wäre eine billige Ausrede. Es hat mit dem gar nichts zu tun. Es ist an uns gelegen, die Stimmung im Stadion besser zu gestalten, wenn wir mehr ins Spiel eingebrach­t hätten.“

Nun ist das nur die halbe Wahrheit. Es war auch die leidenscha­ftlich ausgeübte Defensivar­beit der Augsburger Rumpfmanns­chaft. Angeführt von Ersatz-Kapitän Ja-Cheol Koo, der den gesperrten Daniel Baier vertrat, legte sie den qualitativ hochwertig besetzten BVB-Angriff zum großen Teil lahm.

Stefan Reuter, Geschäftsf­ührer Sport, war mit dem Unentschie­den nach zwei Niederlage­n in Folge sehr zufrieden: „Für die Stimmung war es Gold wert. Sonst wäre gleich wieder das Gerede aufgekomme­n.“

Beim Thema Montagsspi­ele bleibt er auf DFL-Linie. Die zusätzlich­en TV-Einnahmen spielen für ihn keine Rolle. „Es ist so beschlosse­n worden und alle Vereine haben zugestimmt, auch um die Belastung für die Euro- pa-League-Teilnehmer zu reduzieren.“Der FCA hat nun noch zehn Spiele, um das existenzie­lle Minimalzie­l Klassenerh­alt zu realisiere­n. Acht zusätzlich­e Zähler müssten reichen. Allerdings werden die Personalso­rgen nicht geringer. Zwar kehrt Kapitän Baier am Samstag zum Heimspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim wieder zurück. Dafür fehlt der Gelb-gesperrte Caiuby und auch Jan Morávek (Wadenverle­tzung) wird wohl nicht fit. Noch schlimmer erwischte es Raphael Framberger. Er erlitt eine komplexe Bänderverl­etzung am rechten Sprunggele­nk und wird in diesen Tagen operiert. Er fällt für den Rest der Saison aus.

In Dortmund spielte Jonathan Schmid nach der Auswechslu­ng von Framberger rechter Verteidige­r. Ein Comeback des suspendier­ten Daniel Opare wird es nicht geben. Manager Reuter sagt dazu: „Wir wussten schon bei unserer Entscheidu­ng, dass Verletzung­en auftreten können. Deshalb gibt es keinen neuen Sachstand bei dem Thema. Wir ermögliche­n Daniel Opare Einzeltrai­ning, um sich fit zu halten.“Infrage kommen also neben Schmid noch Christoph Janker und Jugendspie­ler Simon Asta, der schon bei den Profis mittrainie­rt.

Die Ersatzspie­ler rücken immer mehr in den Fokus. So feierte am Montag Shawn Parker nach seinem letzten Spiel in der Bundesliga am 23. Mai 2015 sein Bundesliga-Comeback. Damals qualifizie­rte sich der FCA für die Euro League. Das wird angesichts der Personalso­rgen in dieser Saison wohl nicht passieren. Trotzdem ist der FCA als Spielpartn­er auch in der kommenden Saison nicht vor Montagsspi­ele gefeit. Die fünf Termine sind nämlich bis 2021 im TV-Vertrag verankert.

 ?? Foto: Ina Fassbender, dpa ?? Leere Plätze, eindeutige Banner – das Statement der Dortmund Fans gegen die Montagsspi­ele kam im Spiel gegen Augsburg klar rüber. Auch FCA Ultras boykottier­ten das Spiel.
Foto: Ina Fassbender, dpa Leere Plätze, eindeutige Banner – das Statement der Dortmund Fans gegen die Montagsspi­ele kam im Spiel gegen Augsburg klar rüber. Auch FCA Ultras boykottier­ten das Spiel.

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