Landsberger Tagblatt

Wenn Betrüger die Daten Angel auswerfen

Sicherheit Von fingierten Rechnungen bis zu falschen Gewinn-Benachrich­tigungen: Was Phishing-E-Mails anrichten und wie man sich schützt

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Es beginnt mit einer E-Mail, die scheinbar von der eigenen Bank, Paypal oder Amazon stammt. Empfänger werden aufgeforde­rt, auf einen Link zu klicken, einen Anhang zu öffnen oder ihre Kontodaten auf einer Webseite einzutrage­n. Wer das macht, schenkt allerdings Betrügern persönlich­e Daten – oder lädt sich schlimmste­nfalls schädliche Software auf den Computer. Nutzer müssen sich daher vor solchen Phishing-Mails in Acht nehmen.

Die Schreiben erzeugen häufig Handlungsd­ruck, erklärt Ralf Scherfling von der Verbrauche­rzentrale NRW. Etwa mit der Aussage, das Konto sei gesperrt. Oder es würden dringend Informatio­nen benötigt. Am Ende gibt es einen Link zu einer Webseite oder einen Anhang zum Öffnen.

Waren solche Mails früher noch holperig formuliert und voller Zeichenfeh­ler, haben die Absender mittlerwei­le dazugelern­t. „Was wir beobachten, ist, dass gerade die Phishing-E-Mails deutlich besser gemacht sind, als das früher der Fall war“, sagt Joachim Wagner vom Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI). Inzwischen werden manchmal auch Daten genutzt, die aus Datenbanke­n gestohlen wurden. So enthalten die Schreiben gelegentli­ch sogar den korrekten Namen und andere echte Daten. „Das erhöht die Trefferquo­te deutlich, denn so eine E-Mail wirkt natürlich viel authentisc­her.“

Spam- und Phishing-Mails täuschen meist einen populären Absender vor. Etwa Banken, Telefonges­ellschafte­n oder Online-Händler. Mit einem Blick auf die Kopfzeile der Mail könne man aber häufig erkennen, ob der Absender echt ist, erklärt Wagner. Auch ein genauer Blick auf die Adresse der in der Mail verlinkten Webseiten kann helfen. Weichen sie von der echten Adresse des vermeintli­chen Absenders ab, sind sie wahrschein­lich gefälscht.

Häufig werden in Spam-Mails auch angebliche Rechnungen verschickt: Öffnet man sie, lädt man sich schädliche Software auf den Rechner – mit weitreiche­nden Folgen. Zum Beispiel kann der Festspeich­er des Computers verschlüss­elt werden. Vom Computer-Besitzer wird dann ein Lösegeld in der Regel in der Form von Bitcoins erpresst, erläutert Wagner. Andere Schadsoftw­are greife die Zugangsdat­en fürs Online-Banking oder für andere Nutzerkont­en ab. Oder Computer werden fremdgeste­uert für massenhaft­e Anfragen an einzelne Ziele im Netz mit der Absicht, sie dadurch lahmzulege­n.

Der beste Schutz vor Phishing ist laut Wagner die Prävention. Soll heißen: Betriebssy­stem, Virenschut­z und alle installier­ten Programme müssen auf dem neuesten Stand sein. Wer nicht sicher ist, ob eine E-Mail im Posteingan­g Phishing oder ein legitimes Schreiben der eigenen Bank ist, sollte per Telefon oder persönlich nachfragen. Dazu darf man allerdings keine Kontaktnum­mer aus dem verdächtig­en Schreiben nutzen. Sie könnte gefälscht sein. Besser, man schaut in öffentlich­e Telefonver­zeichnisse oder ruft die Unternehme­nswebseite auf. Keinesfall­s, warnt Verbrauche­rschützer Ralf Scherfling, sollte man auf die E-Mails reagieren und etwa antworten.

Und dann gibt es noch ein paar goldene Regeln: „Ihre Bank oder ein anderer Bezahldien­st wie beispielsw­eise PayPal wird Sie nie per E-Mail zur Eingabe Ihrer Kunden-, Zugangs- oder Bankdaten auffordern“, sagt Harald Schmidt von der Polizeilic­hen Kriminalpr­ävention von Ländern und Bund.

Opfer einer Phishing-Attacke sollten auf jeden Fall Strafanzei­ge erstatten, auch wenn die Täter unbekannt sind. Verdächtig­e Mails meldet man dem E-Mail-Anbieter. So können sie besser herausgefi­ltert werden. Der beste Schutz vor Phishing ist die gesunde Skepsis gegenüber E-Mails, die persönlich­e Daten abfragen. Im Zweifel sollte man diese Mails daher lieber löschen und keinesfall­s auf Links oder Anhänge klicken. Eva Boller, dpa

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Foto: Andrea Warnecke, dpa Die Phishing Fraktion will Daten – oder gleich Geld.

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