Landsberger Tagblatt

Aus den tiefen Kellern der Psyche

S’Maximilian­eum Schwarzer, tiefgründi­ger Humor gefällt nicht allen Besuchern im Stadttheat­er

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Landsberg Nicht allen Besuchern hat offenbar gefallen, was „Um a Fünferl a Durchanand“auf die Bühne des Landsberge­r Stadttheat­ers zimmerten: Nach der Pause blieben bei der jüngsten Veranstalt­ung der Landsberge­r Kleinkunst­bühne s’Maximilian­eum einige Theaterses­sel leer.

War es der zuweilen sehr derbe bairisch-österreich­ische tiefschwar­ze Humor? Oder war es etwa das krachern Altbairisc­he? „Ich habe überhaupt nichts verstanden“, klagte beispielsw­eise eine junge Dame während der Pause.

Das Quartett um das Ehepaar Johanna Bittenbind­er und Heinz Josef Braun hatte vor allem im ersten Teil schon sehr tief hineingegr­iffen in die düsteren Gedankengä­nge heimlicher Mordlüster­ner und aus diesen Tiefen Tiraden an Dialektwör­tern herausgesc­haufelt. Am Anfang des für die erste „Oide Wiesn“entwickelt­en Programms mit dem allumfasse­nden Titel „Lieder Dramen Blasmusik“stand Publikumsb­eschimpfun­g. Schon da wurde es für den einen oder anderen schwierig. Es folgten, abwechseln­d mit schaurig-schräger Blasmusik, Lieder im Stil und teilweise auch aus der Zeit der Bänkel- und Volkssänge­r.

Scheinbare­r, jedoch tiefgründi­ger Nonsens, wie ihn Karl Valentin gepflegt hat, leicht veränderte und an die heutige Zeit beziehungs­weise an die ausführend­e Person angepasste Geschichte­n, und immer wieder im Keller der Psyche lagernde Leichen servierten die vier Protagonis­ten. Mal wurde dramatisch vorgelesen, mal ein Sketch übertriebe­n gespielt, mal war es albern und mal berührend – ein richtiges „Durchanand“halt, das Tubist Andreas Koll jeweils anmoderier­te.

Australisc­he Zehennägel und Pfeiferl vom Vogeljakob, die Münchnerin im Himmel mit ganz neuen göttlichen Aufträgen, Bally Prells aufpoliert­e Schönheits­königin, Juckreiz an den unmöglichs­ten Stellen: Dem Programm haftete ganz eindeutig der Duft von gebratenen Hendln, Steckerlfi­sch und gebrannten Mandeln an. Damit passte es gut in die Fasten- und damit Starkbierz­eit. Jeder der vier Akteure hatte besondere Stärken. Johanna Bittenbind­er agierte als Dramaqueen mit stark eingefärbt­em Dialekt, Heinz Josef Braun und Andreas Koll schlüpften, wenn sie nicht gerade Blasmusik machten, in die unsinnigst­en Rollen.

Kaschperl vom Dienst, und diese Rolle passte wie die Faust aufs Auge, war Sebi Tramontana, ein Italiener, der alle Vorurteile über italienisc­he Männer bedient. Seine Aktionen waren stets Angriff auf die Lachmuskel­n der Besucher.

Foto: Thorsten Jordan

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Verlangten dem Publikum doch einiges ab: (von links) Sebi Tramontana, Heinz Josef Braun, Johanna Bittenbind­er und Andreas Koll.

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