Auch das Finale soll fair bleiben
Wahl Nachlese Jetzt geht es für Bärbel Wagener-Bühler und Thomas Salzberger darum, die Anhänger anderer Parteien hinter sich zu bringen. Empfehlungen gibt es bislang keine
Kaufering Freudentaumel und Katzenjammer: Der erste Durchgang der Kauferinger Bürgermeisterwahl ist durch. Am 18. März entscheiden die Bürger in einer Stichwahl zwischen Bärbel Wagener-Bühler (Kauferinger Mitte) und Thomas Salzberger (SPD), wer neuer Bürgermeister wird und damit die Nachfolge von Erich Püttner (UBV) antritt. Jetzt werden beide Kandidaten noch einmal alle Kräfte mobilisieren – und mit Sicherheit auch genau analysieren, wer wo bei den Wählern gepunktet hat (siehe nebenstehender Artikel).
Als kurz nach 18 Uhr im Sozialraum des Kauferinger Rathauses die erste Schnellmeldung einging und per Beamer an die Wand projiziert wurde, reagierte Thomas Salzberger sichtlich schockiert. Der SPD-Kandidat lag im ersten Stimmbezirk (Gemeindebücherei) mit 23,14 Prozent auf Platz drei – hinter Bärbel Wagener-Bühler und Gabriele Uitz. Die Kandidatinnen von Kauferinger Mitte und CSU hatten in der Grafik 29,94 beziehungsweise 24,63 Prozent. Doch Salzberger wurde in der weiteren halben Stunde gelassener und fing mehr an zu lächeln, als er immer wieder gemeinsam mit dem SPD-Kreisvorsitzenden Markus Wasserle und Landtagskandidat Christian Winklmeier aufs Smartphone schaute.
Denn nach den ersten Schnellmeldungen per Beamer brach aufgrund der hohen Zugriffszahlen offenbar der Server zusammen. Dabei hatte Noch-Bürgermeister Erich Püttner kurz nach 18 Uhr gesagt, dass das System laut EDV-Experten absolut verlässlich laufen würde . . .
Um 18.41 Uhr konnte Thomas Salzberger dann die ersten Glückwünsche in Empfang nehmen. „Ein perfektes Wochenende für die Roten“, sagte der 51-Jährige nach seinem Einzug in die Stichwahl. Damit meinte er den knappen Sieg der Kauferinger Floorballer am Vorabend, das positive Votum der SPDMitglieder zur Neuauflage der Gro- Koalition, den Sieg des FC Bayern München in Freiburg und natürlich seinen eigenen.
Im Rathauskeller beglückwünschten er und Bärbel WagenerBühler sich herzlich zum Einzug in die Stichwahl. Beide sprachen von einem sachlichen und fairen Wahlkampf. „Bislang war es fair und ich denke, dass es das auch bleiben wird“, so Wagener-Bühler. Sie will in den verbleibenden beiden Wochen bis zum 18. März noch einmal alle Kräfte mobilisieren – ebenso wie Thomas Salzberger, der am Freitag Münchens Ex-Oberbürgermeister Christian Ude empfängt.
Des einen Freud’ ist des anderen Leid. Als faire Verliererin präsentierte sich Gabriele Uitz. Sie gratulierte den Konkurrenten im Rat- zum Einzug in die Stichwahl. Betretene Mienen hingegen bei Landrat Thomas Eichinger und Bundestagsabgeordnetem Michael Kießling. Wieder einmal hatte die CSU in der zweitgrößten Landkreisgemeinde bei einer Bürgermeisterwahl das Nachsehen.
Stattdessen kämpfen die Ende 2013 gegründete Kauferinger Mitte und die SPD um den Chefsessel im Rathaus. Auf der einen Seite Bärbel Wagener-Bühler, deren Vater bis 2012 ein Vierteljahrhundert Bürgermeister in Kaufering war, auf der anderen Thomas Salzberger, der beßen reits 2008 und 2012 kandidiert hatte und seit zehn Jahren im Marktgemeinderat sitzt. Beide lagen im ersten Wahlgang nahezu gleichauf. Während die 45-jährige Juristin auf 28,35 Prozent der Stimmen kam, erhielt Salzberger 26,94 Prozent. Konkret in Stimmen ausgedrückt bedeutet das 1349 zu 1282. In der Stichwahl kommt es nun auf die Wähler aus den anderen politischen Lagern an.
„Die CSU Kaufering gibt keine Wahlempfehlung ab“, betonte Gabriele Uitz noch am Wahlabend. Sie bleibt als CSU-Vorsitzende im Amt – und auch in Kaufering, wie sie auf Nachfrage erklärte: „Die Familie fühlt sich hier sehr wohl.“GALKandidat Andreas Keller saß am Wahlabend noch mit Parteifreunhauskeller den zusammen und arbeitete das Wahlergebnis (17,34 Prozent) auf. Dass seine Partei eine Wahlempfehlung abgeben werde, könne er sich nicht vorstellen. Ähnlich äußerte sich noch im Rathaus Sascha Kenzler, der Ortsvorsitzende und Fraktionssprecher der UBV. Seine Partei hatte weder einen Kandidaten ins Rennen geschickt, noch sich vor dem ersten Wahlgang hinter einen der fünf Bewerber gestellt.
Anders als vor sechs Jahren – damals hatte Ortsvorsitzender Josef Mayrock selbst als Bürgermeister kandidiert und sich vor der Stichwahl für Gabriele Triebel von den Grünen ausgesprochen – gibt es diesmal von den Freien Wählern keinen Wahlvorschlag für die eigenen Anhänger.
Betretene Mienen bei Eichinger und Kießling