Der Brunnenbau und seine Tücken
Entwicklungshilfe Zwei Schondorfer waren erneut in Puerto Leguízamo. Stefanie Windhausen-Grellmann und Michael Deininger haben von ihrem Aufenthalt in der Partnergemeinde in Kolumbien einiges zu erzählen
Schondorf Sauberes Trinkwasser ist in der Schondorfer Klimapartnerschaftsgemeinde Puerto Leguízamo in Kolumbien alles andere als selbstverständlich. Deshalb läuft gerade als zweites Projekt „Trinkwasser für Dörfer“im Rahmen der „Nachhaltige Kommunalentwicklung durch Partnerschaftsprojekte“(Nakopa). Von ihrem Besuch in der Partnergemeinde berichteten die Koordinatorin der Schondorfer Klimapartnerschaft, Stefanie Windhausen-Grellmann, und Michael Deininger bei einem Pressegespräch.
Vor etwa einem Jahr fand bereits ein Brunnenbaukurs mit Wolfgang Buchner, der für die Brunnenbauschule des Münchner Vereines EMAS arbeitet und seit über 30 Jahren in Bolivien lebt, statt. Im Februar startete nun der zweite Teil des Brunnenbaukurses, zu dem Anfang Februar Stefanie WindhausenGrellmann und Michael Deininger, von Beruf Wassermeister, aus Deutschland anreisten. Von den im vergangenen Jahr angelernten Brunnenbauern fanden sich nur zwei zum zweiten Teil ein. Einige haben inzwischen eine feste Arbeitsstelle bekommen beispielsweise beim Sicherheitsdienst am Flughafen, sagte Deininger. Daher startete der Kurs noch mal mit 14 Teilnehmern, wovon letztlich acht den dreiwöchigen Kurs auch beendeten.
Zu Beginn des Kurses stand drei Tage lang Unterricht im Schweißen auf dem Programm, denn Buchner legte Wert darauf, dass die Kolumbianer ihr Gerät zum Brunnenbohren selbst reparieren können. Nun sind drei Sätze Bohrgestänge fertig, die bei der Gemeinde ausgeliehen werden können. Kontrolliert wurden auch die bereits gebohrten Brunnen an fünf Schulen sowie die in der Zwischenzeit gebohrten vier weiteren Brunnen. „Die Wasserqualität hatte ein gutes Ergebnis“, sagte Deininger. Die Akzeptanz war dennoch nicht überall gegeben, denn das Wasser, das direkt aus der Erde gepumpt wird, schmeckte leicht bitter aufgrund eines hohen Eisengehalts. Das Flusswasser, das, wie Deininger ermittelt hatte, weit höher verkeimt war, schmeckte subjektiv besser. Damit das gesündere eisenhaltige Wasser wieder frisch schmeckt, muss es in einem Becken ruhen, dann sinkt das Eisen zu Boden. Daher wurde nun gezeigt, wie man zwei Becken für das Trinkwasser baut. So kann das Wasser einen Tag ruhen und atmen, bevor es gezapft wird.
Überrascht waren die Schondorfer auch davon, dass während der langen Ferien an manchen Schulen kein Wasser entnommen wurde. Dann muss erst einmal das stehende Wasser in den Leitungen abgepumpt werden, bevor es wieder hygienisch einwandfrei wird. Der Boden in dem riesigen Gemeindegebiet eignet sich nicht überall für das Verfahren der Bohrspülung. Deshalb wurden Schachtbrunnen gebaut, bei denen ein Schacht mit etwa 1,20 Meter Durchmesser mit Schaufeln ausgehoben und oben mit Zement eingefasst wird.
Auch der Transport der Ausrüstung ist aufwendig. Per Boot oder per Lastwagen mit anschließendem einstündigem Fußmarsch müssen die langen Bohrgestänge und die Werkzeuge herangebracht werden. Deshalb wurden jetzt zwei Brunnen und eine Quellfassung gebaut.
Stefanie Windhausen-Grellmann und Michael Deininger sind zuversichtlich, dass es mit dem Brunnenbau nun verstärkt in Eigeninitiative
Acht Teilnehmer beendeten den Brunnenbaukurs
Inhaftierter Bürgermeister ist wieder im Amt
weitergeht. Wieder im Amt ist der über ein Jahr inhaftierte Bürgermeister Juan Carlos Paya Torrijos, der sich für die Klimapartnerschaft und den Brunnenbau engagiert hatte. Weil noch Projektmittel übrig sind, wird es einen weiteren Brunnenbaukurs zur Vertiefung mit Wolfgang Buchner im Juni geben. Eine Verlängerung der Laufzeit des Projektes um drei Monate bis Juli dieses Jahres habe sie deshalb beantragt, sagte Windhausen-Grellmann. Budgetiert ist es mit 90000 Euro, die zu 90 Prozent vom Entwicklungsministerium über die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt in Bonn kommen, in Schondorf verwaltet werden, und zu zehn Prozent von der Partnergemeinde getragen werden.