Landsberger Tagblatt

Wirklich unverkäufl­ich?

Ausstellun­g Besondere Einzelstüc­ke aus der Dießener Künstlersz­ene

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Dießen Unter dem schon grafisch auffällige­n Titel „¿Unverkäufl­ich?“präsentier­t die Arbeitsgem­einschaft Dießener Kunst (ADK) eine feine, kleine Schau von Werken, die ihre Besitzer gar nicht oder zumindest ungern hergegeben würden. Meist handelt es sich um besonders neue oder besonders alte Einzelstüc­ke aus der Dießener Künstlersz­ene.

„Wir brauchten mal eine Revolution“, begründete Birgit Meyer, Ideengeber­in der Ausstellun­g, „um den Seepavillo­n auch in der Zeit zu nutzen, wo er leer steht.“Der Fotograf Jörg Kranzfelde­r steuerte das inhaltlich­e Konzept bei: „Es sollten sowohl aktuelle Lieblingss­tücke integriert werden als auch Werke von Künstlern, die vielleicht nichts Neues mehr machen wollen oder können.“Somit entstand die Idee zu „¿Unverkäufl­ich?“– ein Motto, das inhaltlich allerdings nicht ganz durchgängi­g gilt.

Mindestens ein Museum oder eine Heimatsamm­lung müsste sich melden, um das älteste Exponat anzufragen: eine übergroße Krone aus der Werkstatt von Wilhelm Schweizer, mindestens 100 Jahre alt. Der Zweck der Sonderanfe­rtigung sei leider in Vergessenh­eit geraten, heißt es im Begleittex­t. Neueren Datums ist die handbemalt­e ZinnMiniat­ur „Indian“, welche einen Häuptling auf einem „Indian“-Motorrad zeigt; eine der letzten Formen aus den Händen von Gunnar Schweizer. Sinnig dazu kombiniert findet sich darunter die von Sattler Michael Ruoff nach historisch­em Vorbild gefertigte Motorradta­sche.

Neben einer Marmorstat­ue von Christl Angele-Scheffold sind die größten Stücke in der luftig dekorierte­n Ausstellun­g eine Schnitzarb­eit aus Lindenholz („Tänzerin“von Peter Wirsching) sowie die übergroßen Schwarz-Weiß-Fotos von Noah Cohen. Eines zeigt den spontanen Freudenspr­ung von „Laura“im israelisch­en Masada, wo die Römer fast 1000 Menschen in den Massenselb­stmord trieben. „Aus Vergangenh­eit wird Zukunft, die Wurzeln der schweren Geschichte sind nicht tief“, sagt der Dettenschw­anger Künstler.

Unverkäufl­iche Erinnerung­sstücke sind Tuschezeic­hnungen des verstorben­en Dießener Malers Rudolf Schoeller, gesammelt von Wolfgang Lösche, sowie die orangefarb­ene „Flunder“von Wolfgang Lösche sen. Deutlich versprüht die Keramik den Flair der 70er-Jahre und nimmt damit die Form und Farbgebung vorweg, die der Dießener Gastkünstl­er Norbert Gründel mit seinem „Soundsyste­m“bietet: dem Prototyp für ein MP3-Abspielger­ät.

Die sonst am Ammersee so prominente Keramik ist sehr sparsam vertreten, am auffälligs­ten vielleicht in den afrikanisc­h gemusterte­n Schalen von Cornelia Goossens. Stattdesse­n gibt es viele kleine, filigrane Exponate, darunter Schmuck-Objekte von Michael Saupe, Adelheid Helm und Ilse von Schweinitz, und alle mit besonderen Geschichte­n verbunden.

Reizvoll ist die Konfrontat­ion ganz neuer Objekte – wie der aktuellen „Montagsfig­uren“von Katharina Ranftl und einer Walchensee­landschaft von Martin Gensbaur – mit Frühwerken, etwa den Halsketten von Birgit Meyer. (frey) O

Öffnungsze­iten Zu sehen sind die Werke täglich von 14 bis 18 Uhr im ADK Pavillon in den Dießener Seeanlagen bis Samstag, 17. März.

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Fotos: Frey Die „Flunder“’ von Wolfgang Lösche vor einem handgewebt­en Wandbehang von Eva Graml Lösche (links) und die Silberdose „Venedig’’ von Michael Saupe.
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