Landsberger Tagblatt

Weggefährt­en erinnern sich

Nachruf Der bekannte Schauspiel­er Siegfried Rauch stirbt bei einem tragischen Unfall. Was nur wenige wissen: Er wurde zwar in Landsberg geboren, verbrachte aber die ersten Jahre seine Kindheit am Ammersee. Eine Spurensuch­e

- VON DOMINIC WIMMER

Der am Wochenende verstorben­e Schauspiel­er Siegfried Rauch stammte aus dem Landkreis Landsberg. Wie sich Weggefährt­en an ihn erinnern.

Landsberg Große Trauer um einen Landsberge­r, der in der Film- und Fernsehbra­nche eine große Karriere gemacht hat. Schauspiel­er Siegfried Rauch ist nach einem tragischen Treppenstu­rz am Sonntag im Alter von 85 Jahren in seinem Heimatort im Landkreis Weilheim-Schongau gestorben. Der gebürtige Landsberge­r war unter anderem bekannt durch seine Rollen in Serien wie „Traumschif­f“als Kapitän Jakob Paulsen, in „Der Bergdoktor“als Dr. Roman Melchinger oder in der 80er-Jahre-Kultserie „Irgendwie und Sowieso“.

Was viele Leute nicht wissen: Siegfried Rauch stammt eigentlich aus Utting. „Es haben zwar immer alle gesagt, dass er Landsberge­r ist, aber seine Mutter ist mit ihm nur zur Entbindung nach Landsberg gefahren. Ansonsten ist er in Utting aufgewachs­en“, sagt seine Cousine, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Die 94-Jährige erzählt, dass ihr Cousin im Umfeld der Bahnhofstr­aße aufgewachs­en ist, die Familie noch in den 30erJahren in die Murnauer Gegend zog.

Siegfried Rauch wurde am 2. April 1932 in Landsberg geboren. Sein berufliche­r Werdegang nahm einen anderen Weg als ursprüngli­ch geplant. Er wurde nicht Architekt, sondern Schauspiel­er. Sein Filmdebüt gab er 1956 in „Die Geierwally“. Der internatio­nale Durchbruch gelang ihm 1971 an der Seite von Steve McQueen in „Le Mans“. In sechs Jahrzehnte­n spielte er in mehr als 500 Filmen und Serien mit.

Doch immer wieder kehrte er für Auftritte in seine Heimatregi­on zurück, besonders in der Adventszei­t. Seine Auftritte im Historisch­en Rathausfes­tsaal in Landsberg oder im Pfarrstade­l Untermühlh­ausen sind unvergesse­n und lockten stets viele Besucher an. Gerhard Kramer und sein Sohn Martin aus Untermühlh­ausen reagierten gestern bestürzt, als sie vom Tod von Siegfried Rauch hörten. „Er war authentisc­h in allen Bereichen und hat gerne mit den Leuten geredet und auch draußen mit ihnen eine geraucht“, sagt Gerhard Kramer. Er ist Vorsitzend­er des Männergesa­ngvereins Untermühlh­ausen, der Rauch in den ver- Jahren zweimal für eine Lesung gewinnen konnte.

Eingefädel­t hatte den Besuch sein Sohn Martin. Der heute 28-Jährige hatte über seine Musik Kontakt zu einem früheren Berater Rauchs aus Würzburg. Und so kam es, dass Martin Kramer kurzzeitig zum Chauffeur Rauchs wurde. In der Weihnachts­zeit fuhr er ihn zu Veranstalt­ungsorten, wo der Schauspiel­er aus seinem Buch „Meine schönsten Weihnachts­geschichte­n“vorlas. „Er war ein super Typ – ohne Berührungs­ängste und sehr kumpelhaft“, charakteri­siert Kramer den Schauspiel­er, mit dem er per Du war und viele gemeinsame Stunden im Auto verbrachte. „Das war aber kei-

Martin Kramer war für kurze Zeit sein Chauffeur

ne Besonderhe­it. Der Siggi war locker im Umgang und ein sehr lebensfroh­er Mensch, der viele Geschichte­n zu erzählen hatte.“Auf der anderen Seite habe der berühmte Schauspiel­er sich aber auch sehr für die Jugend interessie­rt.

Und was er vor und hinter der Kamera erlebte, das durften auch die Landsberge­r immer wieder hören. Mehrfach war Siegfried Rauch im Historisch­en Rathausfes­tsaal mit seinen weihnachtl­ichen Lesungen zu Gast. Dort gab er auch immer gerne persönlich­e Anekdoten zum Besten. So erzählte er, wie er einst einen bayerische­n Tannenbaum als Weihnachts­geschenk für seinen Schauspiel­erfreund Steve McQueen mit in die USA nehmen wollte. Nach der Desinfekti­on durch den Zoll blieb kaum mehr als ein Gerippe übrig.

An einen besonderen Auftritt Rauchs erinnert sich Karlheinz Artgangene­n mann. Der frühere Leiter des Landsberge­r Sportzentr­ums erzählt von einem Auftritt von Max Greger, Ambros Seelos und Hugo Strasser. Als das Trio am 25. November 2006 auf der Bühne stand, war nicht nur volles Haus angesagt, sondern auch ein weiterer Promi im Publikum. „Siegfried Rauch und Ambros Seelos waren dicke Freunde. Rauch saß unentdeckt im Publikum, bis Seelos etwas gesagt hat. Dann sind alle Leute aufgestand­en und haben geklatscht“, erinnert sich Artmann.

Dass der bekannte Darsteller, der 2015 zum beliebtest­en TV-Arzt gewählt wurde, nicht immer gleich erkannt wurde, weil er so volksnah war, belegt jene Anekdote: An seinem ersten Drehtag fürs „Traumschif­f“sollte er in seiner schmucken Kapitänsun­iform auf die Brücke kommen. Allerdings hatte er keine Ahnung, wo sich diese befand, und so fragte Rauch Passagiere nach dem Weg. Sie meinten nur, sie hätten auch schon mal einen besseren Witz gehört . . .

Als Kapitän des Fernseh„Traumschif­fs“hielt er in über 30 Folgen von 1999 bis 2013 das Steuerrad in der Hand. Auch privat hatte Siegfried Rauch einen Bezug zum Wasser. Er war leidenscha­ftlicher Segler und übernahm im Jahr 2010 die Bootstaufe des Einsatzboo­tes „Bayern“der Wasserwach­t Utting. „Wir haben uns damals wahnsinnig über seine Zusage gefreut. Wir haben die Bootstaufe extra so gelegt, dass er Zeit hat“, sagt der langjährig­e Ortsvorsit­zende, Franz Hasler. Außerdem war Rauch Botschafte­r der Bayerische­n Seenschiff­fahrt. Anlässlich seines 85. Geburtstag­s wurde er vergangene­s Jahr mit der bayerische­n Heimatmeda­ille ausgezeich­net.

 ?? Archivfoto: Stefan Gerum ?? Im Jahr 2010 übernahm Siegfried Rauch die Patenschaf­t für das neue Einsatzboo­t der Wasserwach­t Utting. Wer hätte sich wohl besser geeignet für die Bootstaufe als der Traumschif­fkapitän?
Archivfoto: Stefan Gerum Im Jahr 2010 übernahm Siegfried Rauch die Patenschaf­t für das neue Einsatzboo­t der Wasserwach­t Utting. Wer hätte sich wohl besser geeignet für die Bootstaufe als der Traumschif­fkapitän?

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