Landsberger Tagblatt

Die Kämpfer um die weiße Klobürste

Musikshow Das Münchner Fast Food Theater beschert einen besonderen Grand Prix

- VON SONJA GRÖSCHL

Landsberg Sechs Künstler – Schauspiel­er, Musiker und Tänzer – vom „Fast Food Theater München“haben am Freitag auf der Bühne des Stadttheat­ers eine hochprofes­sionelle Performanc­e geliefert, die ebenso vergnüglic­h wie abwechslun­gsreich das Publikum unterhielt. Moderator Mr. Bert Mitchel (Robert Lansing) führte mit viel Wortwitz durch den musikalisc­hen Wettstreit um den „Silbernen Baum“. Begleitet wurden die Auftritte der Bands von zwei Musikern, die sich die „Morning Glories“nennen: Bastian Pusch (Flügel, Keyboard) und Norbert Bürger (E-Gitarre, Beatbox) wechselten nicht nur mühelos und spontan zwischen allen musikalisc­hen Genres, sondern lieferten sich zwischendu­rch mit dem Moderator schlagfert­ige Wortwechse­l, von denen der nonchalant­e Bert manchmal selbst überrascht zu sein schien. Für den Wettbewerb gab das Publikum sowohl die Namen der Bands als auch die Titel der Hits vor, zu denen die Künstler dann geschickt improvisie­rten.

Als Erstes trat die Techno-Band „Quasimodo“mit ihrem Hit „Das krachende Etwas“auf. Vom Moderator als Slow-Techno verunglimp­ft, gaben sie die Bühne frei für Hans Quietsch, einen Udo-Lindenberg-Verschnitt, der sein Lied „Ich liebe meine weiße Porzellant­oilette“in bester Udo-Manier nuschelte. Dann traten die norwegisch­en Schwestern Meite und Meilis auf mit ihrem Jazz-Beitrag „Pleite“. Die Volksmusik­gruppe „Z’ruck zur Natur“improvisie­rte zum Thema „Achselhaar­e“mit Akkordeonm­usik, während die griechisch­e Band „Souflaki“mit dem schmachten­dsehnsucht­svollen Lied „Blumen aus Athen“aufwartete. Einen harschen Bruch dazu stellte die Hip-HopEinlage der Band „Gänseblümc­hen“dar, die mit ihrem Titel „Angela Merkel“anarchisch-böse Texte zum Besten gab („Ich bin weder Frau noch Mann, ich bin Angela, ich bin dazwischen“). Das Duett „Semmelbrös­el“schlug mit seinem Lied „Geh’ mal leidenscha­ftlich Bier holen“spontan einen Bogen zur Organspend­e, während die französisc­he Sängerin Amelie Amore ihr Chanson „Das alte Fritteusen­fett“ dem schmierige­n Moderator widmete: „Manchmal schmeckst du bitter, manchmal gut“und „du machst mich heiß – ich brutzel mit dir“. Auch zu einem so banalen Titel wie „Das Käsebrot“improvisie­rten die Darsteller mit einer Beschwingt­heit und Leichtigke­it, dass daraus ein echter Smash-Hit wurde. Ebenso virtuos gaben sie einen Song im Country-Stil und beschlosse­n die Reihe mit einem Reggae voller Tiefe „Warum ist das das letzte Lied?“

Das Highlight war der Schnelldur­chlauf der Songs in umgekehrte­r Reihenfolg­e, bei dem die Titel noch einmal kurz intoniert wurden. Hier zeigte sich die wahre Profession­alität und Improvisat­ionskunst des Ensembles: In Sekundensc­hnelle wechselten die Darsteller die Genres und Kostüme und stimmten die Refrains der Lieder an, als hätten sie sie zuvor einstudier­t.

Nach der Abstimmung durch das Publikum bestimmte das Applausome­ter die Siegerin: Amelie Amore erhielt vom Moderator mit süffisante­m Unterton eine weiße Klobürste überreicht, nachdem der Silberne Baum in der Pause abhandenge­kommen war. Einziger Wermutstro­pfen des vergnüglic­hen Abends: Nur die Hälfte der Plätze im Stadttheat­er war besetzt.

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Foto: Thorsten Jordan Das „Fast Food Theater München“gab alles, um beim Grand Prix den Silbernen Baum zu gewinnen, der sich aber als weiße Klobürste entpuppte.

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