Eine Kauferingerin hilft Flüchtlingen
LandsAid Carola Gerhardinger aus Kaufering arbeitet seit einigen Jahren hauptamtlich für die Hilfsorganisation. Jetzt war sie gerade in Flüchtlingscamps in Jordanien. Sie will Menschen aus Ost-Ghuta unterstützen
Kaufering Carola Gerhardinger hat eine offene, unkomplizierte Art zu kommunizieren. Kompetent beantwortet die LandsAid-Mitarbeiterin Fragen und vermittelt den Eindruck, in Krisensituationen einen klaren Kopf zu bewahren. Nur die Schnelligkeit ihrer Erzählung gibt etwas von der Anspannung der gerade zurückliegenden Reise wieder: Gemeinsam mit dem Geschäftsführer der in Kaufering ansässigen Hilfsorganisation, Sven Weber, hat die 35-Jährige Anfang März wilde Flüchtlingscamps in Jordanien besucht. An der Grenze zu Syrien leben dort Menschen aus der Region Ost-Ghuta. Die Situation in den Camps sei schwer ertragbar für die Menschen, es fehle an Essen, Wasser, Hygiene und medizinischer Versorgung, schreibt Weber in einer Pressemitteilung.
Weber und Gerhardinger waren dort, um zu erkunden, was die Menschen brauchen. Zwei konkrete Projekte, bei denen die Finanzierung steht, sind laut Gerhardinger schon geplant: „Wir werden eine Erste-Hilfe-Schulung machen und es wird eine Lebensmittelverteilung geben.“Die Krankenschwester und Sozialarbeiterin würde gerne selbst die Schulung durchführen – doch ihre Präsenz ist im Augenblick im Büro in der Geschäftsstelle in Kaufering gefragt, wo sie seit Oktober arbeitet und das Nötige für das jeweilige Projekt organisiert. Seit Dezember lebt sie auch in Kaufering, im Winter hat sie aber noch nicht viel von ihrer neuen Heimat gesehen. Wenn es wärmer wird, freut sie sich aufs Joggen am Lech.
Die gebürtige Münchnerin wollte immer auch im Ausland arbeiten, nach der Ausbildung erfolgte jedoch einmal fünf Jahre Praxis in der Notaufnahme, später ein Studium zur Sozialarbeiterin und bis März 2017 ein zweijähriger Aufenthalt in Uganda, wo sie in der HIV-Aufklärung von Prostituierten arbeitete. Mittlerweile macht sie berufsbegleitend den Master in Sozialer Arbeit.
Von LandsAid erfuhr sie 2008, als im Tropeninstitut in Tübingen einen Arzt traf, der für die Organisation arbeitete. 2010 hatte sie selbst den ersten ehrenamtlichen Einsatz: Hilfe für Erdbebenopfer in Haiti. Hilfe leisten in anderen Kulturen, das heißt zuerst einmal mit den Menschen vor Ort reden und deren Einschätzung und Bedürfnisse kenerst nenlernen. Gerhardinger kann sich an einen Schulungseinsatz in Pakistan erinnern: „Den Menschen dort war psychosoziale Betreuung als Thema wichtig.“Also galt es, den eigenen Lehrplan zu überarbeiten.
Medizinische Hilfe leisten in Katastrophengebieten, das heißt auch mit weniger Ausstattung auskomsie men als hier in Deutschland. „Manchmal denkt man sich, jetzt wäre ein Computertomograf toll, aber man sitzt mitten in der Wüste.“Und die Krankenschwester aus Kaufering war immer wieder damit konfrontiert, dass Krankheiten und Verletzungen, die hierzulande leicht zu heilen sind, bis hin zum Tod führen: „Ich habe handballgroße Abszesse gesehen. Oder Schnittwunden, die zu einer Blutvergiftung und damit fast zur Amputation eines Beines führten. In Wüstengegenden gibt es Kinder, die blind und taub werden, da Ohr- und Augenentzündungen nicht behandelt werden.“
Wie geht man damit um, in dieser Weise mit dieser Diskrepanz an Lebenschancen konfrontiert zu sein? „Vor Ort ist man nur am Arbeiten.“Zum Reflektieren bleibe wenig Zeit. Es gibt aber auch besonders niederschmetternde Situationen, die in Erinnerung bleiben: In Haiti musste ein Patient operiert werden, doch Blutkonserven gab es nicht vor Ort im Krankenhaus. In einer weiteren Klinik gab es Blutkonserven nur, wenn im Gegenzug selbst gespendet wurde. „Jeder von uns fünf hat einen
Sie freut sich aufs Joggen am Lech
„Jeder von uns fünf hat einen Liter Blut gespendet.“
Liter gespendet“, erzählt Carola Gehrardinger. Und als man endlich die Blutkonserve hatte, war der Patient seit einer Stunde tot.
Kommt man nach einer Reise zurück, sei man eher von dem Enthusiasmus gepackt, Spenden zu sammeln, um ein Hilfsprojekt durchführen zu können, erzählt Gerhardinger. Davon ist etwas zu spüren, wenn sie die Länder aufzählt, in denen LandsAid aktiv ist, und wenn sie berichtet, wie wichtig es sei, für die Flüchtlingscamps eine Wasserversorgung aufzubauen – sei es über Filteranlagen oder indem Trinkwassertanks aufgefüllt werden. Doch das kostet Geld.