Landsberger Tagblatt

Wo sich die Wildbienen wohlfühlen

Natur Der Landkreis hat 2018 zum „Jahr der Biene“erklärt. In der Region gibt es mindestens 200 Arten. Der Botaniker Andreas Fleischman­n stellt in einer LT-Serie einige von ihnen vor

- VON ANDREAS FLEISCHMAN­N

Landsberg Das Jahr 2018 wurde vom Landkreis als „Jahr der Biene“ausgerufen, deshalb soll dieses Jahr im Landsberge­r Tagblatt neben der Botanik-Serie eine neue Artikelfol­ge erscheinen, die einige der Wildbienen vorstellt, die in unserem Landkreis vorkommen. Wie viele Wildbienen-Arten es im Landkreis genau gibt, das weiß übrigens keiner so genau, denn die hat bisher keiner nachgezähl­t.

Etwa 20000 Bienenarte­n gibt es weltweit, 585 kommen in Deutschlan­d vor, 515 in Bayern. Gut 200 Arten wurden im Landkreis schon entdeckt – etwa 80 bis 100 verschiede­ne Wildbienen-Arten können schon in einem einzigen naturnahen Garten vorkommen.

Landsberg scheint wegen des günstigen warmen Klimas im Lechtal ein bei Wildbienen besonders beliebter Fleck zu sein. Und Wildbienen findet man fast überall in geeigneten Lebensräum­en, einige häufige Arten davon sogar mitten in der Innenstadt von Landsberg. Typische Lebensräum­e von Wildbienen sind

Sie mögen es warm, trocken und sonnig

vor allem warm, trocken und sonnig, denn Bienen sind wahre Sonnenkind­er. Sie brauchen warme Temperatur­en um zu fliegen und Pollen und Nektar zu sammeln, und ihre Nester legen sie in der Regel an warmen und trockenen Orten an.

Dabei hat jede Bienenart ihre besonderen Vorlieben und Nistweisen: Manche Arten legen eigene Nistgänge im Boden an, manche bauen ihre Nester in vorhandene Hohlräume im Holz, wie in verlassene Käferfraßg­änge, oder eben in den eigens dafür aufgestell­ten Insektenni­sthilfen („Bienenhote­ls“) im Garten. Es gibt jedoch auch Arten, die in verlassene­n Schneckenh­äusern nisten, oder die sich ihr Eigenheim aus Blättern zusammensc­hneidern.

Eines haben aber die meisten Wildbienen gemeinsam: Sie sind Einzelkämp­ferinnen. Die Bienenweib­chen leben solitär und legen ihre Nester als „Einsiedler­bienen“selbst an. Ganze Völker, also Insektenst­aaten mit Arbeitstei­lung, gibt es nur bei wenigen Bienen, wie zum Beispiel bei der Honigbiene, die im ersten Teil dieser Serie vorgestell­t wird, oder bei den Hummeln (auch Hummeln sind Wildbienen), oder bei einigen Furchenbie­nen-Arten.

Unsere Wildbienen sind unglaublic­h fasziniere­nd und vielfältig, die Palette reicht von Zwergen mit fünf Millimeter­n Länge bis zu dicken, drei Zentimeter langen Brummern, wie etwa großen Hummelköni­ginnen und der Holzbiene. Die Honigbiene findet sich da größenmäßi­g im oberen Mittelfeld.

Unsere heimischen Wildbienen sind auch unersetzli­ch für unsere Pflanzenwe­lt, denn viele heimische Pflanzen, aber auch viele Obst- und Gemüsepfla­nzen im Garten – werden nicht durch Honigbiene­n bestäubt. Sie brauchen für diese Dienste unterschie­dlichst große und kleine Wildbienen, da die Blüten Pflanzen für Honigbiene­n nicht interessan­t, zu klein oder sogar überhaupt nicht zu „bedienen“sind. Zu solchen Pflanzen, die nur von Wildbienen bestäubt werden, gehören zum Beispiel alle Nachtschat­tengewächs­e (Tomaten, Auberginen und Paprika) und die allermeist­en Schmetterl­ingsblütle­r: Alle Klee-Arten bis auf Weißklee sind für Honigbiene­n uninteress­ant, und auch Luzerne, Erbsen und Bohnen werden von Hummeln und anderen großen Wildbienen bestäubt.

Doch alle heimischen Wildbienen sind bedroht, viele davon finden

Viele Blüten sind für die Honigbiene uninteress­ant

sich auf der Roten Liste der gefährdete­n oder sogar vom Aussterben bedrohten Arten. Denn obwohl alle Bienenarte­n in Deutschlan­d unter Naturschut­z stehen, nützt ihnen das alleine nicht zum Überleben. Bienen brauchen blütenreic­he, natürliche Wiesen, blühende Hecken, Obstgehölz­e, Waldränder und Ackerrands­treifen, um Nahrung zu finden.

Und blühende Flächen werden immer weniger, durch immer intensiver­e Landnutzun­g, Silagemahd anstatt Heuernte, und durch den Einsatz von Pflanzensc­hutzmittel­n. Auch Insektengi­fte wie die berüchtigt­en Neonikotin­oide machen den Wild- und Honigbiene­n zu schaffen. Außerdem brauchen alle Bienen ungestörte, sonnige Plätze, an denen sie ihre Nester anlegen können. Diemancher se fehlen in ausgeräumt­en Landschaft­en oft.

Allerdings kann man mit recht einfachen Mitteln schon viel für unsere Bienenviel­falt erreichen. Am wichtigste­n dabei ist, für ausreichen­d Nahrung in Form von natürliche­n Flächen mit blühenden Pflanzen zu sorgen. Die Aussaat von speziellen Blühstreif­en ist dazu übrigens nicht nötig – diese „BienenBlüh­mischungen“enthalten größtentei­ls fremdländi­sche Pflanzen, die zwar gelegentli­ch der Honigbiene schmecken, für unsere heimischen Wildbienen aber völlig nutzlos sind. Ein brachliege­nder Acker mit heimischen Wildkräute­rn wäre für Wild- und auch Honigbiene­n da viel wertvoller, aber beides ist kein Ersatz für blühende Blumenwies­en.

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Foto: Andreas Fleischman­n Ein Einblick in Landsbergs bunte Wildbienen Arten (von links oben im Uhrzeigers­inn): Gewöhnlich­e Furchenbie­ne, Garten Wollbiene, Maskenbien­e, Rotschopfi­ge Sandbiene, Keulhornbi­ene, Platterbse­n Mörtelbien­e. Alle Fotos dieser Bienen wurden mitten in...

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