Landsberger Tagblatt

Er kritisiert die große Politik

Referat Benedikt Franke war bei der Sicherheit­skonferenz ganz nah dran an den Mächtigen der Welt. Über seine Erlebnisse berichtet er beim Frühjahrse­mpfang der Landsberge­r CSU

- VON FRAUKE VANGIERDEG­OM

Landsberg Den Geschäftsf­ührer der Stiftung Münchner Sicherheit­skonferenz, Dr. Benedikt Franke, hatte der CSU-Ortsverban­d Landsberg bei seinem Frühjahrse­mpfang zu Gast. Und der ließ kein gutes Haar an den Inhalten der Konferenz: „Noch nie hat es bei einer Sicherheit­skonferenz in München so wenige Visionen gegeben wie dieses Mal“, sagte er beim Empfang im Historisch­en Rathaussaa­l, der unter dem Motto „Migrations­ursachen und deren Bekämpfung“stand.

„Die Migration hat in München eine große Rolle gespielt, wurde aber überschatt­et von einer großen Ahnungslos­igkeit“, kritisiert­e der 36-Jährige. Und noch nie seien so viele Teilnehmer enttäuscht und ohne die erhofften Antworten auf ihre Fragen wieder abgereist. Von extremer Anspannung und Misstrauen auch innerhalb der Europäisch­en Union sprach der „Chief Operating Officer“und zeichnete ein wenig positives Bild davon, wie Migrations­ursachen

Beinahe überall hat sich die Situation verschlech­tert

bekämpft würden. Beinahe überall habe sich die Situation nicht verbessert, sondern verschlech­tert. Als Beispiele nannte Franke die Lage in Marokko, Algerien, Tunesien oder Libyen. Vermeintli­che Erfolge im Irak oder in Syrien führten dazu, dass die ISKämpfer in Länder wie Tunesien, Algerien und Libyen abtauchten. „Dort ist der IS deutlich stärker geworden“, warnte der Referent.

Auch in Ägypten sei die Situation deutlich schlechter geworden. „1950 lebten dort rund 22 Millionen Menschen. Heute sind es knapp 100 Millionen Menschen. Die Bevölkerun­g hat sich verfünffac­ht, aber das Land und die Basis sind nicht mitgewachs­en.“Die Proteste im Iran be- Franke als „Spitze des Eisberges“, und er sagte Israel auch 70 Jahre nach seiner Gründung turbulente Jahre voraus.

Die neue Qualität des Misstrauen­s und der fehlenden Wertschätz­ung unter den Mächtigen der Welt trage kaum zu einer Entspannun­g der Lage bei und zeige, wie schwer es ist, auf Migrations­themen richtig zu reagieren. Als besorgnise­rregend beschrieb Franke das neue Verständni­s in der Welt, dass ein Nationalst­aat wichtiger sei als der Verbund von Nationalst­aaten und dass Sanktionen durchaus legitim seien. „Das waren Ergebnisse der Sicherheit­skonferenz, bei der hinter den Kulissen mehr als 2500 bilaterale Gespräche stattgefun­den haben.“Auch der Klimawande­l, der in Afrika zu dramatisch­en Entwicklun­gen führe, sei ein wichtiges Thema im Umgang mit Migration und der Ursachenbe­kämpfung. „Es ist nicht so, als täten wir gar nichts. Aber große Antworten auf große Fragen fehlen. Entwicklun­gspolitisc­he Antworten alleine reichen einfach nicht aus.“

Oberbürger­meister Mathias Neuzeichne­te ner sprach von einer Welt, die ein paar Veränderun­gen parat halte und einem steigenden Sicherheit­sbedürfnis in Deutschlan­d. Auch Landrat Thomas Eichinger sowie die Landtagsab­geordneten Alex Dorow und Dr. Thomas Goppel stellten die Migrations­thematik in den Mittelpunk­t. „Man sollte mehr darauf verzichten, sich selbst in Szene zu setzen, sondern gemeinscha­ftlich nach Lösungen zu suchen“, so Goppel. Musikalisc­h umrahmt wurde der Empfang vom Gitarrenen­semble der Sing- und Musikschul­e.

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Foto: Julian Leitenstor­fer Dr. Benedikt Franke referierte beim Frühjahrse­mpfang der Landsberge­r CSU im Festsaal des Rathauses über das Thema „Migra tionsursac­hen und deren Bekämpfung“.

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