So süchtig machen Facebook und Co.
Internet Eine deutsche Studie zeigt, wie viel Zeit wir in den sozialen Netzwerken verbringen
Landkreis Schlechte Nachricht: Deine Eltern hatten wieder mal recht. Facebook, Instagram und Whatsapp können dich abhängig machen. Das zumindest behauptet eine aktuelle Studie der Krankenkasse DAK und des Deutschen Zentrums für Suchtfragen.
In den USA wird schon seit einiger Zeit heftig über die Gefahren der sozialen Netzwerke diskutiert. Als einer der schärfsten Kritiker profiliert sich ausgerechnet Geschäftsmann Roger McNamee. Er galt bis 2012 als Mentor des jungen Mark Zuckerberg und investierte eine Menge Geld in Facebook. Jetzt aber fordert er, dass soziale Medien genauso reguliert gehören wie Tabak und Alkohol, da von ihnen durchaus Suchtpotenzial ausgehe – gerade für junge Menschen.
Nun könnte man dem 61-jährigen McNamee vorhalten, er stehe der neuen Technologie schlicht nicht aufgeschlossen gegenüber. Aber die Studie aus Deutschland scheint McNamees Befürchtungen jetzt zu bestätigen.
Marktforscher haben 1001 Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren befragt, wie häufig sie soziale Netzwerke besuchen und welche Erfahrungen sie damit gemacht haben. Die meisten (85 Prozent) gaben an, jeden Tag online zu sein und je älter sie sind, umso aktiver sind sie auch. Dabei verbringt fast jedes dritte Mädchen mehr als vier Stunden am Tag auf Facebook, Instagram oder Snapchat. Bei den Jungs ist es dagegen nur jeder Fünfte. Immerhin 17 Prozent der befragten Jugendlichen geben zu, sie hätten mit den meisten Freunden nur noch über das Internet Kontakt. Auch das gilt besonders für Mädchen.
Die Folgen für die Jugendlichen: Sie streiten sich mit ihren Eltern über die Dauernutzung von Laptop und Handy, schlafen zu wenig und sind unzufrieden, wenn sie keinen Zugang zu den Netzwerken haben. Jeder Dritte nutzt Facebook und Co., um sich von unangenehmen Dingen abzulenken, und immerhin jeder Zehnte kann häufig an nichts anderes denken, als an den Moment, an dem er wieder ins Netz abtauchen wird. Insgesamt zeigen 2,6 Prozent der Jugendlichen einen problematischen Gebrauch sozialer Medien, schätzt die Studie.
Jetzt all seine Accounts zu löschen und die Netzwerke zu meiden, wäre aber übertrieben, denn Snapchat, Instagram und Whatsapp haben auch ihr Gutes: „Viele Jugendliche profitieren in ihrer Identitätsentwicklung davon, in kürzester Zeit verschiedene Selbstdarstellungen auszuprobieren und darauf entsprechende Rückmeldung von der Internetgemeinschaft zu erhalten“, sagt Rainer Thomasius, Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie und ärztlicher Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindesund Jugendalters (DZSKJ). Er meint damit, Jugendliche könnten dank Plattformen wie Instagram Begegnungen mit anderen Menschen ausprobieren, genauso wie sie es täglich in der Schule erleben. Am Ende komme es, wie so oft, auf einen verantwortungsvollen Umgang an.
Es sei wichtig, sich Zeiträume zu schaffen, in denen man Handy und Laptop zur Seite legt. Am Besten eine Stunde vor dem Schlafen, denn das Licht der Bildschirme hält den Körper wach und sorgt für Schlafprobleme. Und am nächsten Morgen als Erstes zum Handy zu greifen, sollte man sich auch sparen.
Ein verantwortungsvoller Umgang ist wichtig