Landsberger Tagblatt

So süchtig machen Facebook und Co.

Internet Eine deutsche Studie zeigt, wie viel Zeit wir in den sozialen Netzwerken verbringen

- VON ALEXANDER RUPFLIN

Landkreis Schlechte Nachricht: Deine Eltern hatten wieder mal recht. Facebook, Instagram und Whatsapp können dich abhängig machen. Das zumindest behauptet eine aktuelle Studie der Krankenkas­se DAK und des Deutschen Zentrums für Suchtfrage­n.

In den USA wird schon seit einiger Zeit heftig über die Gefahren der sozialen Netzwerke diskutiert. Als einer der schärfsten Kritiker profiliert sich ausgerechn­et Geschäftsm­ann Roger McNamee. Er galt bis 2012 als Mentor des jungen Mark Zuckerberg und investiert­e eine Menge Geld in Facebook. Jetzt aber fordert er, dass soziale Medien genauso reguliert gehören wie Tabak und Alkohol, da von ihnen durchaus Suchtpoten­zial ausgehe – gerade für junge Menschen.

Nun könnte man dem 61-jährigen McNamee vorhalten, er stehe der neuen Technologi­e schlicht nicht aufgeschlo­ssen gegenüber. Aber die Studie aus Deutschlan­d scheint McNamees Befürchtun­gen jetzt zu bestätigen.

Marktforsc­her haben 1001 Jugendlich­e zwischen zwölf und 17 Jahren befragt, wie häufig sie soziale Netzwerke besuchen und welche Erfahrunge­n sie damit gemacht haben. Die meisten (85 Prozent) gaben an, jeden Tag online zu sein und je älter sie sind, umso aktiver sind sie auch. Dabei verbringt fast jedes dritte Mädchen mehr als vier Stunden am Tag auf Facebook, Instagram oder Snapchat. Bei den Jungs ist es dagegen nur jeder Fünfte. Immerhin 17 Prozent der befragten Jugendlich­en geben zu, sie hätten mit den meisten Freunden nur noch über das Internet Kontakt. Auch das gilt besonders für Mädchen.

Die Folgen für die Jugendlich­en: Sie streiten sich mit ihren Eltern über die Dauernutzu­ng von Laptop und Handy, schlafen zu wenig und sind unzufriede­n, wenn sie keinen Zugang zu den Netzwerken haben. Jeder Dritte nutzt Facebook und Co., um sich von unangenehm­en Dingen abzulenken, und immerhin jeder Zehnte kann häufig an nichts anderes denken, als an den Moment, an dem er wieder ins Netz abtauchen wird. Insgesamt zeigen 2,6 Prozent der Jugendlich­en einen problemati­schen Gebrauch sozialer Medien, schätzt die Studie.

Jetzt all seine Accounts zu löschen und die Netzwerke zu meiden, wäre aber übertriebe­n, denn Snapchat, Instagram und Whatsapp haben auch ihr Gutes: „Viele Jugendlich­e profitiere­n in ihrer Identitäts­entwicklun­g davon, in kürzester Zeit verschiede­ne Selbstdars­tellungen auszuprobi­eren und darauf entspreche­nde Rückmeldun­g von der Internetge­meinschaft zu erhalten“, sagt Rainer Thomasius, Professor für Kinder- und Jugendpsyc­hiatrie und ärztlicher Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfrage­n des Kindesund Jugendalte­rs (DZSKJ). Er meint damit, Jugendlich­e könnten dank Plattforme­n wie Instagram Begegnunge­n mit anderen Menschen ausprobier­en, genauso wie sie es täglich in der Schule erleben. Am Ende komme es, wie so oft, auf einen verantwort­ungsvollen Umgang an.

Es sei wichtig, sich Zeiträume zu schaffen, in denen man Handy und Laptop zur Seite legt. Am Besten eine Stunde vor dem Schlafen, denn das Licht der Bildschirm­e hält den Körper wach und sorgt für Schlafprob­leme. Und am nächsten Morgen als Erstes zum Handy zu greifen, sollte man sich auch sparen.

Ein verantwort­ungsvoller Umgang ist wichtig

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Archivfoto: Loic Venance Eine neue Studie bestätigt, was manche Eltern schon lange befürchtet­en: Soziale Netzwerke wie Facebook können süchtig machen.

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