Raffiniertes Spiel mit den Wertigkeiten
Ausstellung Der Maler und Fotograf Axel Wagner bringt seine Naturverbundenheit mit leuchtenden Farben zum Ausdruck
Landsberg Wer die aktuelle Ausstellung des Greifenberger Künstlers Axel Wagner in der Säulenhalle besucht, dem leuchten aus der einen Raumhälfte mit energischem Pinselstrich und kräftigem Farbauftrag in Szene gesetzte „Blütenträume“einladend entgegen. Eher geheimnisvoll lockt von der anderen Seite des Raumes die Fotoserie „Leinwände in Landschaften“.
Während der Neuankömmling noch überlegt, welchem Teil der Ausstellung er sich zuerst widmen soll, fällt sein Blick auf ein gegenüber der Eingangstüre gleich zweimal angebrachtes Plakat mit dem Hinweis auf einen Katalog. Wer sich allerdings dieser „Orientierungshilfe“zuwendet, sitzt einer raffiniert eingefädelten Täuschung auf. Die sorgsam eingeschweißten und in einem Schaukasten aufgestapelten kleinen Druckwerke erweisen sich als ein nach allen publizistischen Regeln wertig gestaltetes – Nichts: sig- niert, nummeriert und seitenweise bedruckt mit nicht mehr als nur der Internetadresse, auf der die Homepage des Künstlers zu finden ist. Offenkundig wird bei näherem Hinsehen dann auch ein Lesefehler: „Zur Ausstellung“ist nicht ein, sondern vielmehr „kein Katalog erschienen“, steht auf den Plakaten. Ohne sich für Blüten oder Landschaften entschieden zu haben, stellt der Besucher fest, dennoch längst inmitten der Kunstschau angekommen zu sein: und dies nicht als außenstehender Betrachter.
Nachlesbare, vermeintlich gesicherte Information und eine Ausstellung, die man zwischen zwei Buchdeckel gepackt nach Hause tragen kann – Fehlanzeige! Mit einem ironischen Augenzwinkern verweist Axel Wagner die Besucher zurück zur unmittelbaren Kunstbetrachtung und fordert indirekt dazu auf, die Welt aus eigener, lebendiger Anschauung wahrzunehmen. Wo sonst, scheint er zu fragen, als in den Werken könnte Kunst erfahrbar sein? Diesen Gedanken der vertieften Anschauung greift er in seinem fotografischen Zyklus „Leinwände in Landschaften“in gleich zweifacher Hinsicht auf. Sein eigenes Naturerleben, erzählt Axel Wagner, sollte zweckfrei und nicht von dem Interesse geleitet sein, wie er es künstlerisch „verwerten“könne. Die in den Wald geschleppten Malutensilien, Pinsel, Farben, Staffelei und Leinwände, ließ er deshalb bald wieder zu Hause stehen. Er wollte sich frei durch die Natur bewegen können und den Blick nicht nur starr auf eine ausgesuchte Stelle richten müssen. Die Einladung, sich einzusehen in die Vielfalt der Naturerscheinungen, ihnen auf möglichen, aber nicht zwingend vorgeschriebenen „Sehpfaden“zu folgen, ergeht an den Betrachter der Fotografien deshalb auch auf unaufdringliche Weise. Wie Vorschläge, den Blick einmal hier- und kaum später vielleicht auch noch dorthin zu wenden, erscheinen Wagners zwischen die Bäume verteilte weiße Leinwände. Leitpunkte, die nicht mehr wollen, als nur den Betrachter aufmerksam machen. Als Projektionsflächen und bewusst gesetzte „Leerstellen“nehmen sie sich in ihrer eigenen Aussage zurück. Beabsichtigt unbearbeitet genügen sie sich als bloße Andeutungen möglicher Kunst, die auf ihnen entstehen könnte.
Unvergleichlich offensiver entfaltet sich dagegen in den gezeigten Blütengemälden aus der Werkreihe „Botanika“ein kreativer Farbrausch – einmal zart, das andere Mal euphorisch gefeiertes Frühlingsfest.
Termine Die Ausstellung ist noch bis 18. März, am Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag, jeweils von 16 bis 20 Uhr geöffnet.