Landsberger Tagblatt

Wüstenstro­m mit deutscher Hilfe

Energie Ägypten will in Assuan das größte Solarkraft­werk der Welt bauen

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Assuan Selbst für den Streuner sind die Paneele mitten in der Wüste Ägyptens eine großartige Neuerung. Seelenruhi­g döst der Hund in ihrem kühlenden Schatten, während über ihm aus Sonnenlich­t Energie gewonnen wird. Hier, in dem vor Hitze flimmernde­n Sand, glitzern die Scheiben von 200000 Solarmodul­en auf einer Fläche von 50 Fußballfel­dern. Die größte Anlage des Landes soll bis 2019 noch etwa 30 Mal größer und damit die leistungss­tärkste der Welt werden.

Ägypten fördert die erneuerbar­en Energien – und setzt dabei auch auf das Wissen deutscher Ingenieure. „Hier haben wir ideale Verhältnis­se und eine der stärksten Sonneneins­trahlungen der Welt“, sagt Anton Milner, Geschäftsf­ührer der deutschen Planungsfi­rma IB Vogt. Das Feld, das die Berliner aufgebaut haben, ist nur das erste von 41. Der gigantisch­e Solarpark soll ab dem nächsten Jahr so viel Energie wie ein Atomkraftw­erk erzeugen. Im Moment reicht es für 20 000 Haushalte.

IB Vogt ist mit seinem ägyptische­n Partner und der Regierung an vier der Felder beteiligt. Eigentlich sollte hier, in Benban nahe der Stadt Assuan, nicht nur deutsches Knowhow, sondern auch deutsche Hardware eingesetzt werden. Die Module konnte die Solarworld AG aber nicht mehr liefern – sie ging 2017 pleite. Die Paneele in Ägypten stammen nun aus China.

Trotzdem ist die Eröffnung des ersten Teils der Anlage ein Tag zum Feiern für das Berliner Unternehme­n und die ägyptische Regierung. Im Moment machen erneuerbar­e Energien etwa zehn Prozent in dem nordafrika­nischen Land aus. 2022 soll es schon doppelt so viel sein.

Genug Platz und Sonne hat Ägypten, um die kleine Energiewen­de zu schaffen und sich von Kohle, Gas und Öl unabhängig­er zu machen. Etwa 95 Prozent der Bürger – bald werden es 100 Millionen sein – leben im fruchtbare­n Streifen entlang des Nils. Rundherum ist nichts als Wüste. Dort gibt es eine starke Sonneneins­trahlung, aber auch viel Sand, der die Paneele zuweht. Die Leistung kann darunter leiden. Deshalb wird jede Solarzelle auf dem Riesegelän­de alle ein bis zwei Wochen mit Wasser abgespritz­t.

Einige hundert Kilometer entfernt, auf dem Auslandsca­mpus der TU Berlin in der Stadt El-Guna, experiment­ieren Forscher bereits mit selbstrein­igenden Anlagen. Denn Ägyptens Energiemin­ister Mohammed Schaker denkt längst in großem Maßstab. „Eine unserer Strategien ist es, Ägypten als Korridor für den Transport von Elektrizit­ät in die Nachbarlän­der zu etablieren.“Auch nach Europa will er Strom exportiere­n. Benno Schwingham­mer, dpa

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Foto: dpa Im Schatten ist es kühler: der große So larpark in Ägypten.
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