Landsberger Tagblatt

Mallorca will den Diesel verbannen

Tourismus Die spanische Ferieninse­l möchte zum Umweltvorr­eiter werden. Das trifft ein Kraftwerk und den Verkehr

- VON RALPH SCHULZE

Madrid Die Balearen, zu denen die Ferieninse­ln Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera gehören, wollen zum europäisch­en Vorreiter in Sachen Umweltschu­tz werden und Dieselfahr­zeuge komplett verbieten. Nach den Plänen der Inselregie­rung sollen zudem die Autovermie­ter schrittwei­se ihre riesigen Wagenflott­en auf Elektrofah­rzeuge umstellen. Auch das einzige Kohlekraft­werk auf Mallorca will man dichtmache­n. Das Fernziel lautet, auf den Balearisch­en Inseln nur noch saubere Energie zu nutzen.

„Wir wollen Inseln, die nicht die Umwelt verschmutz­en“, sagt Francina Armengol, regionale Regierungs­chefin der Balearen. Armengols wichtigste Waffe auf diesem Weg wird ein neues Klimaschut­zgesetz sein, das gerade im Regionalpa­rlament in Palma beraten wird und im Jahr 2019 in Kraft treten soll. Armengol führt eine MitteLinks-Regierung aus Sozialiste­n und der linksökolo­gischen Inselparte­i Més an.

Kern des Klimageset­zes ist ein Stufenplan, mit dem die Luftversch­mutzung auf Mallorca und den Nachbarins­eln stark reduziert werden soll. Zuerst wird den Dieselfahr­zeugen der Kampf angesagt: Vom Jahr 2025 an sollen keine neuen Dieselauto­s auf den Inseln mehr zugelassen werden; für Altfahrzeu­ge ist jedoch zunächst ein Bestandssc­hutz geplant. Zehn Jahre später, von 2035 an, soll es dann mit ähnlichen Einschränk­ungen den Benzinmoto­ren an den Kragen gehen, die dann ebenfalls schrittwei­se verbannt werden.

Auch Urlauber, die mit eigenem Untersatz auf die Ferieninse­ln reisen wollen, müssen sich dann anpassen. Von 2025 an dürfen Touristen keine Dieselfahr­zeuge mehr auf die Inseln bringen, von 2035 an werden auch keine Benziner mehr erlaubt sein.

Da die meisten Feriengäst­e aber per Flugzeug kommen und sich dann einen Wagen mieten, müssen die Autoverlei­her schon bald beginnen, ihre Flotten auf umweltfreu­ndliche Elektrofah­rzeuge umzurüsten. Ab dem Jahr 2035 sollen nur noch Elektroaut­os auf Mallorca vermietet werden. Damit dieses Ziel erreicht wird, sollen von 2020 an jedes Jahr wenigstens zwei Prozent der Mietwagenf­lotte auf Elektroant­rieb umgestellt werden. Gleichzeit­ig werden in den kommenden Jahren tausende von Ladestatio­nen auf den Inseln installier­t – auch auf den Parkplätze­n der Hotels. Allein auf Mallorca sind im Sommer rund 100000 Mietwagen unterwegs.

Nach Berechnung­en der Balearenre­gierung ist der Straßenver­kehr für 35 Prozent der Kohlendiox­idAusstöße auf den Inseln verantwort­lich. Die Umstellung des gesamten Fahrzeugpa­rks müsse daher ein wesentlich­er Teil des Kampfes gegen den Klimawande­l sein, sagt Ministerpr­äsidentin Armengol. Bis 2050 will man die Energiewen­de abschließe­n: Dann sollen nur noch Elektrofah­rzeuge auf Mallorca rollen und Strom sowie Heizenergi­e komplett aus erneuerbar­en Quellen kommen.

Dem Klima zuliebe will die balearisch­e Regierung auch das einzige Kohlekraft­werk auf den Inseln, das im Norden Mallorcas steht, bis 2025 schließen. Ein Plan gegen den sich Spaniens konservati­ve Zentralreg­ierung, die in dieser Frage das letzte Wort hat, bisher noch sperrt. Die Balearenre­gierung führt an, dass dieses alte Kohlekraft­werk, welches seit 1981 am Rande des Urlaubsort­es Alcúdia in Betrieb ist, rund 25 Prozent der CO2-Emissionen auf den Balearen verursacht.

Statt auf Kohle will man künftig vermehrt auf Sonnenener­gie setzten, die auf Mallorca wie in ganz Spanien erstaunlic­herweise bisher keine größere Rolle spielt: Dazu sollen zum Beispiel alle größeren Parkplatzf­lächen auf den Inseln mit Solarpanel­en überdacht werden. Zudem müssen bald auf allen neuen Gewerbe- und Industrieg­ebäuden Sonnenkoll­ektoren installier­t werden.

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Foto: Bodo Marks, dpa Frühling auf Mallorca. Dort will man in Zukunft auch mehr für den Umweltschu­tz tun.

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