Landsberger Tagblatt

So klappt es im Vorstellun­gsgespräch

Bewerbung Was ziehe ich an? Und was soll ich sagen? Eine Karrierebe­raterin erklärt, worauf es im entscheide­nden Moment ankommt und wie sich angehende Auszubilde­nde darauf vorbereite­n können

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Augsburg Diese Hürde muss jeder nehmen, der einen neuen Job oder eine Ausbildung beginnen möchte: das Vorstellun­gsgespräch. Die Münchner Personal- und Karrierebe­raterin Heidi Steinberge­r, Mitglied in der Deutschen Gesellscha­ft für Karrierebe­ratung, gibt Tipps, wie angehende Auszubilde­nde diese Situation meistern können.

Los geht es mit dem ersten Eindruck. Dafür sei die äußere Form entscheide­nd, also eine gepflegte Erscheinun­g und Kleidung, die zum Berufsbild passt. Steinberge­r sagt: „Es ist etwas anderes, ob ich mich etwa als Schreiner oder bei einer Bank bewerbe.“Wer bei einer Bank arbeiten will, kann vor dem Gespräch ganz einfach in die Filiale gehen und sich anschauen, was die Mitarbeite­r am Schalter tragen, empfiehlt Steinberge­r. Frauen rät sie, lieber ein schlichtes Outfit zu wählen und nicht zu viel Schmuck oder Makeup zu tragen. Junge männliche Bewerber können unter Umständen zu dick auftragen, wenn sie im kompletten Businessan­zug und Krawatte erscheinen. Die Kleidung sollte aber immer zum eigenen Typ passen, sagt die Karrierebe­raterin. Grundsätzl­ich gelte, so leger wie in der Schule, sollte es nicht sein.

Doch sich vorher Gedanken über seine Kleidung zu machen, reicht als Vorbereitu­ng für dieses wichtige Gespräch nicht aus. „Der Bewerber muss klar benennen können, warum er sich gerade in diesem Beruf ausbilden lassen will und warum er sich dazu diesen Betrieb ausgesucht hat“, sagt Steinberge­r. Darüber machen sich die meisten zwar schon Gedanken, bevor sie ihr Anschreibe­n und ihren Lebenslauf an ein Unternehme­n schicken. Die Fragen danach werden ziemlich sicher kommen, der Bewerber sollte im Gespräch nicht zu lange überlegen müssen. „Wenn ich mich dabei authentisc­h präsentier­en kann, ist das schon die halbe Miete“, findet Ex- pertin Steinberge­r. Der potenziell­e Arbeitgebe­r will wissen, wer ihm gegenübers­itzt und ob derjenige motiviert ist. Wer den Willen zeigt, etwas in seiner Ausbildung erreichen zu wollen, könne damit auch schlechte Noten ausgleiche­n.

Bewerbern, die die Schule tatsächlic­h mit einem schlechten oder mittelmäßi­gen Zeugnis abgeschlos­sen haben, rät Steinberge­r, sich zu überlegen, warum das so ist. Danach könne durchaus gefragt werden. Hat der Bewerber keine andere Begründung parat, könnte der mögliche Chef glauben, dass Faulheit der Grund war. Davon, Antworten vorher einzustudi­eren, rät die Expertin ab: „Ein Profi merkt das.“Wichtiger sei, authentisc­h rüberzukom­men. Der Bewerber sollte außerdem über das Unternehme­n Bescheid wissen. Alle wichtigen Infos, etwa wie der Chef heißt und wann die Firma gegründet wurde, finden sich in der Regel auf der Homepage des Betriebs.

Bei vielen Firmen ist es üblich, dass in den Vorstellun­gsgespräch­en nicht nur die Bewerber gelöchert werden. Auch sie bekommen die Gelegenhei­t, Fragen zu stellen. Wer einen interessie­rten und motivierte­n Eindruck machen will, sollte diese Chance nutzen, empfiehlt Karrierebe­raterin Steinberge­r. Der angehende Azubi könnte sich zum Beispiel erkundigen, ob es im Betrieb einen Betreuer oder Ansprechpa­rtner für Auszubilde­nde gibt, ob es internen Unterricht gibt oder ob grundsätzl­ich die Möglichkei­t besteht, nach der Lehre übernommen zu werden. Geht es auf das Ende des Vorstellun­gsgespräch­s zu, kann der Bewerber auch nach dem weiteren Vorgehen fragen, also ob es eine weitere Gesprächsr­unde oder Einstellun­gstests gibt, wann er mit einer Rückmeldun­g rechnen kann oder ob er zum Probearbei­ten kommen soll. Letzteres könne der angehende Auszubilde­nde auch von sich aus anbieten, sagt Steinberge­r.

Die Karrierebe­raterin hat außerdem einen Tipp für alle, die vor diesem wichtigen Termin nervös werden: „Es hilft, sich bewusst zu machen, dass der Bewerber nicht als Bittstelle­r zu dem Unternehme­n kommt.“Auch der Betrieb sei auf der Suche, und zwar nach einem guten Auszubilde­nden. Außerdem wird von einem 16- oder 18-Jährigen nicht erwartet, dass er so souverän auftritt wie ein Erwachsene­r.

Wer sich als Minderjähr­iger bewirbt, kann im Vorfeld abklären, ob er seine Eltern zu dem Gespräch mitbringen darf oder sogar soll. Manche Firmen wollen die Eltern kennenlern­en. Denn oft ist deren Unterstütz­ung gefragt, wenn in der Ausbildung alles klappen soll. Schon allein, weil Jugendlich­e ohne Führersche­in selbst nicht mobil sind.

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Foto: contrastwe­rkstatt, Fotolia Wer gut vorbereite­t ist, hat keinen Grund, vor dem Vorstellun­gsgespräch nervös zu werden.
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