Über 30 Cent Unterschied beim Spritpreis
Mobilität Das Bundeskartellamt hat Tankstellenpreise verglichen. Diese schwanken nicht nur im Laufe des Tages, sondern auch zwischen Stadt und Land beträchtlich. Der ADAC gibt Tipps für Verbraucher
Augsburg/Bonn Die Spritpreise unterliegen hohen Preisschwankungen – in der Spitze über 30 Cent im Schnitt pro Liter im Laufe eines Tages. Das fand die Markttransparenzstelle des Bundeskartellamts in ihrem am Freitag in Bonn veröffentlichten Jahresbericht heraus. Bei der Untersuchung nahm die Bundesbehörde Preise von 14 750 Tankstellen aus acht deutschen Städten und acht Landkreisen unter die Lupe.
Welche Ergebnisse hat das Bundeskartellamt herausgefunden?
Wie aus dem Jahresbericht hervorgeht, waren an verschiedenen Tankstellen innerhalb einer Stadt im Tagesverlauf Preisunterschiede von mehr als 30 Cent je Liter zwischen dem höchsten und niedrigsten Kraftstoffpreis zu beobachten. Auch in ländlichen Gebieten stellte das Umweltbundesamt Unterschiede von 15 und 25 Cent fest. Selbst an ein und derselben Tankstelle seien zwischen dem höchsten und niedrigsten Kraftstoffpreis im Laufe des Tages Unterschiede von um die zehn Cent zu beobachten, heißt es. Dabei sind die Diskrepanzen bei städtischen Tankstellen höher als in den ländlichen Regionen.
Wie häufig kommt es an Tankstellen zu Preisveränderungen?
Das Bundeskartellamt fand heraus, dass sich die Kraftstoffpreise innerhalb eines Tages im Schnitt immer häufiger verändern. Im Laufe eines Tages zeigten Tankstellen besonders in Städten bis zu drei Preiserhöhungen. Preissenkungen registrierte die Bundesbehörde zwischen sechs und zehnmal am Tag.
Für welche Kraftstoffarten gilt die Untersuchung?
Die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe untersuchte die Kraftstoffarten Super E5, E10 und Diesel. ADAC–Sprecherin Melanie Mikulla nennt eine Möglichkeit, Geld zu sparen: Einfach E10 statt Super E5 tanken. Der Kraftstoff E10 sei zwar nicht gut angekommen, obwohl 90 Prozent der Autos, die mit SuperBenzin betankt werden können, auch E10 vertragen. Der Kraftstoff ist aber im Schnitt zwei Cent günstiger und durch den höheren Bioethanolanteil umweltfreundlicher, sagt die Sprecherin.
Wie können Verbraucher angesichts der Schwankungen sparen?
Mikulla rät, die Tagespreise zu vergleichen. „Dadurch kann man Geld sparen“. Allerdings schwanken die Preise von Tankstelle zu Tankstelle. Ebenso unterscheiden sich die Preise selbst an Tankstellen derselben Marke, fand der ADAC in einer eigenen Untersuchung heraus. Bei Shell kostet ein Liter Benzin nachts im Schnitt 14 Cent mehr als zum günstigsten Zeitpunkt am frühen Abend. Bei Aral liegt die Differenz bei 13,8 Cent. Die Anbieter Aral und Total befinden sich im ähnlich hohen Preissegment. Beim Tankstellenbetreiber Jet weichen die Preise hingegen nur um 6,6 Cent ab. Mikulla empfiehlt, die Preise der Tankstellen über eine App zu vergleichen. Leute in ländlichen Gebieten, wo die Dichte an Tankstellen geringer ist, sollten das Tanken mit einem Besuch in der Stadt verbinden, so Mikulla.
Wann ist es am sinnvollsten zu tanken?
Am späten Abend ist es am günstigsten zu tanken, so das Ergebnis des Jahresberichts der Bundesstelle. Wie daraus weiter hervorgeht, lag das Zeitfenster meist zwischen 20 Uhr und 22 Uhr. Der ADAC kommt zum ähnlichen Schluss: Zwischen 18 und 22 Uhr lohne es sich am ehesten zu tanken, sagt ADAC-Sprecherin Mikulla. Wie sie sagt, ließe sich feststellen, dass es nach 22 Uhr am teuersten sei zu tanken. Im Tagesverlauf beginne die erste Preisspitze nach 12 Uhr. Das zweite Mal steige der Preis um 17 Uhr um rund 1,5 Cent nach oben.
Warum sind die Preisunterschiede so deutlich?
Ein Sprecher des Bundeskartellamts sagt, dass die Preisunterschiede mit dem harten Wettbewerb der Mineralölkonzerne zusammenhängen. Verbandssprecherin Mikulla sieht den Verbraucher als Grund für die hohen Preisunterschiede. „Der Kunde macht den Preis.“Dadurch gebe es bei Tankstellen hohen Preiskämpfe. Preisschwankungen habe es nach Meinung von ADAC-Sprecherin Mikulla aber schon immer gegeben. Früher seien sie sogar noch extremer gewesen als heute. Tankstellen müssen innerhalb von fünf Minuten Preise an die Transparenzstelle melden. Mit den Daten will das Bundeskartellamt nicht nur Autofahrern helfen, sondern auch den Wettbewerbsdruck in der Branche weiter hoch halten.
Gibt es Preissprünge in der anstehenden Ferienzeit?
Die Zeiten, in denen Spritpreise vor den Ferien sprunghaft ansteigen, sind vorbei. „Heute liegen die Schwankungen eher im Tagesverlauf“, sagt Mikulla. Autofahrer, die in den Urlaub aufbrechen wollen, sollten sich darauf einstellen, dass Tankstellen an der Autobahn im Durchschnitt 15 Cent pro Liter teurer sind, so das Ergebnis des Jahresberichts. Mikulla rät, am Abend vorher zu tanken und nicht erst am Tag der Abreise. Allerdings gibt es an Ostern und Pfingsten keine auffällig erhöhten Kraftstoffpreise, berichtet das Kartellamt.