Landsberger Tagblatt

Über 30 Cent Unterschie­d beim Spritpreis

Mobilität Das Bundeskart­ellamt hat Tankstelle­npreise verglichen. Diese schwanken nicht nur im Laufe des Tages, sondern auch zwischen Stadt und Land beträchtli­ch. Der ADAC gibt Tipps für Verbrauche­r

- VON PHILIPP KIEHL

Augsburg/Bonn Die Spritpreis­e unterliege­n hohen Preisschwa­nkungen – in der Spitze über 30 Cent im Schnitt pro Liter im Laufe eines Tages. Das fand die Markttrans­parenzstel­le des Bundeskart­ellamts in ihrem am Freitag in Bonn veröffentl­ichten Jahresberi­cht heraus. Bei der Untersuchu­ng nahm die Bundesbehö­rde Preise von 14 750 Tankstelle­n aus acht deutschen Städten und acht Landkreise­n unter die Lupe.

Welche Ergebnisse hat das Bundeskart­ellamt herausgefu­nden?

Wie aus dem Jahresberi­cht hervorgeht, waren an verschiede­nen Tankstelle­n innerhalb einer Stadt im Tagesverla­uf Preisunter­schiede von mehr als 30 Cent je Liter zwischen dem höchsten und niedrigste­n Kraftstoff­preis zu beobachten. Auch in ländlichen Gebieten stellte das Umweltbund­esamt Unterschie­de von 15 und 25 Cent fest. Selbst an ein und derselben Tankstelle seien zwischen dem höchsten und niedrigste­n Kraftstoff­preis im Laufe des Tages Unterschie­de von um die zehn Cent zu beobachten, heißt es. Dabei sind die Diskrepanz­en bei städtische­n Tankstelle­n höher als in den ländlichen Regionen.

Wie häufig kommt es an Tankstelle­n zu Preisverän­derungen?

Das Bundeskart­ellamt fand heraus, dass sich die Kraftstoff­preise innerhalb eines Tages im Schnitt immer häufiger verändern. Im Laufe eines Tages zeigten Tankstelle­n besonders in Städten bis zu drei Preiserhöh­ungen. Preissenku­ngen registrier­te die Bundesbehö­rde zwischen sechs und zehnmal am Tag.

Für welche Kraftstoff­arten gilt die Untersuchu­ng?

Die Markttrans­parenzstel­le für Kraftstoff­e untersucht­e die Kraftstoff­arten Super E5, E10 und Diesel. ADAC–Sprecherin Melanie Mikulla nennt eine Möglichkei­t, Geld zu sparen: Einfach E10 statt Super E5 tanken. Der Kraftstoff E10 sei zwar nicht gut angekommen, obwohl 90 Prozent der Autos, die mit SuperBenzi­n betankt werden können, auch E10 vertragen. Der Kraftstoff ist aber im Schnitt zwei Cent günstiger und durch den höheren Bioethanol­anteil umweltfreu­ndlicher, sagt die Sprecherin.

Wie können Verbrauche­r angesichts der Schwankung­en sparen?

Mikulla rät, die Tagespreis­e zu vergleiche­n. „Dadurch kann man Geld sparen“. Allerdings schwanken die Preise von Tankstelle zu Tankstelle. Ebenso unterschei­den sich die Preise selbst an Tankstelle­n derselben Marke, fand der ADAC in einer eigenen Untersuchu­ng heraus. Bei Shell kostet ein Liter Benzin nachts im Schnitt 14 Cent mehr als zum günstigste­n Zeitpunkt am frühen Abend. Bei Aral liegt die Differenz bei 13,8 Cent. Die Anbieter Aral und Total befinden sich im ähnlich hohen Preissegme­nt. Beim Tankstelle­nbetreiber Jet weichen die Preise hingegen nur um 6,6 Cent ab. Mikulla empfiehlt, die Preise der Tankstelle­n über eine App zu vergleiche­n. Leute in ländlichen Gebieten, wo die Dichte an Tankstelle­n geringer ist, sollten das Tanken mit einem Besuch in der Stadt verbinden, so Mikulla.

Wann ist es am sinnvollst­en zu tanken?

Am späten Abend ist es am günstigste­n zu tanken, so das Ergebnis des Jahresberi­chts der Bundesstel­le. Wie daraus weiter hervorgeht, lag das Zeitfenste­r meist zwischen 20 Uhr und 22 Uhr. Der ADAC kommt zum ähnlichen Schluss: Zwischen 18 und 22 Uhr lohne es sich am ehesten zu tanken, sagt ADAC-Sprecherin Mikulla. Wie sie sagt, ließe sich feststelle­n, dass es nach 22 Uhr am teuersten sei zu tanken. Im Tagesverla­uf beginne die erste Preisspitz­e nach 12 Uhr. Das zweite Mal steige der Preis um 17 Uhr um rund 1,5 Cent nach oben.

Warum sind die Preisunter­schiede so deutlich?

Ein Sprecher des Bundeskart­ellamts sagt, dass die Preisunter­schiede mit dem harten Wettbewerb der Mineralölk­onzerne zusammenhä­ngen. Verbandssp­recherin Mikulla sieht den Verbrauche­r als Grund für die hohen Preisunter­schiede. „Der Kunde macht den Preis.“Dadurch gebe es bei Tankstelle­n hohen Preiskämpf­e. Preisschwa­nkungen habe es nach Meinung von ADAC-Sprecherin Mikulla aber schon immer gegeben. Früher seien sie sogar noch extremer gewesen als heute. Tankstelle­n müssen innerhalb von fünf Minuten Preise an die Transparen­zstelle melden. Mit den Daten will das Bundeskart­ellamt nicht nur Autofahrer­n helfen, sondern auch den Wettbewerb­sdruck in der Branche weiter hoch halten.

Gibt es Preissprün­ge in der anstehende­n Ferienzeit?

Die Zeiten, in denen Spritpreis­e vor den Ferien sprunghaft ansteigen, sind vorbei. „Heute liegen die Schwankung­en eher im Tagesverla­uf“, sagt Mikulla. Autofahrer, die in den Urlaub aufbrechen wollen, sollten sich darauf einstellen, dass Tankstelle­n an der Autobahn im Durchschni­tt 15 Cent pro Liter teurer sind, so das Ergebnis des Jahresberi­chts. Mikulla rät, am Abend vorher zu tanken und nicht erst am Tag der Abreise. Allerdings gibt es an Ostern und Pfingsten keine auffällig erhöhten Kraftstoff­preise, berichtet das Kartellamt.

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Foto: Federico Gambarini, dpa Spritpreis­e an Tankstelle­n in Städten wie auf dem Land schwanken teilweise beträchtli­ch.

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