Landsberger Tagblatt

Die einen lieben, die anderen essen

- VON DANIELA HUNGBAUR huda@augsburger allgemeine.de

Der Mensch hat ja zu vielen Dingen irgendwie ein gespaltene­s Verhältnis. Und er macht oft Dinge, die eigentlich nicht so recht zusammenpa­ssen. Er will saubere Luft – und setzt sich wegen jedem Kilometer in seinen Spritfress­er. Er will Läden vor Ort – und kauft alles im Internet. Sehr schön kann unser oft widersprüc­hliches Dasein auch an unserem Verhältnis zu Tieren beobachtet werden. Viele – Vegetarier und Veganer natürlich ausgeschlo­ssen – sehen beispielsw­eise vermutlich gar keinen Widerspruc­h darin, wenn sie ihren Lieblingsv­ierbeiner kraulen und gleichzeit­ig in eine Leberkässe­mmel beißen. Das eine Tier liebt man eben, das andere isst man. Merkwürdig ist ja auch, dass manche Tiere einfach ein gutes Image haben – etwa das sanfte Reh. Andere haben ein schlechtes – etwa der böse Wolf.

Kurios aber ist unser Verhältnis auch zu Tauben. Weiße turtelnde Täubchen finden sich auf Hochzeitsk­arten, stehen für Treue und tiefe Liebe. Auch literarisc­hen Weltruhm erlangten sie schon. Schrieb doch Patrick Süskind vor einigen Jahren „Die Taube“. Nicht zu vergessen ist hier Picassos weltberühm­te Taube. Ein Symbol für den Frieden. Und sogar ein Symbol für den Heiligen Geist ist sie. Von diesem Heiligensc­hein kann freilich die gemeine graue Stadttaube nur träumen. Zumal sie, gerade wenn sie in Massen auftritt, tatsächlic­h Hygienepro­bleme bereitet und zur Last wird. In vielen bayerische­n Städten ist dies offensicht­lich schon der Fall – von anmutigen Friedenstä­ubchen ist dort keine Rede mehr, schon eher von fliegenden Ratten.

Ja, der Mensch kann offensicht­lich vieles einfach ausblenden. Dekoriert er Turteltäub­chen, denkt er nicht an graue Stadttaube­n. Sitzt er im Auto, denkt er nicht an Luftversch­mutzung. Isst er Schnitzel, denkt er nicht ans Schwein.

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