Faust mal fünf
Theater Eine Gruppe des IKG macht mit einem Klassiker Eindruck
Landsberg Fünf Schüler lassen sich in der Schulbibliothek einschließen. Ziel: lernen fürs Abitur, ja mehr als das. Alles wollen sie wissen, alles begreifen. Doch je mehr sie eintauchen in die Welt der Wissenschaft, desto aussichtsloser erscheint ihnen dieses Unterfangen. Ein Helfer müsste her. Kaum ausgesprochen, erscheint ein Geist. Und mitten hinein in die Hysterie tauchen zwei Teufelinnen auf und versprechen wie weiland Mephisto bei Goethes Faust, alle Wünsche zu erfüllen, wenn die Erdenbewohner ihnen im Jenseits zu Diensten wären. Die fünf schlagen ein, Wünsche werden erfüllt, die Tragödie nimmt ihren Lauf.
Das Oberstufentheater des Landsberger Ignaz-Kögler-Gymnasiums ist seiner Linie treu geblieben und hat auch für die mittlerweile fünfte Erarbeitung eines bühnenreifen Theaterstücks unter der Leitung und mithilfe der Theaterpädagogin Julia Andres einen bekannten Stoff nach eigener Vorstellung zurecht gerichtet. Heuer hat die mittlerweile eingeschworene Truppe ein eigenes Stück kreiert – nach Motiven des Dr. Faustus und Goethes Faust. Es wurde ein in der Jetztzeit angesiedeltes hochaktuelles Drama in 20 einprägsamen Bildern, mit dem die Schüler während zwei Aufführungen im Stadttheater bewiesen, dass der Inhalt des Klassikers zeitlos ist. In der Komplexität der heutigen Zeit ist es allerdings nicht mehr möglich, wie Faust ein Universalgenie zu sein, meinte das Autorenteam und präsentierte Faust in fünffacher Ausführung. Philosoph, Jurist, Mediziner, Theologe, Musiker: Jeder der fünf Schüler hatte eine Eigenschaft übernommen und diese jeweils hervorragend verkörpert.
Die Darsteller – knapp 30 waren in andere Rollen geschlüpft – lebten ihre Rollen förmlich, besonders eindrucksvoll gelang die Zerrissenheit, als den Bühnenfiguren klar wurde, dass Geld und Ruhm nicht alles sind und dass es nie möglich sein wird, alles zu wissen. Und dass es auch noch anderes als das bevorzugte Interessensgebiet gibt: „Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust“– wieder und wieder ist das geflügelte Wort im Theatersaal unterwegs.
Weil die Versuchungen im Vergleich mit früher nicht ab-, sondern mächtig zugenommen haben und unterschiedlicher Natur sind, ist auch Mephisto nicht mehr nur in einer Gestalt unterzubringen. Die Autoren kreierten den frechen, leicht durchschaubaren und den schleimig-süßen und umso gefährlicheren Teufel. Goethes Sprache verstaubt? Mitnichten, meist redeten die Schauspieler in den klassischen Reimen und meisterten eine enorme Menge an Text.
Aber nicht nur die Schauspielkunst der Theatergruppenmitglieder war beeindruckend. Es offenbarten sich auch einige Gesangstalente. Bühnenbild, Kulisse, das Programmbuch wie ein Reclam-Heftchen – es war alles wohldurchdacht. Zeitweise wurde nicht nur die Bühne, sondern das ganze Theater bespielt, und wenn Kulissenschieben notwendig war, wurden Geräusche mit Musik übertönt oder auch untermalt, je nach Betrachtungsweise. Und warum „F.A.U.S.T.“? Es ist Faust mal fünf – Franzi, Alex, Uli, Simone, Tom.
Ein hochaktuelles Drama in der Jetztzeit