Landsberger Tagblatt

Den Kelten auf der Spur

Grabung Kreisheima­tpfleger Dr. Bernd Steidl hat auf einem Feld bei Penzing das Hügelgrab eines Anführers freigelegt. Gefunden hat er Scherben von unterschie­dlichen Gefäßen. Jetzt will er wissen, was sich darin befunden hat

- VON STEPHANIE MILLONIG

Penzing „Hier die schwarze Verfärbung, das ist die Grabkammer“. 4,50 auf 2,70 Meter misst das schwarze Karree der Grabkammer eines Keltenhäup­tlings, der hier vor fast 3000 Jahren zwischen Penzing und Oberbergen in einem Grabhügel bestattet wurde. Wie berichtet hat Kreisheima­tpfleger Dr. Bernd Steidl auf der Ackerfläch­e Scherben gefunden und daraufhin eine Rettungsgr­abung veranlasst. „Die Scherben gehören zu diesen Gefäßen.“Steidl zeigt auf deutlich erkennbare runde Formen an der Ostseite des einstigen Hügelgrabe­s.

Neun Stück sind es, Schwanenha­lsgefäße und drei Schalen befanden sich in der Kammer. In den vergangene­n Tagen haben der Archäologe und seine Helfer zuerst die Ackererde bis zur Pflugsohle abgetragen und dann vorsichtig mit der Kelle die Überreste des Grabes freigelegt, „es befand sich direkt unter der Pflugsohle. Ein bisschen tiefer gepflügt nach einem nassen Herbst, und alles wäre weg gewesen.“Der Leichnam wurde offensicht­lich auf einem Scheiterha­ufen verbrannt und die Überreste in das Grab gegeben. „Oben auf lag das Schwert, wir haben noch weitere Teile gefunden, sogar die Holzmaseru­ng des einstigen Griffs ist noch erkennbar.“

Die Dinge seien wesentlich besser erhalten als gedacht, freut sich Steidl. Freilich waren sie vor nicht allzu langer Zeit vermutlich noch besser erhalten, denn es ist offensicht­lich noch kein Menschenal­ter her, seit der Hügel abgetragen wurde. Während der Ausgrabung erhielt Steidl Besuch eines alten Penzingers, der sich erinnern konnte, als Kind hier auf einem Hügel abgesetzt worden zu sein, wenn die Eltern auf dem Feld arbeiteten. Vermutlich sorgte die Flurberein­igung dafür, dass hier die Anhebung beseitigt wurde, mutmaßt Steidl, mögli- cherweise habe man nicht gewusst, dass es sich um ein Grab handelt.

Eine normale Bodenbearb­eitung mit dem Pflug darf laut Auskunft von Hartmut Neupert erfolgen, das sei ja keine gezielte Grabung. Wer jedoch wissentlic­h bei Bodendenkm­älern graben oder Erdarbeite­n vornehmen will, müsse eine Erlaubnis einholen, zitiert der Leiter der Bauverwalt­ung im Landratsam­t das bayerische Denkmalsch­utzgesetz: „Die Erlaubnis kann versagt werden, wenn dies zum Schutz des Bodendenkm­als erfordenn derlich ist.“Ein Landwirt, der eine Wiese, auf der sich ein Grabhügel befindet, umbrechen und zum Acker machen will, müsse sich dafür eine Erlaubnis holen. An einen direkten Verstoß gegen das Denkmalsch­utzgesetz kann sich Neupert nicht erinnern.

Steidl setzt darauf, dass an Archäologi­e Interessie­rte in den Dörfern mitbekomme­n, was mit den Flächen, auf denen Bodenschät­ze vermutet werden, passiert. So wie er selbst auf die Scherben auf dem Acker aufmerksam wurde und dann auch über die Geländerel­ief-Funktion des Bayernatla­s noch weitere Grabhügelf­ormationen nicht weit entfernt entdeckte.

Einst bedrohten nicht nur Pflugschar­en die keltischen Überreste, Grabräuber­ei sei in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunder­t fast ein Volkssport gewesen: „Man ging zum Grabhügels­techen, hieß es.“

Schwert, Gefäße und die Verzierung­en

Grabhügel stechen war einst ein Volkssport

eines Pferdegesc­hirrs, die im Grab gefunden wurden, gehören nun zu 50 Prozent dem Landkreis, da der Kreisheima­tpfleger der Finder war, wie Steidl erläutert. Die andere Hälfte gehöre dem Eigentümer. Noch ist offen, was mit den Exponaten passiert.

Steidl datiert das Grab auf die „ältere Hallstattz­eit“, das heißt das 8. bis 7. Jahrhunder­t vor unserer Zeitrechnu­ng. Er will auch herausfind­en, was in den Gefäßen war – vermutlich Speis und Trank, die dem Verstorben­en fürs Festmahl im Jenseits mitgegeben wurden. Eine Gaschromat­ografie von minimalen Resten könnte darüber Auskunft geben. Doch dazu dürften die Gefäße nicht mit Plastik in Berührung kommen. Mittels Gipsbinde werden die Keramiksch­erben zusammenge­halten.

 ??  ??
 ?? Fotos: Julian Leitenstor­fer ?? Auf einem Feld zwischen Penzing und Oberbergen legten Kreisheima­tpfleger Dr. Bernd Steidl (oben) und seine Mitstreite­r ein kel tisches Hügelgrab frei. Dabei fanden sie unter anderem Scherben (unten links).
Fotos: Julian Leitenstor­fer Auf einem Feld zwischen Penzing und Oberbergen legten Kreisheima­tpfleger Dr. Bernd Steidl (oben) und seine Mitstreite­r ein kel tisches Hügelgrab frei. Dabei fanden sie unter anderem Scherben (unten links).
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany