Kommt der Radweg jetzt doch?
Birkenallee Aus dem Umweltministerium war noch Anfang des Jahres zum wiederholten Mal ein Nein zu hören. Doch nun deutet sich aus dem Innenministerium eine Wende an. Das Staatliche Bauamt soll eine neue Planung vorlegen
Dießen Steht die seit Jahrzehnten geführte Auseinandersetzung um einen Radweg an der Birkenallee zwischen Dießen und Fischen jetzt an einem Wendepunkt? Nach den neuesten Informationen aus dem Innenministerium sieht es danach aus. Wie am Freitagnachmittag die stellvertretende Pressesprecherin des Ministeriums, Kathrin Fändrich, bestätigte, soll mit einer veränderten Planung erneut geprüft werden, ob ein Radwegbau durchs Naturschutzgebiet möglich wäre.
Dass etwas im Busch sein könnte, hatte zuvor eine Mitteilung aus dem Dießener Rathaus erahnen lassen. Darin wurde für Mittwoch zu einem Informationsgespräch eingeladen. Darin hieß es: „Zum Thema Radweg (...) hat die Oberste Baubehörde nun eine Entscheidung getroffen und die Gemeinden über die weitere Entwicklung unterrichtet.“Einzelheiten wurden nicht genannt. Auch Pähls Bürgermeister Werner Grünbauer, der den Birkenallee-Radweg nach seiner Wahl 2011 wieder auf die politische Agenda gebracht hatte, wollte seinen Kollegen Herbert Kirsch (Dießen) und Martin Höck (Raisting) nicht vorgreifen.
Laut der Ministeriumssprecherin seien vor Kurzem die beteiligten Bürgermeister und Landräte brieflich
Bürger, Betroffene und Behörden werden beteiligt
informiert worden, dass das Staatliche Bauamt in Weilheim eine neue beziehungsweise überarbeitete Radwegplanung vorlegen soll. Diese könnte dann Grundlage für ein sogenanntes Planfeststellungsverfahren sein. Ein solches Verfahren soll klären, ob ein Vorhaben genehmigungsfähig ist. Daran werden auch Bürger, Betroffene und Behörden beteiligt. Ein solches Verfahren war zuletzt 2000 eingeleitet, dann aber 2008 ohne Beschluss eingestellt worden, weil absehbar war, dass die damalige Planung aus Naturschutzgründen nicht genehmigt werden könnte.
Nun, so Fändrich, solle eine neue Planung den naturschutzrechtlichen Bedenken entgegenkommen. Ohne auf Details einzugehen, verwies sie insbesondere auf zwei Gesichtspunkte: So soll der Radweg möglichst nahe an der Allee errichtet werden, um möglichst wenig geschützte Flächen zu beeinträchti- gen. Dem Einwand von Naturschützern und Naturschutzbehörden, ein Radweg würde seltene, geschützte und nicht ausgleichbare Naturflächen durchschneiden, könnte durch eine Steg- oder Brückenkonstruktion über besonders sensible Flächen Rechnung getragen werden.
Bis wann ein solches Planfeststellungsverfahren zum Abschluss kommt und gegebenenfalls Baurecht für einen Radweg besteht, ist offen. Solche Verfahren können sich unter Umständen hinziehen, und am Ende könnte ein Planfeststellungsbeschluss auch noch vor den Gerichten landen. Dass Recht und einem Radweg durchs Naturschutzgebiet am Ammersee-Südufer entgegenstehen, hatte es zuletzt Anfang Januar nach einem Gespräch der beteiligten Bürgermeister von Dießen, Pähl und Raisting sowie der Landräte von Landsberg und Weilheim-Schongau im Umweltministerium geheißen berichtete). Und der Freistaat werde auch kein neues Planfeststellungsverfahren durchführen, wenn keine Aussicht auf ein positives Ergebnis bestehe.
Zugleich wurde aber auch vereinbart, dass sich der Amtschef des Umweltministeriums und der Leiter der Obersten Baubehörde noch einmal zusammensetzen sollen, um zu prüfen, ob es neue Fakten gibt, die ein erneutes Genehmigungsverfahren als sinnvoll erscheinen lassen.
Zuvor hatte es Jahre geheißen, ein Radweg würde zu viel seltene und streng geschützte Naturfläche durchschneiden (von rund 800 Quadratmetern war dabei die Rede). Ein anderes Naturschutz-Argument waren die Fluchtdistanzen der im Ammermoos lebenden und brütenden Vögel. Vor allem sehr seltene Wiesenbrüterarten würden durch Radfahrer, insbesondere, wenn diese auch mal auf freier Strecke anhielten, eher verscheucht als vom Autoverkehr. Solche Bedenken konnte auch eine von den drei AnGesetz rainergemeinden beauftragte Machbarkeitsstudie nicht ausräumen, die durchaus Möglichkeiten für einen Radwegbau dargestellt hatte. Die Naturschutzbehörden blieben bei ihrem Nein. Wegen dieses nicht auflösbaren Konflikts wurde aber dann 2016 der Gedanke entwickelt, den Radweg (teilweise) auf Stelzen über dem Straßengraben an der Birkenallee zu errichten.
Unter anderem bei einem Treffen der Dießener Grünen kam eine solche Überlegung zur Sprache. Diese Gedanken sollen jetzt offenbar in der vom Weilheimer Bauamt demnächst vorzulegenden neuen Planung berücksichtigt werden.