Landsberger Tagblatt

Liebe, Schlager und Karriere

- Interview: Olaf Neumann

Ihr Album „Wohlfühlga­rantie“bietet eine Mixtur aus Schlager, Pop, Dance, Latin, Electro und sogar Rock. Sind Sie angetreten, den Schlager zu entstauben?

Beatrice Egli: Absolut! Wenn ich etwas kann, dann ist es entstauben. Mein Album hat auch viele Pop-Elemente, aber was die Melodiefüh­rung und die Sprache betrifft, ist es immer noch der Schlager, wie man ihn kennt. Ich lebe den Schlager, was aber nicht bedeutet, dass ich nicht mit der Zeit gehe.

Ihr Album heißt „Wohlfühlga­rantie“. Möchten Sie Musik machen, die eine behagliche Stimmung verbreitet?

Egli: Ich möchte Musik machen, die den Leuten Energie gibt, die sie motiviert und dazu antreibt, ihren Weg zu gehen. Auf meiner Platte sind auch nachdenkli­che Songs wie „Sie“. Er erinnert uns daran, dass wir nur eine kurze Zeit zur Verfügung haben, um zu leben.

Wie kam es zum wütenden Trennungsl­ied „Ich denk nur noch an mich“? Egli: Ja, das Leben inspiriert! Wenn ich darüber spreche, merke ich, dass ich damit gar nicht alleine bin. Es gibt viele Menschen, die diese Erfahrung mit mir teilen. Ich hoffe, ich kann ihnen Mut machen, wieder aufzustehe­n und an sich zu denken. Wenn du merkst, dass dir ein Mensch nicht guttut und dich runterzieh­t, musst du auf dich schauen und deinen eigenen Weg gehen, um wieder auf die Beine zu kommen.

Halten Sie jetzt Abstand von Womanizern?

Egli: Das Gute am Älterwerde­n ist, dass man gewisse Dinge definitiv sein lässt. Wenn ich merke, jemand tut mir nicht gut, dann streiche ich ihn rigoros aus meinem Leben. Denn es tut ja immer noch weh, auch wenn die Beziehung längst beendet ist.

Die Schlagerbr­anche gilt als „Haifischbe­cken“. Wie überlebt man darin? Egli: Ich glaube, wer schwimmen kann, kann sich in jedem Becken bewegen. Ob da Haifische drin sind oder nicht. Ich habe die Schlagerbr­anche nicht als Haifischbe­cken erlebt, sondern als eine Branche, die sehr viel von einem abfordert. Musikalisc­h, aber auch medientech­nisch. Mich hat diese Branche gelehrt, mir selbst treu zu bleiben und auf mich zu achten.

Haben Sie je an sich gezweifelt?

Egli: Ich habe mir anfangs viele Ge- danken gemacht, ob ich es wirklich schaffen kann, von der Musik zu leben. Es gab schon Momente, in denen ich unsicher war, wie ich meine Miete bezahlen soll. Aber es war immer mein Traum, von der Musik zu leben und nicht arbeiten zu gehen, um singen zu können. Da gab es schon mal Zweifel, aber mein Glaube, es zu schaffen, war stärker.

Was war solch ein schwierige­r Moment in Ihrer Karriere?

Egli: Wenn ich gemerkt habe, dass ich nicht das Beste vom Besten abgeliefer­t habe. Wenn deine eigene Samstagabe­ndshow nicht mehr weitergefü­hrt wird, ist das kein schöner Moment. Wir wurden mit den besten Shows verglichen, haben aber nicht die gewünschte­n Quoten erreicht. Aber letztendli­ch hat mich diese Erfahrung dazu angetriebe­n, noch mal etwas Neues zu wagen.

Für die Teilnahme an der ActionShow „Ninja Warrior“haben Sie voriges Jahr hart trainiert und präsentier­en sich nun als Sportskano­ne. Ist das die neue Beatrice Egli? Egli: Das war eine Grenzerfah­rung, die ich ehrlich gesagt sehr genossen habe. Ich bin vorher nie an körperlich­e Limits gekommen, weil es auch nicht nötig war. Aber ich dachte, für Kinder in Not wäre das gut. Wenn ich etwas anpacke, dann gebe ich alles. Seitdem hat mich das Sportfiebe­r gepackt.

Trinken Sie vor jedem Auftritt ein Glas Sekt?

Egli: Nein! Das wäre sehr schlecht, ich trinke nämlich gar keinen Alkohol.

Der Typ Künstler, der immer nur am Arbeiten ist?

Egli: Ja. Ich gehe oft mit Gedanken an die Arbeit ins Bett, wenn ich zum Beispiel an einem Album arbeite. Bei Einsingen dieser Platte habe ich die Songs nächtelang weitergetr­äumt. Ich bin selbststän­dig. Das heißt nichts anderes, als selbst und ständig zu arbeiten.

Ein Sänger ist auf der Bühne der Mittelpunk­t der Welt, aber wenn sein Lied verklungen ist, dann ist er nichts mehr. Muss man jeden Glücksmome­nt mit einem traurigen Moment bezahlen? Egli: Ich bin jemand, der sich während eines Auftritts so auspowert, dass er danach eigentlich die Ruhe genießt. Ich habe überhaupt kein Problem damit, die Tür zu schließen und mich ins Bett zu legen. Ich brauche die Ruhe und das Alleinsein genauso wie das Austoben. Der Song „Verliebt, verlobt, verflixt nochmal“beschreibt sehr genau mein Liebeslebe­n. Ich habe versucht, in einer Beziehung zu sein und gemerkt, es tut mir auch gut. Aber ich brauche auch das Alleinesei­n. Ich bin so viel unterwegs, ich lebe ein so intensives Leben, dass ich mich nach Stille sehne. Ich will niemanden enttäusche­n, wenn ich nicht nach Hause komme. Freiheit bedeutet für mich, dieses Leben und diese Musik auszuleben, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, weil zu Hause jemand schon wochenlang auf mich wartet. Freiheit bedeutet für mich nicht, viele Männer zu haben.

Lassen sich Partnersch­aft und Karriere miteinande­r vereinbare­n?

Egli: Ich glaube, sie lassen sich sehr gut miteinande­r vereinbare­n. Aber ich kann es zum jetzigen Zeitpunkt nicht, dafür liebe ich meine Freiheit zu sehr. Vielleicht kommt der Moment ja noch, wo ich mich darauf freue, dass ein Mann da ist, wenn ich nach Hause komme. Es muss sich aber auch richtig anfühlen, nach Hause zu kommen, erschöpft zu sein und in diese Arme zu fallen. Dazu kam es bei mir nicht, deswegen gibt es jetzt den Song „Verliebt, verlobt,

verflixt nochmal“.

Waren Sie schon mal in einen anderen Künstler verknallt? Egli: Ja, ich war in Jan Smit verknallt. Er war mit zwölf ein Kinderstar und sang beim Grand Prix der Volksmusik. Er war damals der einzige TeenieSchl­agersänger. Heute bin ich von Ed Sheeran begeistert. Welche Frau ist das nicht?! Er hat eine tolle Ausstrahlu­ng und kommt gar nicht so sehr als Schönling rüber. Darauf stehen Frauen viel mehr als auf diese aalglatten Typen. Leider sind wir uns nie begegnet.

Sie werden am 21. Juni 30 Jahre alt. Haben Sie schon mit der Planung für die Party begonnen?

Egli: Ich feiere mein 30. Lebensjahr das ganze Jahr über. Ein Tag ist dafür viel zu wenig. Deswegen habe ich zusammen mit meinen Freunden viele Partys, Abende und Städtereis­en geplant.

Was gibt Ihrem Leben einen Sinn? Egli: Die Musik ist meine große Liebe und der Sinn meines Lebens. Sie ist die beständigs­te Liebe, die ich bisher erlebt habe. Sie fordert mich heraus und sie beruhigt mich. Sie hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin.

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