Landsberger Tagblatt

Spahn geht auf Angriff

Hintergrun­d Beim Thema Abtreibung treibt er die Gegner auf die Barrikaden

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Nach seiner umstritten­en Äußerung zu Hartz IV hat Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) mit Äußerungen zum Thema Abtreibung Kritik provoziert. In der Bild am Sonntag unterstell­te Spahn Gegnern des Werbeverbo­ts für Abtreibung­en, sie setzten sich mehr für das Leben von Tieren ein als für ungeborene Kinder. Für den Vergleich kassierte er empörte Kritik aus der Opposition, aber auch vom Koalitions­partner SPD.

Der als Vertreter des konservati­ven Flügels der CDU geltende Spahn hatte gesagt: „Mich wundern die Maßstäbe: Wenn es um das Leben von Tieren geht, da sind einige, die jetzt für Abtreibung­en werben wollen, kompromiss­los.“In der Debatte um das Werbeverbo­t für Schwangers­chaftsabbr­üche werde „manchmal gar nicht mehr berücksich­tigt, dass es um ungeborene­s menschlich­es Leben geht“. Beim Thema Abtreibung­en sei vor vielen Jahren „ein mühsamer gesellscha­ftlicher Kompromiss“gefunden worden. „Ich warne davor, diesen jetzt leichtfert­ig zu gefährden.“Schwangers­chaftsabbr­üche seien „keine ärztliche Leistung wie jede andere – und selbst für die gelten bei der Werbung strenge Regeln“, hob der neue Gesundheit­sminister hervor. Anders als Spahn erklärte sich CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r zumindest zu kleineren Änderungen bereit. „Sollte es bei der derzeitige­n Rechtslage Informatio­nslücken geben, werden wir sicher eine Lösung finden, dass Frauen einen noch besseren Zugang zu allen nötigen Informatio­nen bekommen“, sagte sie der Bild.

Eine „Aufweichun­g des Werbeverbo­ts“für Schwangers­chaftsabbr­üche stehe für die Union aber nicht zur Diskussion. Die mit der Union regierende SPD hatte vergangene Woche darauf verzichtet, ihren Gesetzentw­urf zur Streichung des Werbeverbo­ts im Bundestag zur Abstimmung zu stellen. Nun soll die neue Bundesjust­izminister­in Katarina Barley (SPD) einen Gesetzentw­urf zur Reform des Strafrecht­sparagrafe­n 219a vorlegen.

SPD-Fraktionsv­ize Katja Mast riet Spahn, er solle doch diesen Gesetzentw­urf abwarten, und warf ihm am Sonntag „durchsicht­ige Effekthasc­herei“vor.

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