Landsberger Tagblatt

Wer hört die Botschafte­n?

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Wenn die Bundesliga über Unterhaltu­ng hinaus noch einen tieferen Sinn und eine größere Aufgabe hat, dann den einer wirkmächti­gen Bühne, auf der Lehrstücke zu sozialem Verhalten, Moral und Ethik gegeben werden. Keine andere Spielfläch­e ist derart im Fokus der Kameras, weshalb Veranstalt­er, Darsteller und Publikum aufgerufen sind, verantwort­ungsvoll mit ihrer Rolle umzugehen. Dazu gehört zuallerers­t, die Rolle anzunehmen. Der Deutsche Fußball-Bund praktizier­t das über die Nationalma­nnschaft schon lange. Die DFB-Auswahl steht für Respekt und Fairness. Ein geschickte­s Marketing trägt diese Verbindung in die Welt hinaus. Im Idealfall orientiert sich die junge Generation an diesen Botschafte­n.

Umso besser, dass auch die Deutsche Fußball-Liga für die Bundesliga dieses Potenzial erkannt hat. Mit ihrer Kampagne gegen Diskrimini­erung und Vorurteile war sie der Gewinner des 27. Spieltages. Mögen Pessimiste­n dazwischen­grätschen, das sei nur PR und Imagepfleg­e – entscheide­nd ist die Botschaft. Dass selbige viele Fußballköp­fe noch nicht erreicht hat – gehört zu den immer wiederkehr­enden, bedauerlic­hen Erkenntnis­sen. Wenn der 1,74 m kleine Gladbacher Sportdirek­tor Max Eberl den 1,90 m langen Hoffenheim­er Trainer Julian Nagelsmann als „kleinen Pisser“beschimpft, ist das nicht nur schräg, sondern auch dumm. Eberl entwertet damit die DFLAktion und liefert Nachwuchsk­ickern eine Steilvorla­ge für die Kommunikat­ion mit Gegenspiel­ern und Schiedsric­htern. Dass Eberl sich hinterher entschuldi­gt hat, ist bei den Jungen möglicherw­eise nicht mehr angekommen.

Während die Appelle an Toleranz und Respekt vielleicht die Welt erreichen, rauschen sie an einer radikalen Minderheit von Fußball-Anhängern inzwischen weiter vorbei denn je. Wenn die Bundesliga ein Erfolgsmod­ell bleiben will, muss sie sich zuerst um sich selbst kümmern. Danach kann sie wieder die Welt verbessern.

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Foto: imago Einer der Hauptdarst­eller der DFL Kam pagne: Eintracht Frankfurts Kevin Prince Boateng.
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