Hamburger Abstiegskampf
Bundesliga Nach dem bitteren 1:2 gegen Hertha flogen auf den Rängen die Fäuste. Polizei verhindert Platzsturm
Hamburg Die zarte Aufbruchstimmung beim Krisenklub Hamburger SV um Neu-Trainer Christian Titz ist schon wieder dahin. Nach dem bitteren 1:2 (1:0) gegen Hertha BSC und dem gefühlt unvermeidbaren ersten Abstieg der Vereinsgeschichte gab es erste Misstöne im Team. Der in der Ehre gekränkte Kyriakos Papadopoulos polterte wegen seiner Verbannung auf die Auswechselbank gegen Hoffnungsträger Titz. Offen zutage traten erneut die Risse zwischen Mannschaft und einst treuen Fans, die vom anhaltenden Abstiegskampf ermüdet sind. Einige Ultras verlieren immer häufiger die Nerven. So kam es nach Spielende zu Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Randalierern. Ein Platzsturm und ein Eindringen in die Stadionkatakomben wurde verhindert. Die Polizei musste Schlagstöcke und Pfefferspray einsetzen. Neun Menschen wurden verletzt. Nach rund einer Stunde war der Spuk vorbei. Nicht abregen konnte sich hingegen Papadopoulos. Dem erstmals in seiner HSV-Zeit zum Reservisten degradierten Abwehrchef platzte der Kragen. „Dass man die Erfahrenen, die letzte Saison den Klassenerhalt geschafft haben, nicht in die Mannschaft nimmt, kann ich nicht verstehen“, grollte Papadopoulos.
Das ging klar gegen Titz, der am Sonntag Rückendeckung von Vorstandschef Frank Wettstein erhielt. „Ich stehe voll hinter den Maßnahmen vom Trainer“, betonte Wettstein. Quertreiber Papadopoulos muss dagegen mit Konsequenzen rechnen. „Er hat sich und uns keinen Gefallen getan. Er hat nicht das Recht, die sportliche Situation zu ignorieren. Wir werden das nicht tolerieren“, meinte Wettstein. Zumal der verbal attackierte dritte HSV-Cheftrainer nach Markus Gisdol und Bernd Hollerbach vieles richtig gemacht hat. Titz hatte in der ersten Trainingswoche als Chefcoach alles probiert: ein Casting mit 33 Spielern, die alle Bewährungschancen erhielten, sowie das Einüben neuer Spielvarianten und eine andere taktische Ausrichtung. Bei Titz’ neuem System blieben einige der etablierten Profis auf der Strecke, die Tempodefizite haben. Dazu zählen Papadopoulos und Mergim Mavraj. Bei der Nominierung des 18er-Kaders strich er die etablierten Profis Walace, Hahn, Diekmeier und Mavraj komplett und nahm zudem fünf Umstellungen in der Startelf vor – „Papa“musste auf die Bank. Titz baute das Team tiefgreifend wie keiner seiner Vorgänger um: Keeper Julian Pollersbeck, Tatsuya Ito und Matti Steinmann waren gleich die Besten.
Doch 45 gute Minuten und die verdiente Führung durch Douglas Santos (25.) reichten nicht. Ich habe in der Halbzeit gesagt: Männer, der Gegner hat die Angst“, berichtete Hertha-Trainer Pal Dardai über seinen Motivationskniff. Er sollte recht behalten. Die Hertha beendete im Volksparkstadion eine 448-minütige Torflaute und drehte das Match durch Valentino Lazaro (56.) und Salomon Kalou (63.). Durch den neuerlichen Rückschlag hat der seit 14 Spielen sieglose HSV wohl die letzte Chance auf die Rettung verspielt.
Tore 1:0 Douglas Santos (25.), 1:1 Lazaro (56.), 1:2 Kalou (63.) Zuschauer 52 195